Bakterium Suttonella ornithicola ist die Ursache
Der Krankheitserreger, der das aktuelle Meisensterben verursacht hat, ist identifiziert: Es handelt sich um das Bakterium Suttonella ornithocola, das bei betroffenen Vögeln vor allem eine Lungenentzündung verursacht. Die Identität des Erregers wurde am 21. April von mehreren Landesuntersuchungsämtern vermeldet. Das Bakterium ist erst seit 1996 bekannt und wurde erstmals aus Großbritannien beschrieben.
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Bereits seit Anfang März wurden in Deutschland auffallend viele Blaumeisen beobachtet, die offensichtlich krank wirken und kurz darauf versterben. Seit Anfang April ruft der NABU daher dazu auf, Verdachtsfälle dieses Phänomens über ein Online-Formular zu melden. Bis zum 21. April wurden innerhalb von nur 12 Tagen bereits 13.800 Fälle gemeldet, die etwa 26.000 Vögel betreffen.
Vor allem Meisen betroffen
Der Erreger ist für Menschen und Haustiere ungefährlich. Da Vögel aber auch an anderen Krankheiten gestorben sein könnten und grundsätzlich oft mehrere Pathogene in sich tragen können, ist beim Umgang mit toten Vögeln immer mit Vorsicht vorzugehen.Suttonella ornithocola betrifft fast ausschließlich Meisenarten, dabei vor allem die kleinen Meisenarten, von denen die Blaumeise mit Abstand am häufigsten in deutschen Gärten vorkommt. Mutmaßlich dürften auch die selteneren Arten betroffen sein, wie zum Beispiel die eher auf den Wald beschränkten Tannen- und Haubenmeisen und vermutlich auch Sumpf- und Weidenmeisen. Seltener betroffen sind offensichtlich die größeren Kohlmeisen.
Aktuelle Verbreitung
Derzeit zeigt sich eine deutliche Häufung von Fällen vom Saarland und Rheinland-Pfalz über das südliche Nordrhein-Westfalen und Hessen bis nach Thüringen und einen weiteren Schwerpunkt im nördlichen Nordrhein-Westfalen und dem westlichen Niedersachsen. Wie ein offenbar bestätigter Fall aus Brandenburg zeigt, kommt der Erreger auch in Regionen mit einer geringeren Melderate schon vor. Lediglich in Regionen mit der geringsten Melderate ist es möglich, dass die Meldungen lediglich eine die üblichen Sterberaten von Vögeln widerspiegeln. Denn auch in Suttonella-Zeiten versterben Vögel selbstverständlich weiterhin auch an anderen Krankheiten oder aus anderen Gründen. Dies betrifft einen großen Teil Ost- und Süddeutschlands. Gerade aus Bayern und Baden-Württemberg gibt es Anzeichen, dass dort noch eine andere Krankheit kursiert, die vor allem Finkenvögel betrifft, nicht aber die seit einigen Jahren durch Trichomoniasis gefährdeten Grünfinken.
Um den Verlauf der Krankheit weiter zu beobachten, bittet der NABU weiterhin darum, Fälle von kranken oder offensichtlich an Krankheit verstorbenen Vögeln zu melden. Auch die Einsendung toter Vögel zur Untersuchung ist weiterhin sinnvoll.
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