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Editorial | Eckhard Jedicke

Eine nationale Strategie zur Wasserwende - und die Landschaftsplanung zur Umsetzung ist tot ...

Sauberes Wasser muss immer und überall ausreichend verfügbar sein. Mit diesem Kernziel hat das Bundeskabinett am 15. März die nationale Wasserstrategie verabschiedet. Damit möchte das Bundesumweltministerium „ die Wasserwende einläuten“. Die Strategie setzt auf einen Mix aus Förderung, Recht, Wissensaufbau und Dialog. Sie beschreibt als Ergebnis eines zweijährigen Wasserdialogs mit mehr als 300 Teilnehmenden aus Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Forschung, Verbänden, Ländern und Kommunen zehn strategische Themenfelder. Ein Aktionsprogramm listet 78 Maßnahmen auf, die bis 2030 umgesetzt werden sollen.

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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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Alles nur Lippenbekenntnisse?

Skepsis ob der Erreichbarkeit der hehren Ziele keimen aus den enttäuschten Erwartungen aus nicht minder ehrgeizigen Zielen in anderen umweltrelevanten Politikfeldern. Man muss kein Berufspessimist sein, um zu fragen: Bringt das was? Biodiversitätswende, Energiewende, Agrarwende, Verkehrswende, Waldwende ... – all das steckt auch nach Jahr(zehnt)en ihrer Proklamation bestenfalls in den Kinderschuhen. Und nun noch eine Wasserwende? Dabei pressiert die Wasserthematik nicht minder als Biodiversitäts- und Klimakrise. Massive Frühjahrstrockenheit in Frankreich und niedrige Pegel etwa im Rhein waren in den letzten Wochen in den Schlagzeilen. Die vergangenen Dürrejahre haben Land- und Forstwirtschaft wie Stadtbäumen gravierende Schäden beschert. Hochwasserkatastrophen markieren das andere Extrem des Zuviels an Niederschlägen.

Integriertes Landmanagement nötig

Schauen wir uns drei Handlungsfelder beispielhaft an: Revitalisierung der Auen, Wasserrückhalt und Bewusstseinsschaffung. Sie illustrieren, warum die postulierte Wasserwende genauso grandios wie die anderen Wenden scheitern wird, findet sie nicht integrativen Eingang in die Gesamtpolitik:

Auenentwicklung: Ein alter Hut – seit 23 Jahren fordert die EU mit der Wasserrahmenrichtlinie einen mindestens guten ökologischen und chemischen Zustand der Grund- und Oberflächengewässer. Die letzte Frist dazu endet in vier Jahren. Und das Ziel liegt meilenweit entfernt. Selbst ein Kraftakt mit Vervielfachung des eingesetzten Geldes und Personals kann das nicht mehr schaffen.

Wasserrückhalt: Fast die gesamte Landschaft wird heute permanent entwässert. Konzepte wie Schwammstädte und Schwammlandschaften können nur Wirkung zeigen, wenn die Landnutzungen grundlegend anders werden. Einen integrierten Umgang mit der Ressource Land hat der Sachverständigenrat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung 2020 gefordert. Diese Landwende wird mit der Wasserstrategie noch dringlicher. Die eng sektoral ausgerichtete Verwaltung wirkt da als großer Hemmschuh. Es fehlt die behördliche und beratende Bündelung durch ein starkes, die multiplen Strategien koppelndes Landmanagement.

Bewusstseinsbildung: Je trockener und heißer die Sommer, desto höher steigen die Wasserverbräuche. In der Landnutzung ist der Ruf nach mehr Bewässerung nicht zielführend, das Wasser dazu wird einfach nicht mehr verfügbar sein. Welches virtuelle Wasser ist mit welchen Produkten und Lebensstilen verknüpft? Es braucht viel mehr Transfer von Wissen und Handlungskompetenz.

Wäre nicht die Landschaftsplanung der zentrale Akteur, der die Wasserwende und nicht zuletzt diese drei Aspekte in die Fläche bringen müsste? Auf welche Marginalität sie heute geschrumpft ist, mag die Wasserstrategie nebst Aktionsprogramm illustrieren: Ein einziges Mal ist sie auf 120 Seiten am Rande genannt. Sie hätte so viel Potenzial als Planungsinstrument und Moderatorin zur Umsetzung. Aber sie gerät in Vergessenheit. Hat sie noch eine Lobby?

Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard Jedicke
E-Mail: nul@jedicke.de
Twitter: @EckhardJedicke

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