Elementarbildung für biologische Vielfalt: Ein blinder Fleck in der Pädagogik
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Auswirkungen früher Erfahrungen lassen sich bis ins Erwachsenenalter nachweisen. Das haben 2014 die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in einer Stellungnahme zur frühkindlichen Sozialisation einmütig festgestellt.
Artenerlebnis gehört in die Kita
Daher ist es nur konsequent, biologische Vielfalt ganz zentral in der Elementarbildung der Kindertagesstätten zu thematisieren. Dr. Harald Hauser stellt in dieser Ausgabe Ergebnisse eines solchen Projekts in Kitas vor – dort, wo 93 % der Kinder unter sechs Jahren rund 5.000 wache Stunden verbringen. Es geht nicht um das Eintrichtern von Wissen – sondern vielmehr um die Vermittlung von Interessen und Werten. Der Molch oder Käfer in der Hand kann lebenslange Begeisterung für das Lebendige entfachen. Das Leopoldina-Gutachten unterstreicht, dass sich kognitive Grundfähigkeiten aus der Interaktion genetischer Prädispositionen und umweltabhängiger Lernprozesse entwickeln. Um also Gedanken, Wünsche, Einstellungen und Meinungen, um Motivation und Problemlösefähigkeit für die Erhaltung der Biodiversität wie für eine nachhaltige Gestaltung der Zukunft von Menschheit und Erde im späteren Leben zu fördern, können – ja müssen – Kitas wesentliche Grundlagen schaffen.
Biologische Vielfalt sollte also den Kern pädagogischer Arbeit in Kindertagesstätten ausmachen. Artenkenntnis sollte über emotionale Anbahnung bei unter 3-Jährigen und konkret-inhaltlich bei 3- bis 7-Jährigen einen festen Baustein im Kita-Alltag ausmachen. Dazu bedarf es der Verankerung in den Bildungsplänen für Elementarbildung. Die Lehrpläne für die Ausbildung von Fachkräften in der Frühpädagogik müssen das widerspiegeln.
Klimaangepasste Bauleitplanung
All das stellt jedoch die wachsende Bedeutung lebenslangen Lernens nicht in den Schatten. Der immer stärker beschleunigte Wissenszuwachs erfordert mehr denn je die Vermittlung von Handlungskompetenzen in einer zunehmend komplexen Welt. Gerade in der Planung ist vorausschauendes Handeln eigentlich selbstverständlich. Aber berücksichtigt sie die Herausforderungen der Zukunft bereits ausreichend? Schaut man sich über 25 und mehr Jahre laufende Verfahren der Flurbereinigung an, so wird deutlich, dass sie die Folgen des Klimawandels und die dringend notwendige Klimaanpassung überhaupt noch nicht thematisieren. Auch die kommunale Bauleitplanung hat diese Themen noch viel zu wenig auf dem Schirm – ein Beitrag am Beispiel Münchens zeigt, was zu tun ist. Und auch die Schutzgebiete haben hier eine Aufgabe: Sie sind mit dem digitalen Besuchermanagement ein Thema in diesem Heft.
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