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Vielfalt der Beziehungen zwischen Arten hoch bedeutsam

Gießen (JLU). Nicht allein der Verlust an Arten, sondern auch die damit einhergehende Verarmung an biologischen Beziehungen ist besorgniserregend. Darauf hat eine internationale Studie hingewiesen, an der der Gießener Tierökologe Prof. Dr. Volkmar Wolters beteiligt war. Sie wurde in dem Fachblatt Nature veröffentlicht (DOI:10.10 38/nature19092). „Die Diversität der Nahrungsbeziehungen ist auch ungeheuer wichtig für die Funktionsfähigkeit unserer ohnehin schon verarmten ­Agrarsysteme“, erläuterte Wolters. „Der Erhalt der Beziehungsvielfalt muss ein zentrales Ziel der nachhaltigen Bewirtschaftung werden“, lautet sein Appell.

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Aufgrund vielfältiger Interaktionen und Rückkopplungen zwischen den Arten einer ökologischen Gemeinschaft könne man die Konsequenzen des Artenverlusts nur beurteilen, wenn man dessen Auswirkungen auf das komplexe Beziehungsgefüge kenne, heißt es in der Publikation. Dieser wichtige Aspekt sei bisher von der Biodiversitätsforschung fast völlig vernachlässigt worden. Der Grund leuchte ein: Die beteiligten Experten müssten sich zwangsläufig auf relativ überschaubare Organismengruppen spezialisieren. Umso schwerer falle es ihnen, über den Tellerrand des eigenen Forschungsfeldes hinausschauen und die Wechselbeziehungen in den Blick zu nehmen.

Diese Barriere sei im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten interdisziplinären Großprojekts überwunden worden. Unter Leitung von Dr. Santiago Soliveres vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern fasste die Grup­pe die Daten von rund 300 deutschen und schweizerischen Wissenschaftlern zu mehr als 4600 Arten aus neun Nahrungsgruppen und für 14 Ökosystemfunktionen zusammen.

Eines der Ergebnisse: Der Einfluss der Biodiversität auf die Funktionsfähigkeit ökologischer Systeme sei mindestens so groß wie der Einfluss vieler Umweltfaktoren und Managementmaßnahmen. Die enorme Wirkung der Vielfalt basiere darauf, dass es für den Erhalt jeder einzelnen Funktion eines hohen Artenreichtums in mindestens drei Nahrungsgruppen bedürfe. Weil sich die Zusammensetzung dieser Gruppen zwischen den einzelnen Funktionen stark unterscheiden könne, summierten sich die Bio­diversitätseffekte zu einer Größenordnung auf, die auch die Forscherteams überraschte.

„Ein mich besonders berührendes Ergebnis ist, dass sich gerade Artengruppen, die wir Menschen für schädlich, lästig oder gar überflüssig halten, als funktionell sehr wichtig erwiesen haben“, freute sich der Gießener Tierökologe: „Die Menschheit wird ihre Sichtweise auf die Natur, von der sie leichtfertiger Weise glaubt, dass man sie mit chemischen und mechanischen Mitteln beherrschen kann, deutlich verändern müssen.“ Nur dann werde sie den zukünftigen Herausforderungen an die Produktion von Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Energie gewachsen sein.

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