Wildpflanzensaatgutvermehrung und ihre Bedeutung für Bestäuber
Blütenbesuchende Insekten und Saatgutproduktion
Der Rückgang bestäubender Insekten verlangt nach einem schnellen Handeln. Als eine weit verbreitete Naturschutzmaßnahme gilt die Anlage von Wildblumenwiesen und mehrjährigen Wildpflanzen-Blühstreifen. Dazu sollte grundsätzlich hochwertiges autochthones Wildpflanzensaatgut verwendet werden, das aus einer regionalen Herkunft stammt und somit die Anforderungen zum Erhalt der genetischen Vielfalt erfüllt. Zur Saatgutproduktion werden Wildpflanzen auf landwirtschaftlichen Feldern nach Arten getrennt angebaut. Mit der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob solche Felder eine wichtige Rolle für die Blütenbesucher spielen. Dazu wurden auf 13 Wildpflanzenanbauflächen und fünf Vergleichsflächen in jeweils vier Plots die blütenanfliegenden Insekten (Honigbienen, Schwebfliegen, Wildbienen einschließlich Hummeln) während einer festgelegten Zeit gezählt sowie alle Tagfalter innerhalb eines festgelegten Transekts beobachtet. Zusätzlich wurde die umgebende Landschaft kartiert. Die Ergebnisse zeigen, dass auf den Feldern der autochthonen Wildpflanzen eine signifikant höhere Individuenzahl von Blütenbesuchern vorkam als auf den Vergleichsflächen mit Kulturarten und dass Felder mit direkt angrenzendem Wald signifikant mehr Blütenbesucher beherbergten. Während auf den Vergleichsflächen vor allem Honigbienen und Hummeln festgestellt wurden, traten auf den Wildpflanzenfeldern vorzugsweise Wildbienen, Schwebfliegen und Tagfalter auf. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anbaufelder von einheimischen Wildpflanzen für Bestäuberinsekten sehr attraktiv sind und diese somit einen wertvollen Beitrag gegen den Insektenschwund und zur direkten Biodiversitätsförderung leisten können.
Eingereicht am 13.12.2023, angenommen am 29.01.2024.
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Emma Weimann, Axel Hochkirch und Simone Schneider 10.1399/NuL.20758 1 Einleitung Insekten wie Tagfalter, Wildbienen, Hummeln, aber auch die domestizierte Honigbiene spielen eine herausragende Rolle für zahlreiche Ökosystemleistungen, darunter vor allem die Bestäubung von Kultur- oder auch Wildpflanzen (Khalifa et al. 2021, Picanço et al. 2017, Rada et al. 2019, Sutter et al. 2021). Mit dem drastischen Rückgang der Bestäuber (Brückmann et al. 2010, Pywell et al. 2004) geht auch der Verlust der Bestäuberleistung einher (Dietzel et al. 2019, Hallmann et al. 2017). Betroffen sind nahezu alle an der Bestäubung beteiligten Tiergruppen (Kristen 2008), vor allem Schmetterlinge, Nachtfalter sowie Wildbienen einschließlich Hummeln (Carvell 2002,...