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Editorial | Eckhard Jedicke

Das Dunkel der Nacht: Ein unterbelichtetes Schutzgut

Die Nacht wird immer mehr zum Tag – künstliche Beleuchtung wirkt nicht allein in den Ballungsräumen und großen Städten mit schon aus großer Ferne weithin sichtbarem Lichtkegel omnipräsent. Nutzen Sie die kommenden winterlichen klaren Sternennächte einmal für vergleichende Blicke in das Firmament: Wo ist der natürliche Sternenhimmel mit Tausenden mit bloßem Auge sichtbaren Himmelskörpern überhaupt noch in seiner Gänze erlebbar?

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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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Fledermäuse bei Licht betrachtet

Das ist nicht allein eine romantische Frage – auch wenn der funkelnde Sternenhimmel und die mondhellen Nächte wesentlich zu menschlichen Glücksgefühlen, Naturerlebnis, dichterischen Inspirationen und mehr beitragen. Diese Faktoren lassen sich als kulturelle Ökosystemleistungen beschreiben. In Planungen sind sowohl diese als auch konkret Auswirkungen und Ausgestaltung von Licht kaum ein Thema: Derzeit werden Lichtemissionen gerade in einem Zehntel von 92 analysierten Plänen des Naturschutzes überhaupt nur vertiefend untersucht, 60 % der Pläne beachten sie überhaupt nicht.

Doch auch der stärker im Fokus stehende Artenschutz hat in Bezug auf die Lichtverschmutzung noch nicht die Aufmerksamkeit, die er bräuchte. Das zeigen wir in dieser Ausgabe am Beispiel der Fledermäuse, für die wir den aktuellen Kenntnisstand zur Lichtverschmutzung zusammenfassen. Das ist umso bedeutsamer, weil kaum eine Artengruppe so stark wie die nachtaktiven Fledermäuse im Artenschutzrecht verankert ist: Sämtliche 51 europäischen Arten sind in Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistet, viele auch in Anhang II. Im Rahmen der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten widmet sich das EUROBATS-Abkommen (Agreement on the Conservation of Populations of European Bats) schon seit 1991 dem Schutz dieser besonders gefährdeten Artengruppe. Aufgrund ihrer komplexen raum-zeitlichen Habitatansprüche eignen sich Fledermäuse besonders als Zielarten für einen erfolgreichen Naturschutz. In welchem Maße die Lichtverschmutzung anziehend und/oder abschreckend als relevanter Gefährdungsfaktor wirkt, stellen wir in einem Review übersichtlich zusammen. Und wir geben vielfältige Hinweise für die Planung, wie das Problem für die Fledermäuse stellvertretend für die Biodiversität reduziert werden kann.

Angst- vs. Dunkelraum

Natürlich ist Beleuchtung nicht unsinnig. Im Siedlungskontext gilt es, nächtliche Angsträume für uns Menschen zu vermeiden. Licht hilft, Gefahren zu vermeiden, um sehen zu können und gesehen zu werden. Vor allem darum muss es daher in der abwägenden Planung gehen:

  • ein Bewusstsein zu schaffen für die Relevanz künstlichen Lichts als Gefährdungsfaktor und Beeinträchtigung für Natur und Mensch,
  • die ungestörte Nachtlandschaft als ein wichtiges Schutzziel des Naturschutzes zu erkennen und in Schwerpunkträumen wie den Sternenparks die Lichtverschmutzung prioritär zu verringern,
  • die Minderung und Vermeidung von Lichtverschmutzung durch übermäßiges, fehlgeleitetes und unangemessen abgestrahltes Licht in allen relevanten Planungen und Baumaßnahmen als Standardaufgabe zu verankern und das umweltfreundliche Lichtmanagement in den Fokus zu rücken.

Fledermäuse und Insekten als ihre Nahrungstiere sind wichtige Indikatoren, die bei der Kommunikation und Akzeptanzförderung die Relevanz von Dunkelheit und naturschonender Beleuchtung helfen können. Die Klima- und Energiekrise triggert mit dem dringenden Bedarf, Energie zu sparen, das Thema zusätzlich. Das Steuern von Licht und Dunkel ist also mehr denn je eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

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