Jenseits des Nistkasten-Naturschutzes: Engagieren Sie sich in der öffentlichen Debatte!
Manchmal frustriert es: Fragt man unserer Disziplin nicht ferne Personen nach Handlungsoptionen für den Naturschutz in der Stadt, so nennen selbst diese als erstes Begriffe wie „Tiere ansiedeln“, „Nistkästen anbieten“ und „Wildbienennisthilfen bauen“. Ganz ehrlich: Ist es unsere vorrangige Aufgabe, unsere Umwelt mit ein paar plakativen Arten aufzuhübschen, deren und unsere eigenen Lebensbedingungen aber nicht grundlegend nachhaltig umzugestalten? Überlassen wir Letzteres den Klimawende-Akteuren allein, mit denen sich einige im Artenschutz Engagierte erbitterte Auseinandersetzungen um Windparks liefern (die Tötungsrisiken sind ein Thema dieses Heftes)? Klar, der europäische Artenschutz leistet der engen Fremdsicht des Naturschutzes Vorschub. Auch wir schauen in dieser Ausgabe auf den Erfolg von Fledermauskästen als Möglichkeit, die Population zu pushen. Das ist gut und richtig. Aber noch viel dringender braucht es eine grundlegende Wende in der Landnutzung und im Umgang mit natürlichen Ressourcen generell.
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Naturschutz, weil er uns nützt
Naturschutz und Landschaftsplanung haben nach wie vor ein Vermittlungsproblem: Warum verfolgen sie welche Ziele? Oder anders gefragt: Was bringt uns der Schutz der natürlichen Ressourcen? Dahinter steht die Frage nach den Begründungen für Naturschutz: Zwergfledermaus und Kleiner Abendsegler haben einen Eigenwert, wir Menschen besitzen Schöpfungsverantwortung. So altruistisch muss man nicht argumentieren: Für den Naturschutz engagieren wir uns vor allem mit egoistischen Beweggründen – weil er der menschlichen Gesellschaft nützt.
Indikatoren zur Kommunikation
Ökosystemleistungen beschreiben den Nutzen, welchen der Mensch aus Biodiversität und Ökosystemen ziehen kann. Zugegeben, es fällt schwer, dieses umfängliche Konzept auf den Boden der Realität zu bringen und als Leitlinie für planerisches und gesellschaftliches Handeln zu operationalisieren. Für die nationale Ebene beschreiben wir im ersten Hauptbeitrag Indikatoren, um Ökosystemleistungen zu bewerten. Sie sollen umweltbezogene Zielzustände der räumlichen Planung mess- und evaluierbar machen und damit den Weg in einen dynamischen Planungsprozess eröffnen. Anwendungsbeispiele sind Biotopverbund, Hochwasserrückhalt und generell die Identifikation von Räumen, die in besonders hohem Maße und großer Vielfalt Ökosystemleistungen erbringen (können). Das kann der Landschaftsplanung wie einer nachhaltigen Landnutzung zu mehr Erfolg verhelfen.
Eine Lobby für ganzheitliche Schutzkonzepte
Nistkasten-Naturschutz ist nicht falsch. Aber er bietet keine adäquate Antwort auf die fundamentalen Herausforderungen der gegenwärtigen Epoche des (notwendigen) Wandels. Die Kommunikation eines ganzheitlich denkenden Naturschutzes bleibt eine Herausforderung. Ökosystemleistungen können dabei helfen. Ein wenig Hoffnung, dass sich hier in den nächsten Jahren etwas tut, keimt: Die Ampel in Berlin nimmt die Energie- und vielleicht auch Agrar- und Biodiversitätswende in den Fokus. Die EU-Kommission berät über Ziele zur Wiederherstellung europäischer Ökosysteme. Wir alle sollten uns gerade jetzt nicht zu schade sein, uns als Lobby für eine echte Nachhaltigkeit für den Naturschutz in die öffentliche Debatte einzumischen.
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