Auenentwicklung und Energiewende
Gut 100 Teilnehmer aus ganz Deutschland trafen sich auf Einladung des Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND) auf der Burg Lenzen, um sich im Rahmen der 5. Naturschutztage an der Elbe über aktuelle Entwicklungen im Natur- und Umweltschutz zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Wege zur Lösung von Problemen zu diskutieren.
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Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, stellte die im Juni 2012 erschienene neue Naturschutzposition des BUND vor. Deutlich sei, so Weiger, dass der Naturschutz in Deutschland viel erreicht habe: Zahlreiche wertvolle Flächen seien inzwischen in das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 eingebunden, als Naturschutzgebiete oder Nationalparke gesichert. Mit Erfolgsprojekten wie dem Grünen Band habe ein nationales Biotopverbundsystem aufgebaut werden können, aber auch neue Partner für die Bewahrung dieses nationalen Naturerbes seien gewonnen worden.
Die anschließende Podiumsdiskussion zeigte eines der Themenfelder auf, in denen der BUND noch großen Handlungsbedarf sieht: den Schutz der Auenlebensräume, die zu den artenreichsten, aber auch den am stärksten gefährdeten Lebensräumen Mitteleuropas gehörten. Viele der aktuellen Konflikte zwischen Auenschutz und Auennutzung würden am Beispiel der Elbtalaue nur zu deutlich: Im Fokus steht dabei aus Sicht des BUND v.a. die aktuelle EU-Agrarförderpolitik, die einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung übermäßige Wettbewerbsvorteile einräume und die wertvollen, da extensiv genutzten Grünlandflächen zunehmend verschwinden lasse. Die Folge sei u.a. ein dramatischer Rückgang typischer Vogelarten der offenen Feuchtwiesen.
Als weiteres Konfliktthema kristallisierte sich der Umgang mit Auenwäldern heraus, die als Lebensräume für Pflanzen und Tiere eine herausragende Bedeutung hätten. Prof. Dr. Emil Dister, Leiter des WWF-Aueninstituts an der Universität Karlsruhe, machte deutlich, dass Auenwaldinseln im Fluss nicht den Hochwasserabfluss behinderten, wie häufig behauptet, sondern durch Reduzierung der Strömungsgeschwindigkeit ausgesprochen positiven Einfluss auf das Hochwassergeschehen hätten. „Politik, die das nicht sieht, ist falsch beraten“, so Dister.
Lösungsansätze für die diskutierten Konflikte sahen die Diskussionsteilnehmer u.a. in einer verbesserten Lobbyarbeit auf EU-Ebene. Naturschutz und Landwirtschaft müssten dabei an einem Strang ziehen und sich gemeinsam dafür stark machen, dass Leistungen der Landwirte zur Erhaltung der Arten- und Lebensraumvielfalt in angemessenem Umfang honoriert werden.
Mit dem zweiten Schwerpunktthema, der „Energiewende“, befassten sich mehrere Workshops sowie ein Vortrag von Ingrid Nestle, Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein. Kritik wurde von den Fachleuten v.a. am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geübt, das im Zusammenspiel mit der europäischen Subventionspolitik Maismonokulturen auf Kosten einer vielfältigen Kulturlandschaft fördere. Neben einer entsprechenden Novellierung des EEG forderten die Workshop-Teilnehmer, die Ziele des Naturschutzes stärker als bislang bei der Planung von Biogas- und Windkraftanlagen zu berücksichtigen.
Neben den Vorträgen und Diskussionen kam auch das Naturerlebnis nicht zu kurz: Bei Exkursionen ins Rambower Moor, in die Lenzener Elbtalaue und in die Hohe Garbe konnten die Teilnehmer die stimmungsvolle Herbstlandschaft im Biosphärenreservat genießen.
Wie in den Jahren zuvor, engagierten sich bei der Gestaltung der Naturschutztage neben dem BUND auch die NaturStiftung David, die Stiftung Euronatur sowie weitere Partner aus der Wissenschaft wie die Universität Göttingen und die Hochschule Neubrandenburg.
Kontaktadresse: BUND-Landesverband Niedersachsen, Goebenstraße 3a, D-30161 Hannover, E-Mail Stephan.Held@nds.bund.net, Internet http://www.bund-niedersachsen.de.
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