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Editorial | Eckhard Jedicke

Bewertung als stetiger Verbesserungsprozess: Qualitätsmanagement ist nötiger denn je

Bewerten, und das so objektiv wie möglich, mindestens für Dritte nachvollziehbar: Das ist das tägliche Brot in der Naturschutzplanung und bei Umweltprüfungen. Auch die Wissenschaft kommt um diesen Schritt nicht herum, will sie fachliche Analysen für die Planungspraxis nutzbar machen. In einer immer komplexeren Welt fällt das Bewerten trotz Weiterentwicklung der Methoden und Instrumente zunehmend schwerer. Denn jedes Werten ist eine selektive Wahrnehmung der Umwelt. Die Gesellschaft steht indes in der Spannung zwischen Achtsamkeit und Qualitätsmanagement. Achtsamkeit (mindfulness ) heißt wahrzunehmen, ohne zu werten. Planungspraxis ist aber gezwungen zu werten – ihr Sinn liegt darin, Entscheidungen zu fällen, was besser und was schlechter ist.
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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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Immer besser werden muss das Ziel sein

Qualitätsmanagement beinhaltet einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess: Was einmal für gut befunden wurde, sollte künftig noch besser werden. Das wiederum scheint im Naturschutz noch nicht angekommen zu sein: Die Planungspraxis verliert sich im Bemühen, die Verschlechterung möglichst gering zu halten – aber verdrängt, dass der Arten- und Biotopschutz ebenso wie der Bodenschutz und die anderen Disziplinen Benchmarks benötigen, die sukzessive höher werden. Und es muss definierte rote Linien geben, unter die Populationen von Zielarten in einer Region nicht absinken oder über die die Bodenerosionsrate nicht klettern darf. Aber das gibt das geltende Recht nicht her, so wird die Antwort aus der Praxis ob solcher Forderungen schallen. Liegt nicht gerade hier ein Kerndefizit im Naturschutzrecht – in der fehlenden Verbindlichkeit und Schärfe der Ziele? Auch das EU-Ziel desNo net loss der Biodiversität, so gut und richtig es eine Zielmarke vorgibt, ist zu global-galaktisch und muss konkreter heruntergebrochen werden.

Ziele im Wandel

Alle drei Beiträge in diesem Heft befassen sich mit Bewertungen, wenn auch aus unterschiedlicher Perspektive.Beitrag 1: Die Energiewende verursacht einen grün-grünen Konflikt – in dem auch schon eine Bewertung steckt: Für den Klimaschutz muss der Artenschutz (im wahrsten Sinne des Wortes) Federn lassen. Und es lässt sich über die Bewertungen streiten, um den Schaden möglichst gering zu halten:Artenschutz mit dem Rechenschieber? , so lautet der Titel.Beitrag 2: Eine Alm wurde 1955 aufgegeben, die typische Biodiversität schwindet. Ziel ist, diese durch Wiederaufnahme der ursprünglich praktizierten Beweidung zu regenerieren. Der Bewertungsfall scheint einfach: Benchmark bildet die vor 65 Jahren vorhandene Biodiversität. Und doch negiert das den jeder Kulturlandschaft innewohnenden Wandel: Die sozioökonomischen Rahmenbedingungen ebenso wie das Klima und die Nährstofffrachten über die Luft sind andere geworden.

Die Jugend soll die Zukunft gestalten

Fridays for Future ist eine Jugendbewegung heute, die sich in zentralen Zukunftsfragen gegen das wirtschaftliche und politische Establishment stellt. Der Vergleich mag vermessen sein, aber im Kleinen gab es solche Konflikte auch vor 50 Jahren, als sich die Jungen gegen die Alten im Deutschen Bund für Vogelschutz stellten. Sie bewerteten ihren Verband und gingen daraufhin den Schritt vom engen Vogelschutz auf ganzheitlichen Naturschutz, zehn Jahre vor den Erwachsenen. Lesen Sie hierzu einen spannenden Zeitzeugenbericht. Es macht mich ein wenig stolz, diesen Weg selbst ein Stück mitgegangen zu sein. Und hoffnungsvoll, dass die jungen Menschen heute auch ein Umdenken erreichen! Auch dazu braucht es ein kritisches Bewerten.

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