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Überleben durch Wiederansiedlung

Ob Wildkatze, Wisent oder Ziesel – immer häufiger sorgen Wiederansiedlungsprojekte für die Rückkehr ausgestorbener Tierarten. Doch mit dem Fang der Tiere und dem Öffnen der Transportkiste ist es nicht getan. Wiederansiedlungsprojekte sind ausgesprochen langwierig und teuer, viele scheitern. Und häufig stellt sich die Frage: Wurden die Gründe für das Aussterben überhaupt beseitigt? Um die Durchführung von Wiederansiedlungen zu diskutieren und einen Austausch zwischen den aktuell laufenden Projekten zu ermöglichen, veranstaltete die Aktion Fischotterschutz e.V. daher Anfang November eine Tagung unter dem Motto: „Wiederansiedlung von Säugetieren – wann ist es sinnvoll?“.

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Trotz seiner Einordnung als „bedrohte Tierart“ sind Wiederansiedlungsprojekte
für Fischotter nicht notwendig.
Trotz seiner Einordnung als „bedrohte Tierart“ sind Wiederansiedlungsprojekte für Fischotter nicht notwendig.Aktion Fischotterschutz
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Mehr als 50 Teilnehmer aus Behörden, Naturschutzverbänden und zoologischen Einrichtungen ließen sich über neun verschiedene Projekte informieren. Auf besonderes Interesse stieß der Vortrag von Ole Anders vom Nationalpark Harz über die dortige Wiederansiedlung des Luchses. „Nahezu 30 Jahre hat die Diskussion über dieses Thema angedauert, bis dann zwischen den Jahren 2000 und 2006 insgesamt 24 Luchse in die Harzwälder entlassen wurden“, konstatierte Anders. Zwischenzeitlich haben sich die Rückkehrer etabliert, denn zunehmend lassen sich auch Jungtiere beobachten. Ebenso konnten auch Abwanderungen dokumentiert werden. Ein Luchsweibchen hat sich sein Revier südlich von Kassel gesucht. Insgesamt gesehen ist diese Wiederansiedlung der Luchse im Harz daher als ein Erfolg zu verbuchen.

Auf diesen warten noch die Betreuer von zwei Projekten zur Wiederansiedlung des Europäischen Nerzes im Saarland und in Niedersachsen. Der seit nahezu 100 Jahren in Deutschland ausgestorbene Nerz muss als hochgradig gefährdet angesehen werden, da die letzten Reste seines Vorkommens in Osteuropa und an der Grenze zwischen Frankreich und Spanien immer weiter verschwinden. Doch was sind die Gründe hierfür? Die bisher wiederangesiedelten Nerze sind schwer zu beobachten und die Verluste durch Fressfeinde und andere Ursachen sind bei solch kleinen Tieren entsprechend hoch. Insofern muss abgewartet werden, wie sich die künstlich eingebrachten Populationen in den nächsten Jahren entwickeln.

Weniger an biologische als an politische Grenzen stößt das Projekt des Vereines „Wisent Welt Wittgenstein“ zur großflächigen Haltung von Wisenten im Rothaargebirge. Diese großen Rinder können erhebliche Fraßschäden an Bäumen anrichten und Wanderer werden einer Begegnung mit ihnen, ohne einen schützenden Zaun, eher aus dem Wege gehen. Insofern ist vorläufig die Haltung einer größeren Herde in einem gegatterten Areal vorgesehen.

Auf Vorbehalte stoßen auch die überaus erfolgreichen Biberaussetzungen an vielen Stellen in Deutschland, die in den letzten Jahren durchgeführt wurden. Wenn dicke Bäume gefällt und Kläranlagen verstopft werden, Zuckerrüben verschwinden oder Traktoren in Erdhöhlen stürzen, ist die Toleranz auch gegenüber bedrohten Tierarten in der Regel erschöpft. Hier hilft nur noch ein sachkundiges Konfliktmanagement. Gerhard Schwab, einer von zwei hauptamtlichen „Biberberatern“ des Bundes für Naturschutz in Bayern, vermochte kenntnisreich und unterhaltsam das Vorgehen in solchen Fällen darstellen. Da heißt es, die Konflikte schnell zu minimieren, um die Akzeptanz für diese Tierart bei der Bevölkerung möglichst hoch zu halten.

Dr. Hans-Heinrich Krüger von der Aktion Fischotterschutz bedankte sich in seinem Resümee für die engagierten Vorträge und betonte: „Wiederansiedlungsprojekte sollten nur dann durchgeführt werden, wenn sie den Anforderungen der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) entsprechen.“ Also keine Projekte zur „Entsorgung“ überzähliger Zootiere, keine Ansiedlungen mit Tieren unklarer Herkunft, um Vermischungen von Unterarten zu vermeiden, keine Projekte ohne vorherige Klärung und Beseitigung der Aussterbegründe und keine Ausbringung von Tieren in Regionen, die die Art in absehbarer Zeit von alleine wieder erreichen könnte. Hier muss gelten: „Lebensraumschutz geht vor Artenschutz.“

Kontaktadresse: Aktion Fischotterschutz e.V., Otter-Zentrum, Sudendorfallee 1, D-29386 Hankensbüttel, E-Mail afs@otterzentrum.de , Internet http://www.otterzentrum.de .

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