Stadtpflanzen sind länger grün
Eine neue Studie zeigt, dass künstliches Licht in der Nacht zusammen mit städtischer Wärme die Vegetationsperiode in Städten im Vergleich zu ländlichen Gebieten um bis zu drei Wochen verlängern kann. Lichtverschmutzung hat dabei insbesondere am Ende der Vegetationsperiode einen größeren Einfluss als die städtische Wärme.
von Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)/Redaktion erschienen am 10.07.2025Die Lichtverschmutzung in Städten hat in den letzten zehn Jahren um 6–10 % zugenommen. Gleichzeitig entstehen durch die fortschreitende Urbanisierung Wärmeinseln. Licht und Temperatur beeinflussen die Wachstumsperiode von Pflanzen maßgeblich. So bewirken beispielsweise eine höhere Beleuchtung und Temperatur, dass Bäume in Städten im Frühjahr früher Knospen ansetzen und blühen und im Herbst später ihre Blätter abwerfen als Bäume in ländlicher Umgebung. Bisher wurde das Ausmaß beider Faktoren jedoch nicht gemeinsam auf Landschaftsebene untersucht.
Lin Meng, Wissenschaftlerin an der amerikanischen Vanderbilt Universität, und ihre internationalen Kolleginnen und Kollegen analysierten Satellitenbeobachtungen aus den Jahren 2014 bis 2020 von 428 Städten der nördlichen Hemisphäre – darunter Berlin, Hamburg, New York City, Paris, Toronto und Peking – sowie Daten über die nächtliche künstliche Beleuchtung, die oberflächennahe Lufttemperatur und die Wachstumsperioden der Pflanzen. Die Forschenden fanden heraus, dass die Lichtemission des nächtlichen Kunstlichts exponentiell steigt, je näher man einem städtischen Zentrum kommt. Der statistische Abgleich zeigte außerdem, dass die erhöhte Lichtmenge den Beginn und insbesondere das Ende der Vegetationsperiode in Städten stärker zu beeinflussen scheint als die Temperaturdifferenz zwischen ländlichen und städtischen Gebieten.
Zusammen bewirken beide Stressfaktoren, dass die Vegetationsperiode in den untersuchten Städten im Durchschnitt 12,6 Tage früher beginnt und 11,2 Tage später endet als in ländlichen Gebieten. „Für die Pflanzen wird der Winter also gewissermaßen verkürzt. Dies kann den Energie- und Wasserhaushalt von Pflanzen belasten, die in zunehmend trockenen Städten zudem mit Wassermangel zu kämpfen haben“, sagt IGB-Forscher Dr. Franz Hölker, Mitautor der Studie und weltweit führender Experte für die ökologischen Auswirkungen von Lichtverschmutzung.
„Wir vermuten, dass die Auswirkungen des künstlichen Lichts auf die Vegetationsperiode in Zukunft noch weiter zunehmen werden. Aktuell werden aus Energieeffizienzgründen beispielsweise weltweit Straßenbeleuchtungen auf LED-Beleuchtung umgestellt. Das führt jedoch leider oft aufgrund von Rebound-Effekten zu höheren Lichtemissionen“, führt Hölker weiter aus. Die Forschenden weisen darauf hin, dass es nicht darum geht, alle Lichter auszuschalten. Doch schon kleine Veränderungen wie eine bessere Ausrichtung des Lichts durch ein verändertes Leuchtendesign sowie eine Anpassung der Lichtstärke und Wellenlänge können die Lichtverschmutzung deutlich reduzieren.
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