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Editorial

Keine Nachhaltigkeit ohne biologische Vielfalt

Nachhaltigkeit ist eine Erfindung der deutschen Forstwirtschaft. So steht es vielfach nachzulesen – nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Denn das Begriffsverständnis hat sich fundamental erweitert und ist zugleich so divers wie wenige andere Termini.

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Fest steht indes, dass der Erhalt der Biodiversität trotz und/oder gerade aufgrund der Art und Weise einer anthropogenen Nutzung zwingend Bestandteil von Nachhaltigkeits-Kriterien sein muss. Das sagen die Interessensvertreter der Forstwirtschaft auch: Der Wald sei gerade deshalb so artenreich (und vielfach als Natura-2000-Gebiet gemeldet), weil er forstlicher Nutzung unterliege.

Doch so einfach ist es nicht. Totholz etwa gilt als Schlüsselfaktor für eine reiche Biodiversität im Wald – und dessen Erhalt braucht Einschränkungen der Holznutzung. Aber wie viel Totholz genügt? Dazu werden seit vielen Jahren oft fruchtlose Auseinandersetzungen geführt. Angewandte Naturschutzforschung kann hierfür heute Schwellenwerte liefern, die die Diskussion deeskalieren helfen: Übergangsbereiche entlang eines Gradienten einer Umweltvariablen, ab denen eine Artengruppe oder Art statistisch signifikant häufiger oder seltener auftritt. So benötigt der auf dem Titel abgebildete Dreizehenspecht reiche Totholzvorkommen. Er ist Repräsentant der Bergmischwälder, für die der erste Hauptbeitrag Schwellenwerte herleitet.

Ein Beispiel für Naturschutzforschung, das Schule machen sollte – denn immer wieder mangelt es Naturschutz- und Landschaftsplanung an validen, nachvollziehbar hergeleiteten Zielgrößen. Doch die Zahl der Fördermittelgeber, die sich in diesem Sektor merklich engagieren, ist leider gering – wie auch der Hochschul-Institute, die so praxisnah forschen und lehren. 10000 Forscher(innen) arbeiten nach Schätzung des Netzwerk-Forums zur Biodiversitätsforschung in Deutschland. Nur die wenigsten davon dürften aber echte Forscher sein – die meisten arbeiten an Art­erfassungen. Eine wichtige Basisarbeit, aber nicht genug!

Keine Nachhaltigkeit ohne biologische Vielfalt – das gilt erst recht für die Landwirtschaft. Gerade dort erodiert das noch vor wenigen Jahrzehnten allgegenwärtige Arteninventar in beispielloser Weise. Wissenschaftler sind gefragt, sich gerade jetzt mit Gegenstrategien zu befassen und ihre Erkenntnisse zu artikulieren. Denn das Fördergebäude der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU könnte ab 2014 viel wirksamer konstruiert werden. Mit einem einfachen Leitmotiv: Geld für Leistungen zugunsten der Allgemeinheit. Mehrere aktuelle Meldungen thematisieren das in diesem Heft. Doch Bund und Länder tönen unisono mit den großen Lobbyisten: Weiter so wie bisher! Planungssicherheit nennt man das verbrämt – oder ist es Blindheit?

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