Wie motiviert man Laien zum Datensammeln?
Bürgerinnen und Bürger helfen der Wissenschaft, indem sie Daten sammeln und bereitstellen, z.B. für ökologische Beobachtungen. Welche expliziten Anreize die Teilnahme an solchen Citizen-Science-Projekten beeinflussen können, hat der Augsburger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Florian Diekert mit weiteren Forschenden untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Conservation Letters“ veröffentlicht.
von Universität Augsburg/Red erschienen am 18.04.2024Die Autorinnen und Autoren der Studie befassen sich mit der Frage, wie explizite Anreize, beispielsweise Preisausschreiben, die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Citizen-Science-Projekten beeinflussen können. In Internet gibt es verschieden Portale über wissenschaftliche Projekte, bei denen sich Laien beteiligen können. In der vorliegenden Studie konzentrieren sich die Autorinnen und Autoren auf zwei führende Online-Plattformen für ökologische Beobachtungen in Deutschland und erfassten für einen Zeitraum von 120 Tagen die von Laien eingetragenen Daten.
Das Portal NABU-naturgucker.de führte währenddessen ein großangelegtes Gewinnspiel durch. Jede eingetragene Sichtung von Tieren, Pflanzen und Pilzen aus aller Welt, die in dieser Zeit registriert wurde, nahm an einer Verlosung für ein hochwertiges Fernglas (Marktwert von etwa 1800 Euro) und andere Preise teil. Als Vergleich wurden Bürger-Naturbeobachtungsdaten der Plattform iNaturalist.org ausgewertet.
In ihrer statistischen Auswertung zeigen die Forschenden, dass durch das Preisausschreiben die Anzahl der von Laien gemeldeten Naturbeobachtungsdaten um etwa 10 % steigt. Dies deutet darauf hin, dass explizite Anreize eine effektive Methode sein können, um die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Datensammlung für den Naturschutz zu steigern. Die Forschenden berücksichtigen auch potenzielle Einflussfaktoren wie Wetterbedingungen und Wochenenden, die während des Wettbewerbszeitraums eine Rolle spielen könnten.
Kompromisse bei der Vielfalt der erfassten Arten
Interessanterweise zeigt die Studie, dass die Vielfalt der erfassten Arten während des Preisausschreibens niedriger war als in der Zeit davor und danach. Dies legt nahe, dass die Bürgerinnen und Bürger sich möglicherweise auf häufigere und leichter zu beobachtende Arten konzentrierten, um ihre Gewinnchancen zu erhöhen. Diese Beobachtung wirft die wichtige Frage auf, wie Anreize die Qualität und Vielfalt der gesammelten Daten beeinflussen können.
„Unsere Studie liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie explizite Anreize die Beteiligung an Citizen-Science-Projekten beeinflussen können. Während Preisausschreiben die Motivation zum Sammeln von Daten effektiv steigern können, müssen potenzielle Kompromisse in Bezug auf die Vielfalt und Qualität der Daten sorgfältig berücksichtigt werden“, sagt Prof. Dr. Florian Diekert. Die Studie sei daher ein wichtiger erster Nachweis dafür, dass Entscheidungsträger in der Politik und bei Umweltorganisationen explizite Anreize nutzen könnten, um Naturbeobachtungen durch Bürgerinnen und Bürger zu motivieren und gezielt einzusetzen.
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