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Schmitz' Sternstunden

Brauchen wir dann noch den Zaun?

Zum Schutz von besonderen Vegetationsbeständen bei Baubetrieb haben sich schlaue Menschen Vegetationsschutzzäune einfallen lassen. Sie sind fest im Boden eingeschlagen, bis 2 m hoch und aus Holz. Normale Bauzäune findet man manchmal auch, hier besteht aber die Gefahr, dass sich diese in unbeobachteten Augenblicken selbstständig versetzen. Sinn des Ganzen: Niemand soll versehentlich die Bestände betreten und schädigen.
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Auf einer meiner Baustellen muss ich mit einem jungen Bauleiter – Herrn Jungspund – zusammenarbeiten. Ein Gehölzbiotop soll hier zum Schutz vor Überfahren, Betreten oder unbeabsichtigte Ablagerungen gesichert werden. Wegen des Biotops kommt es zu diversen Vorort-Terminen: ohne die Behörde, mit der Behörde, mit dem Landwirt des angrenzenden Ackers, mit der Bauleitung, mit der Projektleitung. Denn beim Bau der Baustellenzufahrt hat der Landwirt festgestellt, dass sich das unverschämte Gehölz frech über den Wiesenweg Richtung Acker vorgearbeitet hat. Folglich kommen Laster, Kran & Co. auf diesem Weg nicht bis zur Baustelle. Die Zufahrt wenige Meter verlegen? Unvorstellbar.

In Abstimmung mit der Behörde wird nun festgelegt, die Hecke auf Brutnester von der umweltfachlichen Bauüberwachung (mir) untersuchen zu lassen – immerhin ist es schon Sommer. Ist der Befund negativ, soll sie freigegeben und sofort dezent gestutzt werden. Dann endlich soll der Vegetationsschutzzaun gestellt werden.

Dem verantwortlichen Bauleiter teile ich mit, dass der Zaun auf jeden Fall gestellt werden muss. Rechtzeitig. Bevor die Baustelle in vollem Gange ist und bevor das schwere Gerät kommt. Ich spreche ihn wiederholt darauf an – telefonisch, schriftlich, mündlich, persönlich, telepathisch. Na, bis zur Sperrpause wird er es kapiert haben, denke ich.

Die Sperrpause kommt, ich fahre zur Baustelle. Der Baubetrieb ist in vollem Gange. Überall Maschinen und Anbaugeräte. Ich stutze. Irgendwas stimmt hier nicht, irgendwas fehlt … Mein Schrei durchschneidet den Baulärm: „HERR JUNGSPUND!“ Er nimmt die Beine in die Hand und rennt zu mir. Bei vollem Baubetrieb stellt er sich neben mich – mitten zwischen Bagger, Radlader, Lkw und Kräne.

Ich: „Wie können Sie hier so lässig stehen? Haben Sie keine Angst, dass Ihnen einer eine Baggerschaufel auf den Kopf haut?!“Er: „Ich habe grade mehr Angst vor Ihnen.“Ich: „Zu Recht! Wo ist der Zaun?“Er: „Herr XY hat gesagt, wir brauchen den nicht.“Ich: „Und? Merken Sie was?“Er: „Ja, wir hätten ihn doch gebraucht, oder?“Ich: „Äh… JA! Und jetzt hopphopp sofort die ganzen Rüttelplatten und Baggerschaufeln aus dem Biotop gehoben!“

Auf einmal geht das ruckzuck – vermutlich treiben mein hoher Blutdruck und der entsprechende Ton die Jungs an. Das Biotop wird von Maschinen und Baugeräten befreit, die „sich nur kurz und natürlich aus Versehen“ dort angelagert haben. Mein Puls nähert sich wieder der Normal-Frequenz, da sieht mich Herr Jungspund an: „Brauchen wir den Zaun jetzt eigentlich noch?“

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