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Biodiversitätsstrategie

Ein Schritt gegen den Verlust der Artenvielfalt

Der Landkreis Böblingen gibt sich selbst eine Biodiversitätsstrategie, die der Stärkung der biologischen Vielfalt und damit dem Schutz vor weiterem Artenschwund dienen soll. Aufbauend auf bereits vorhandenen Aktivitäten und Schutzgebieten sollen konkret zielgerichtete Maßnahmen geplant werden, Akteure sollen vernetzt und unter Beteiligung der Öffentlichkeit neue Maßnahmen erarbeitet werden.

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Der Landkreis Böblingen gibt sich eine Biodiversitätsstrategie.
Der Landkreis Böblingen gibt sich eine Biodiversitätsstrategie.Julia Schenkenberger 
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Um die Artenvielfalt ist es weltweit schlecht bestellt, auch im Landkreis Böblingen ist ein Rückgang der Arten zu beobachten. Insbesondere der Verlust an Insekten löst eine Kettenreaktion aus und gefährdet das Ökosystem und damit unser aller Lebensgrundlage. Wesentliche Ursache ist der Verlust an Lebensräumen. Deshalb gilt es, gerade auch auf regionaler Ebene dem weiteren Artenschwund entgegen zu wirken. „Es ist dabei wichtig, sinnvoll, strategisch und gezielt vorzugehen“, betont Landrat Roland Bernhard. Nicht jede unversiegelte Fläche biete einen gleich wichtigen Lebensraum, andererseits bestehe gerade im Landkreis Böblingen ein hoher Flächendruck. „Es ist unabdingbar, den Kommunen auch weiterhin Flächen zur Entwicklung und Besiedelung zur Verfügung zu stellen.“ Deshalb gelte es, vorhandene Lebensräume zu schützen und zu vernetzen sowie weniger bedeutsame Lebensräume aufzuwerten.

Die Initiative passt zum Biodiversitätsstärkungsgesetz des Landes, das die Eckpunkte des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ aufgegriffen hat. Beispielsweise sind in diesem Gesetz der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft auf 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030 verankert, der Erhalt von Streuobstbeständen oder auch das Verbot von Schottergärten auf Privatgrundstücken. Die Biodiversitätsstrategie des Landkreises soll dort ansetzen und Kommunen, Flächenbewirtschafter sowie die Verwaltung selbst bei der effizienten Umsetzung dieser neuen rechtlichen Vorgaben unterstützen.

Der erste Schritt dazu ist getan. Bereits durchgeführte Maßnahmen wurden erfasst und als Grundlage genommen. „Wir haben schon einiges vorzuweisen, was zur Stärkung unserer Naturlandschaft schon unternommen wurde“, betont Landrat Bernhard. So hat der Landkreis Anteil an 18 Landschaftsschutzgebieten (rd. 21.000 Hektar) und 5 Flora-Fauna-Habitat-Gebiete (rd. 6900 Hektar) sowie 19 Naturschutzgebiete (rd. 734 Hektar) liegen im Kreisgebiet. Auch am Naturpark Schönbuch hat der Landkreis Böblingen einen erheblichen Anteil. Einzelne Tierarten wurden bereits mit besonderen Maßnahmen geschützt, wie der Steinkauz, der Steinkrebs oder Hornissen und Wespen. Die Untere Naturschutzbehörde unterstützt aktiv bei der Planung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen von Bauwerken – gelungene Beispiele sind die Sanierung des Maurener Sees oder das Kiebitz-Projekt in Rohrau. Die Forstverwaltung setzt ein Alt-und Totholzkonzept zum Erhalt entsprechender Habitate um und die Straßenbauverwaltung berücksichtigt bei ihren Maßnahmen ebenfalls den Artenschutz, indem beispielsweise straßenbegleitende Grünflächen gefördert oder auch Amphibienleiteinrichtungen berücksichtigt werden. Jahrelange Förderprogramme wie PLENUM Heckengäu oder LEADER Heckengäu haben zahllose wertvolle Projekte hervorgebracht. Seit 1998 gibt es die Apfelsaftinitiative, die den Streuobstbau unterstützt, seit 2013 den Landschaftserhaltungsverband (LEV) im Landkreis Böblingen.

Voraussichtlich Anfang nächsten Jahres sollen wesentliche Akteure sowie die Öffentlichkeit eingebunden und beteiligt werden, um ihrerseits Ideen und Erfahrungen einzubringen. Das Beteiligungsverfahren und die damit zusammenhängende Öffentlichkeitsarbeit werden von der Flächenagentur Baden-Württemberg begleitet. Am Ende des Prozesses sollen konkrete Maßnahmen stehen, die dann priorisiert von verschiedenen Akteuren umgesetzt werden. „Wir sind auf einem guten Weg und geben uns mit dieser Strategie nun ein weiteres wichtiges Planungsinstrument an die Hand“, so der Landrat. „Der Schutz und die Stärkung der Artenvielfalt ist aber als eine ständige Aufgabe für uns alle zu verstehen. Jede und jeder Einzelne muss und kann sich engagieren.“

Tiere und Pflanzen haben einmalige und wichtige Funktionen im Ökosystem. Eine hohe Artenvielfalt und eine große genetische Bandbreite innerhalb einer Art versetzt dieses in die Lage, mit sich verändernden Bedingungen (veränderte Klimabedingungen, neuen Krankheiten oder Schädlinge) des Ökosystems zurecht zu kommen. Zugleich nehmen gerade Insekten eine zentrale Bedeutung im Ökosystem ein, bilden für viele Arten eine wichtige Grundlage in der Nahrungskette und spielen als Bestäuber eine entscheidende Rolle. Vom Zustand der Insektenpopulationen und der Artenvielfalt innerhalb der Insekten sind daher zahlreiche weitere Arten abhängig.

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