Wolfsjagd in Schweden – ein Beispiel für uns?
Die Wölfe sind erlegt, das Rauschen im Blätterwald hält an. Die „Wolfshatz“ hat gehörig Furore gemacht, in Schweden und international, sogar in Deutschland. Manche befürchten nun, das Vorgehen der Schweden könnte Wasser sein auf die Mühlen jener, die den Wölfen auch bei uns ans Leben wollen. Aber das schwedische Beispiel taugt nicht für unser Land.
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Erstens haben wir nicht über zweihundert Wölfe, sondern weniger als die Hälfte. Zweitens haben wir Platz für ein paar hundert Rudel (nicht Individuen!), wie eine Studie der Universität Freiburg belegt. Wir haben drittens keinen triftigen Grund, das ehrgeizige Ziel der EU in Frage zu stellen, das eine Population in „günstigem Erhaltungszustand“ fordert – und das sollten, über die Ländergrenzen hinweg, rund eintausend Wölfe sein. Viertens ist weit und breit keine Ablehnung der Wölfe in dem Ausmaß festzustellen, welches von den schwedischen Entscheidungsträgern behauptet wird. Fünftens schließlich haben wir – zunächst für Sachsen und für Bayern, doch andere Länder sind auf dem Weg – einen Managementplan, der populistischen Schnellschüssen im Wege steht.
Für den internationalen Schutz von Wölfen ist die Aktion der Schweden sicherlich nicht hilfreich. Sie werden es schwer haben, ihre Wolfspolitik in Brüssel zu verteidigen. Ihr Argument, dass sie die Befürchtungen der ländlichen Bevölkerung ernst genommen haben, hat den Geschmack des Populistischen. Andererseits: Dass Politiker der Bevölkerung – und der Landbevölkerung zumal – zuhören, ist durchaus ehrenhaft, ja wünschenswert. Naturschutz funktioniert nirgends ohne die Menschen vor Ort. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber sie wird nur selten beherzigt.
Trotz ungleich geringerer Besiedlungsdichte haben es die Schweden wahrscheinlich schwerer als wir im engen Deutschland, eine vitale Wolfspopulation zu dulden: Im Norden steht mit der Rentierwirtschaft gleich die ganze Lebenskultur der Samen auf dem Spiel. In der Mitte des Landes sehen die Menschen ihre stark in der Landschaft verankerte Lebensweise durch Wölfe in Gefahr. Und dann ist das Land auch noch weitgehend isoliert von anderen Wolfsvorkommen. Das sind alles keine wolfsfreundlichen Umstände.
Die Schweden haben Kritik verdient, allerdings nicht den Schwall von Polemik und Verteufelung, der ihnen nun von manchen Wolfsfreunden entgegenschallt. Sie haben sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht. Sie investieren seit Jahren sehr viel in ein vorbildliches, wahrscheinlich in Europa einzigartiges Monitoring und in die Erforschung ihrer vier großen Raubtierarten. Sie haben zunächst mal beschlossen, den Wolfsbestand nicht unter zwanzig Rudel absinken zu lassen, und sie wollen zwanzig Wölfe aus anderen Herkünften freisetzen. Das muss man ihnen erst mal nachmachen.
Ulrich Wotschikowsky
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