Rotmilan und Windkraft
Berlin (ej). Genau 21315 Windräder drehten sich Mitte 2010 in Deutschland – in Europa ist Deutschland hinsichtlich der installierten Leistung führend, weltweit nach den USA auf Platz zwei. Gleichermaßen führt die Bundesrepublik in der Liste der Welt Vorkommen des Rotmilans an. Und die Kombination beider Hitlisten dokumentiert einen klassischen Konflikt zwischen den Belangen von Umweltschutz und Naturschutz.
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Bei der Vogelschutzwarte Brandenburg werden die Daten zu Vogel- oder Fledermauskollisionen mit den Windrädern aus ganz Deutschland gesammelt. Das Institut ist dem Landesumweltamt Brandenburg angeschlossen. Nach einem Bericht der Wochenzeitung „Das Parlament“ wurden seit Beginn der Zählung im Jahr 2002 bis zum 15. September 2010 deutschlandweit 1193 tote Vögel sowie 1328 Fledermauskadaver infolge von Kollisionen mit Windrädern gemeldet. Alle diese sind jedoch Zufallsfunde, denen keine systematische Erfassung von Unfallopfern zu Grunde liege, betonte Friedhelm Igel vom Bundesamt für Naturschutz.
Greifvögel sind dem Bericht zufolge besonders häufig betroffen: 138 Rotmilane und 158 Mäusebussarde seien gezählt worden, obwohl diese sehr gut sehen könnten und einen relativ großen Bereich binokularen Sehens aufwiesen. Aber auch viele Feldlerchen und Stare verendeten in der Nähe der Windräder. Die Tatsache, dass vor allem in Agrarlandschaften jagende Vögel betroffen sein, könnte laut Friedhelm Igel dadurch begründet sein, dass sie bei der Jagd auf die Erde schauen und nicht auf das Umfeld achteten. Außerdem zeigten sie keine Scheu vor den Mastanlagen. Im Gegenteil wüssten sie, dass Brachflächen rund um die Windanlagen Kleinsäugern einen geeigneten Lebensraum böten. So flögen die Greifvögel die Anlagen gezielt ab, um Beute zu machen. Besonders betroffen seien offenbar die Vogelarten, die regelmäßig größere Strecken zurücklegten. Auch schätzten die Flugtiere die Umlaufgeschwindigkeiten der Rotorspitzen von bis weit über 200km/h unter Umständen falsch ein oder sie steuerten die Windräder als mögliche Sitzplätze an und gerieten dann in den Sog der rotierenden Motoren. Fazit: Das Kollisionsrisiko sei weniger ein visuelles Problem der Tiere, sondern das Fehlen eines Vermeidungsschemas, so dass sie die Bewegungen der Rotoren nicht einkalkulieren könnten.
Weitere Erkenntnisse verspricht ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben unter dem Titel „Greifvögel und Windkraftanlagen: Problemanalyse und Lösungsvorschläge“, dass das Michael Otto Institut des NABU Ende des vergangenen Jahres abgeschlossen hat.
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