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Schmitz' Sternstunden

Vertrauen ist gut, Kontrolle nicht immer nötig

Für den Bau einer neuen Straßenbrücke werden zwei Reptilienhabitate als CEF-Maßnahme für Zauneidechse und Schlingnatter benötigt – Reptilienburgen inklusive Schutzzaun, nichts für Anfänger. Um Missverständnisse bei der Herstellung der Habitate zu verhindern, steht ein Vor-Ort-Termin mit der ausführenden Firma (eine reine Hoch-/Tiefbaufirma mit wenig „grünem“ Wissen) an. Zur Unterstützung habe ich mir meine Kollegin Waldtraud an die Seite geholt.
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Waldtraud ist Biologin durch und durch. Kompromisslos steht sie auf der Seite des Naturschutzes, ist Hüterin von Zauneidechse, Fledermaus und Feldhamster, lässt sich bei Maßnahmen zum Schutze der Tiere nicht erweichen. Das macht sie liebenswert, aber auf der Baustelle auch etwas anstrengend und umständlich.

Wir fahren also gemeinsam auf die Flächen, um uns mit der ausführenden Firma zu treffen. Die Besprechung startet schwierig. Waldtraud lässt keinen Zweifel aufkommen, dass sie dem anwesenden Baggerfahrer die Arbeiten nicht zutraut. Sie erklärt ihm mehrfach, wie er die Fläche vorzubereiten hat, welche Größe die zu verwendenden Steine haben sollen, in welche Himmelsrichtung die Burgen ausgerichtet werden. Fast meint man, sie spricht mit einem kleinen Kind. Der Gesichtsausdruck des Baggerfahrers lässt wenig Hoffnung zu, dass die Anweisungen angekommen sind.

„Licht brennt, aber niemand zuhause?“, flüstert mir meine Kollegin mit Blick auf die beiden Herren ins Ohr. Danach ist sie davon überzeugt, dass die Umsetzung schiefgeht, und weist mich an, am Ausführungstag rechtzeitig vor Ort zu sein um eingreifen zu können.

Ausgerechnet an dem Tag komme ich zu spät auf die Baustelle. Der Bagger läuft bereits, da die Firma früher angefangen hat. Ich stelle mich bereits auf Ärger ein, denn auch ich habe Sorge, dass die Arbeiten nicht richtig durchgeführt wurden. Weit gefehlt: Der Arbeiter hält sich genau wie abgesprochen an die strengen Vorgaben von Waldtraud. Mein Mund steht offen, eine morgendliche Begrüßung bekomme ich kaum heraus.

Der Baggerfahrer grüßt mich herzlich, grinst mich an und sagt: „Wissen Sie, ich habe das schon einmal für eine andere Baumaßnahme machen dürfen, das fand ich so toll, dass ich mich eingelesen habe. War aber witzig, das Ganze nochmal wie ein kleines Kind erklärt zu bekommen.“

Tja, liebe Akademiker, mal runter vom hohen Ross und auch anderen etwas zutrauen!

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