Mehr Vielfalt braucht das Agrarland: Die Feldlerche als Symbol für den Zeitenwechsel
Die Feldlerche auf dem Titel – ein Symbol für mehrfaches Versagen: der Bemühungen des Naturschutzes in Agrarlandschaften wie der Agrarförderpolitik. Aber auch ein Symbol für notwendiges Umdenken: Es genügt nicht, Lerchenfenster als Aussparungen im intensiv genutzten Acker als „Landebahnen“ für Feldlerchen anzulegen und alle andere Nutzungen so zu belassen, wie sie sind. Nein, stattdessen steht die gefährdete Feldlerche für die Erkenntnis, dass das System der Landnutzung insgesamt nicht mehr zukunftsfähig ist, sondern einer grundlegenden Transformation bedarf.
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Die Strukturen passen nicht mehr
Beispiel Luxemburg: Ausgehend von den drastischen Rückgängen der Lerchenpopulation auch dort, stellt der erste Fachbeitrag in dieser Ausgabe Ergebnisse zu brutzeitlichen Habitatpräferenzen vor. Ausschlaggebend ist vor allem die Vegetationsstruktur: Niedrige Vegetationshöhen und Lückigkeit bevorzugt die Feldlerche. Das weist den Weg zu Lösungen: Die Dichte in Getreideäckern und im Grünland ist so hoch, dass es tatsächlich Fenster im Bestand braucht, damit die Lerchen das „Dickicht“ zumindest randlich nutzen können. Was im Beitrag nicht, aber andernorts untersucht wurde: Wird Grünland beweidet, schaffen die Weidetiere genau die niedrigwüchsigen und teils lückigen Strukturen, welche die Feldlerche braucht. Und das umso besser, je extensiver geweidet wird, im Optimalfall ganzjährig: Dann ist die Zahl der Tiere pro Fläche am geringsten und es gibt kaum Konflikt zwischen Fell- und Federtier.
Der Feldvogelindex – Zeit für Konsequenzen
Zum Versagen der Agrarpolitik: Der Feldvogelindex soll seit vielen Jahren als Pflichtindikator nachweisen, dass die ländlichen Entwicklungsprogramme positiv auf die Biodiversität wirken. Stattdessen weist er mit Ab- statt Zunahme der Indikatorwerte das Gegenteil nach – doch die Europäische Kommission, Rat und Parlament ziehen aus diesem und anderen haushoch verfehlten Indikatoren nicht die notwendigen Konsequenzen: die Agrarförderpolitik endlich grundlegend neu aufzustellen und zu dem Schlüsselinstrument auszubauen, das eine nachhaltige Transformation der Agrarsysteme einleitet. Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen, d.h. die Landnutzenden erhalten einen aktiven Anreiz, nicht nur Lebensmittel und Bioenergie, sondern auch Biodiversität, sauberes Wasser, Wasserrückhalt, gesunde, kohlenstoffspeichernde Böden zu produzieren. Gewiss, dabei gibt es innerfachliche Zielkonflikte. Aber die lassen sich räumlich differenziert lösen. Wenn es gelingt, den Bäuerinnen und Bauern auch einen aktiven finanziellen Anreiz geben, sodass sich die Landnutzung auch wirtschaftlich lohnt, sollten die Widerstände rasch bröckeln. Dann würde die Feldlerche zum Symbol für einen Zeitenwechsel ...
Heilpflanzen können Agrarvielfalt fördern
Ein weiteres zumindest zum Teil landwirtschaftliches Thema behandelt der zweite Fachbeitrag: traditionelle Heilpflanzen als kulturelle Schlüsselarten für Naturschutz und Ökosystemrenaturierung. In Südtirol wurden zehn von insgesamt 276 einheimischen Pflanzen betrachtet, die in der Heilmedizin eingesetzt werden. Sie könnten in mehrfacher Hinsicht eine hohe Bedeutung auch für den Naturschutz erlangen: für Heilung und vielfach auch als Teil einer gesunden Ernährung, als Katalysatoren für öffentliche Unterstützung von Naturschutz, Renaturierung und angepasster Landnutzung, als Förderer für kulturelle Identität und lokalen Tourismus. Auch das ist ein spannender Aspekt für neue nachhaltige Agrarsysteme, wenn solche Arten als Teil mosaikartiger Anbaustrukturen für mehr Raum- und Kulturpflanzendiversität sorgen.
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