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Pestizide kontra Artenvielfalt

Göttingen. Größere Felder, weniger Grün- und Brachflächen, verstärkter Einsatz von Spritz- und Düngemitteln – durch die immer intensivere landwirtschaftliche Nutzung von Flächen sind in den vergangenen 50 Jahren zahlreiche Pflanzen- und Tierarten ausgestorben.

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In einer groß angelegten Studie haben Agrarwissenschaftler der Universität Göttingen zusammen mit Forschern aus acht europäischen Ländern untersucht, wie sich einzelne Faktoren auf die Vielfalt von Pflanzen, Käfern und bodenbrütenden Ackervögeln auswirken. Auch die biologische Schädlingsbekämpfung durch natürliche Fressfeinde wurde am Beispiel von Blattläusen analysiert.

Zentrales Resultat: Eine Verdopplung der landwirtschaftlichen Produktion auf Getreidefeldern geht mit einem Verlust der Hälfte der Pflanzenarten und einem Drittel der Laufkäferarten und Vögel einher. Das hat nach Ansicht der Forscher mehrere Ursachen: Agrarlandschaften verlieren ihre Vielfalt, Büsche und Brachflächen verschwinden und die Äcker werden immer größer. Außerdem nimmt europaweit der Einsatz von Chemikalien in der Agrarwirtschaft zu. In jeder der neun untersuchten Regionen, die über Ost- und Westeuropa verteilt waren, haben die Forscher eine Vielzahl von Merkmalen zur Charakterisierung der Landschaft und zur Intensität der Bodenbearbeitung erhoben. Diese Faktoren wurden anschließend detailliert statistisch ausgewertet. Die Analyse kam zu einem klaren Ergebnis: Hauptursache für die Verringerung der Tier- und Pflanzenvielfalt sind Spritzmittel wie Insektizide und Fungizide. Der Einsatz von Insektiziden reduziert zudem die biologische Schädlingsbekämpfung. Dagegen hatte eine organische Bewirtschaftung des Bodens, bei der weniger oder gar keine Pestizide eingesetzt wurden, zwar einen positiven Einfluss auf die Vielfalt der Pflanzen und Laufkäfer; die Brutvögel konnten davon allerdings nicht profitieren. Da Vögel, genauso wie viele Säugetiere, Tagschmetterlinge und Bienen, größere Landschaftsbereiche bewohnen, sind sie auch betroffen, wenn beispielsweise auf Nachbarfeldern Pestizide eingesetzt werden.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Pestizide trotz der jahrzehntelangen Bemühungen der Europäischen Union, deren Einsatz zu verringern, nach wie vor die größten negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben. Zudem beeinflusst der Pestizid-Einsatz weitere Funktionen der betroffenen Ökosysteme wie die biologische Kontrolle von Schädlingen. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass die Artenvielfalt in Europa nur erhalten werden kann, wenn die Verwendung von Spritzmitteln in großen Teilen der Landwirtschaft auf ein Minimum beschränkt wird. Die Ergebnisse der Studie sind in Basic and Applied Ecology (2010) veröffentlicht.

Ulrike Höfken, Sprecherin für Ernährungspolitik und Agrogentechnik, und Undine Kurth, parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Naturschutzpolitik der Bundestagsfraktion der Grünen, wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Einsatz von Pestiziden sofort erheblich zu reduzieren sei. Nach einer aktuellen französischen Studie des Agrarforschungsinstituts INRA könne der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kurzfristig um 30 reduziert werden, ohne Änderungen der bisherigen Produktionsmethoden oder nennenswerte Ertragseinbußen in Kauf nehmen zu müssen.

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