Feuchtgebiete an der Adria
Radolfzell (EN). „Trotz erster Naturschutzerfolge gleicht die Reise der Zugvögel über die östliche Adria nach wie vor einem Spießrutenlauf.“ Mit diesen Worten hat Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der international tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur, zum Weltzugvogeltag am 12. und 13. Mai auf das hohe Gefährdungspotenzial ziehender Vogelarten fern ihrer Brutgebiete hingewiesen. „Wenn wir unsere Vogelwelt in Deutschland in ihrer Vielfalt bewahren wollen, müssen wir dringend auch auf dem scheinbar weit entfernten Balkan für einen verbesserten Schutz dieser faszinierenden Tiere sorgen.“
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Die Situation an der Ostküste der Adria von Slowenien über Kroatien und Montenegro bis nach Albanien sehe düster aus: In dem schmalen Küstenstreifen seien in den letzten 60 Jahren drei Viertel der Feuchtgebietsflächen durch Trockenlegung, intensive Landwirtschaft und Tourismus stark beeinträchtigt oder ganz zerstört worden. Zudem koste die Vogeljagd dort jährlich mehreren Millionen Vögeln das Leben. Zahlreiche Zugvogelarten, die in Deutschland brüten und hier mit aufwändigen Maßnahmen geschützt werden, seien auf die Rastplätze an der östlichen Adria angewiesen – wie Schilfrohrsänger, Bekassine, Fischadler und Knäkente. „Unsere Arbeit gegen Vogeljagd und Lebensraumzerstörung auf dem Balkan erscheint wie ein Kampf von David gegen Goliath. Aber aktuelle Beispiele zeigen die Bedeutung und den Einfluss internationaler Unterstützung“, sagte Schwaderer.
So verschafften Berichte deutscher Medien den Zugvögeln im EuroNatur-Projektgebiet Naturpark Hutovo Blato in Bosnien-Herzegowina im Frühjahr dieses Jahres eine so ruhige Rast wie lange nicht. Das Gebiet gehöre zu den Hauptbrennpunkten der Vogeljagd auf dem Balkan. Auch in der Saline Ulcinj in Montenegro fanden Zugvögel im Frühjahr 2012 eine sichere Zuflucht, da die EuroNatur-Partnerorganisation CZIP den wichtigsten Zugvogel-Rastplatz an der östlichen Adria zuverlässig kontrollierte und die Einhaltung der Jagdgesetze überwachte. Nach internationalen Protesten habe die Regierung Montenegros entschieden, die Saline Ulcinj nicht als Tourismusgebiet und potenzielles Bauland auszuweisen.
„Zumindest vorübergehend haben wir einige Verbesserungen erreicht, aber wir sind noch längst nicht am Ziel“, betonte Schwaderer. Dringend nötig sei die regelmäßige Überwachung sämtlicher Rastgebiete an der östlichen Adria, um die Wilderei zu bekämpfen. Außerdem setze sich EuroNatur dafür ein, diesen Teil Europas mit seinem großartigen Kultur- und Naturerbe bekannter zu machen und so vor der Zerstörung zu bewahren.
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