Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Stuttgart

Umweltverwaltung im Land schlecht aufgestellt

Schutzgebiete können aus Personalnot nicht überwacht werden und verschlechtern sich, Ausgleichsmaßnahmen stehen oft nur auf dem Papier, Planungsverfahren ziehen sich in die Länge: Schon lange bemängelt der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV), dass in der Umweltverwaltung des Landes Personal fehlt.
Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Artikel teilen:
„In den letzten Jahrzehnten wurde bei der Umweltverwaltung überproportional eingespart, weil Einsparungen bei anderen Landesaufgaben tabuisiert waren“, so der LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner.

Er sehe sich durch ein vom Umweltministerium in Auftrag gegebenes Gutachten bestätigt. Es zeige, dass Baden-Württemberg im Bundesländervergleich besonders schlecht dastehe. Im Vergleich mit Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen werde das „Musterländle“ auf den letzten Platz verwiesen. Bezogen auf Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft verfüge die baden-württembergische Umweltverwaltung nur über zwei Drittel des Personals von Bayern und liege sogar noch hinter Nordrhein-Westfalen und Niedersachen.

Zahlreiche Pflichtaufgaben könnten nicht oder nur ungenügend erledigt werden, kritisiert der Dachverband der Umweltverbände. Genehmigungsverfahren verzögerten sich und Industriebetriebe fänden oft keine kompetenten Ansprechpartner mehr in der Verwaltung. „Die Tatsache, dass EU-Beschwerden zu Fällen in Baden-Württemberg laufen, hat sicher auch mit dem Personalmangel zu tun“, ist sich der LNV-Chef sicher.

Doch beim LNV sieht man einen Hoffnungsschimmer. Über die Stärkung der Umweltverwaltung werde konstruktiv diskutiert, zum Beispiel in der Landtagsdebatte vom 21. Juni 2017 zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Umweltminister Franz Untersteller renne jedenfalls mit seiner Forderung nach 300 neuen Stellen beim LNV offene Türen ein.

Bemerkung der Redaktion: Neue Stellen zu schaffen allein genügt nicht. Absehbar werden bundesweit schon viele Wiederbesetzungen in den kommenden Jahren nicht mehr mit ausreichend qualifiziertem Personal erfolgen können – darin sind sich viele Praktiker im Berufsfeld einig. Es bedarf dringend einer konzertierten Aktion für mehr Quantität und vor allem Qualität mit Blick auf die Praxisanforderungen in Aus- und berufsbegleitender Weiterbildung.

Bei anderer Gelegenheit kritisierte der LNV, dass Hochschulen immer weniger Wert auf Forschung und Lehre im Bereich der speziellen Botanik und Zoologie legten und Absolventen von Studiengängen wie Biologie, Landschaftsplanung oder Forstwissenschaften beim Start in das Berufsleben somit auch immer weniger Kenntnisse über (heimische) Arten mitbrächten. Studiengänge bzw. Lehrstühle mit naturschutzrelevanten Schwerpunkten seien gerade auch in Baden-Württemberg abgebaut worden.

In einer Umfrage unter Planungsbüros und Naturschutzbehörden fragte der LNV nach Artenkenntnissen und anderen naturschutzbezogenen Fähigkeiten. Mit 20 Rückmeldungen sei die Umfrage zwar nicht repräsentativ, gebe aber deutliche Hinweise auf Defizite in der Hochschulausbildung. Ein Großteil der Befragten schätzte die Artenkenntnisse der Absolventen als schlecht oder verbesserungsbedürftig ein, wobei eine deutliche Verschlechterung der Kenntnisse und Fähigkeiten in den letzten zehn bis 20 Jahren zu beobachten sei. Ähnlich unzureichend seien die naturschutzrechtlichen Kenntnisse sowie Fähigkeiten im Bereich des Biotop- und Artenmanagements bewertet worden. Insbesondere für die Bereiche Arten- und Kartierkenntnisse sowie landschaftsplanerische Fähigkeiten ließen sich kaum geeignete Bewerber finden.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren