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Editorial

Kann die TEEB-Studie den Landschaftsplan reanimieren?

Landschaftsplanung ist zu­allererst ein kommunales Thema. „Die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege werden als Grundlage vorsorgenden Handelns im Rahmen der Landschaftsplanung überörtlich und örtlich konkre­tisiert und die Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung dieser Ziele dargestellt und begründet.“

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So lautet der allgemeine Grundsatz in § 8 BNatSchG. Sie bearbeitet die Schutzgüter Biotope, Lebensgemeinschaften und Arten, Boden, Gewässer, Luft und Klima, Vielfalt, Eigenart und Schönheit, Erholungswert sowie Freiräume im besiedelten und unbesiedelten Bereich. Das ist – immer mal wieder etwas anders formuliert – schon seit 1976 bundesweit festgeschrieben.

Die Fachwelt forscht und diskutiert in den letzten Jahren viel über UVP, SUP, FFH-VP, saP … – die klassische Landschaftsplanung auf der Ebene der Städte und Gemeinden scheint da manches Mal etwas stiefmütterlich wegzukommen. Klar, gerade die europarechtlichen Vorgaben sind unverzichtbare Garanten für ein wichtiges Qualitätsniveau unserer Umweltplanung. Aber kritisch gefragt: Hinkt die tägliche Praxis der kommunalen Landschaftsplanung diesem Entwicklungsstand vielerorts nicht (zu) stark hinterher? Und, möglicherweise weitaus gravierender: Besteht nicht ein großes Vollzugsdefizit gerade auf der kommunalen Ebene?

Heft für Heft liefert Naturschutz und Landschaftsplanung Forschungsergebnisse und Anregungen für die Praxis der Landschaftsplanung. Aber kommen diese auch tatsächlich im Handeln der Städte und Gemeinden an? Zweifel sind erlaubt, wenn man sich beispielhaft umschaut.

TEEB lautet ein Akronym, das ganz aktuell für eine Renais­sance der kommunalen Landschaftsplanung sorgen könnte: Die globale Studie „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“, von Deutschland und der Europäischen Kommission auf Vorschlag der G8-Umweltminister im Jahr 2007 initiiert, steht unter der Schirmherrschaft des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Ziel ist, den ökonomischen Wert der biologischen Vielfalt und die Kosten der Naturzerstörung zu untersuchen. Jetzt stellten die Wissenschaftler ihren vierten Bericht vor, der auf lokale und regionale Entscheidungsträger fokussiert. Denn ein entscheidendes Nadelöhr für die Umsetzung der oftmals auf hoher politischer Ebene beschlossenen Schutzmaßnahmen liegt in den Kommunen: bei Lokalpolitikern und Behörden, aber auch der Zivilgesellschaft. Der Bericht mahnt die Umweltinformation durch Verwaltungen und die partizipative Einbindung von Verbänden und anderen Akteuren an.

Der umweltökonomische Ansatz der TEEB-Studie ist es, welcher zwar nicht grundsätzlich neu, so doch in dieser Tiefe innovativ ist und verbessertes Gehör in Politik und Öffentlichkeit verspricht. Denn bekanntlich regiert Geld die Welt. So möchte der jüngste Bericht vor allem das Potenzial der Ökosysteme für eine nachhaltige Regionalentwicklung deutlich machen. Das werde oft noch nicht ausreichend verstanden, denn Entwicklungsstrategien basierten meist auf ökonomischem Wachstum, ohne die Rolle der Natur dafür zu berücksichtigen, heißt es. Die Dienstleistungen der Natur seien nicht immer offensichtlich. Geschickt genutzt, könnten Städte und Gemeinden zugleich Geld sparen und die lokale und regionale Wirtschaft stärken – Arbeitsplätze zu schaffen und dabei die Natur zu schützen, so lautet die Devise heute!

In diesem Monat wird auch der TEEB-Abschlussbericht vorgestellt, und zwar in Japan bei der 10. Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD). Nun liegt es an den Fachleuten in Wissenschaft, Verwaltung und Verbänden, die Ergebnisse an die eigentlichen Adressaten zu kommunizieren – immer wieder, möglichst spezifiziert für die jeweilige Zielgruppe und heruntergebrochen auf die praktische Umsetzbarkeit. Für die kommunale Landschaftsplanung könnte, ja müsste eine Renaissance daraus erwachsen – im ursprünglichen Sinne als Umsetzungsplanung, die nicht Papiertiger bleibt, sondern tatsächlich auch umgesetzt wird. Eine Informationskampagne wäre dazu hilfreich. Naturschutz und Landschaftsplanung steht als Fachmedium gern zur Verfügung, Grundlagen und positive Umsetzungsbeispiele zu liefern – entsprechende Manuskripte sind besonders willkommen!

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