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Editorial | Eckhard Jedicke

Der Wolf polarisiert, doch Romantik reicht nicht: Ganzheitlich-pragmatische Lösungen sind gefragt

Eine Gegend, wo die Wölfe einander gute Nacht sagen ... – so charakterisierte Grimmelshausen im Simplicissimus im 17. Jahrhundert den Spessart als unsichere, wilde Gegend. Heute symbolisiert der Wolf mit exponentieller Ausbreitung in Deutschland eher einen Kulturfolger, der sich zwar scheu verhält, aber lange nicht mehr nur in den peripheren Landschaften vorkommt.

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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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Verhältnis zur Landwirtschaft belastet

Rund 100 Jahre lang galt der Wolf in Deutschland ausgerottet. Seit 2000 reproduziert er sich als Ergebnis strengen internationalen Schutzes im Lande wieder – und seither schaukeln sich die Wogen zwischen Sympathie und Antipathie immer höher. Selten spaltet ein Tier die Meinungen derart wie der Wolf. Die Deutsche Wildtierstiftung hat gerade in einer repräsentativen Umfrage festgestellt, dass nur 24 % der Bevölkerung den Wolf an seiner Ausbreitung gehindert sehen möchten. 54 % sprechen sich für den Schutz, aber eine kontrollierte Ausbreitung aus, 21 % für eine freie Ausbreitung. Die Akzeptanz ist auch eine Frage des Alters: 53 % der Menschen der Altersgruppe zwischen 30 und 44 Jahren freuen sich über den Wolf, bei über 60-Jährigen ist die Freude mit 30 % verhaltener.

Ganz und gar keine Freude herrscht bei den Tierhaltern. Zunehmend erschwert der Umgang mit dem Wolf die vielfach sehr emotional geführte Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, doch beide brauchen einander essenziell. Wegducken hilft nicht, hier müssen vermittelnde Lösungen her.

Aufgabe der Weidewirtschaft ist keine Option

Höchste Zeit also für eine differenzierte Betrachtung der Herausforderungen, welche Deutschlands Wiederbesiedlung durch den Wolf für weidebasierte Tierhaltungen und den Naturschutz bedeuten. Dieses leisten wir im ersten Hauptbeitrag, der auch mögliche Konsequenzen für den Biodiversitätsschutz beleuchtet: Es droht nicht weniger als eine Aufgabe der Weidewirtschaft gerade auf naturschutzfachlich hoch bedeutsamen Standorten und in ganzen Landschaften. Damit stehen FFH-Schutzziele zur Abwägung gegenüber: hier der Wolf nach Anhängen II und IV, dort verschiedene Lebensraumtypen nach Anhang I. Konsequenter Herdenschutz ist nur ein Teil der Lösung. Begleitet werden muss dieser durch das Ordnungsrecht, zügigere Entnahme problematischer Einzeltiere und bessere finanzielle Unterstützung der Grünlandnutzung. Denn mangelnde Wertschöpfung ist das Hauptproblem der Weidenutzung, die wirtschaftlich mit dem Rücken an der Wand steht. Der Wolf bringt ein volles Fass zum Überlaufen.

Insektenschutz: Blühflächen allein genügen nicht

Ganzheitlicheres Denken ist auch beim Insektenschutz gefragt: Hochwertigere Lebensräume statt einfach bunter Blühflächen fordert der zweite Beitrag. Der dritte Hauptbeitrag simuliert die künftige Entwicklung von Wald-Offenland-Mosaiken im Südschwarzwald unter Einflüssen geänderter Landnutzung und des Klimawandels.

Stetig wandeln wird sich auch unsere ZeitschriftNaturschutz und Landschaftsplanung . Das erste Heft im neuen Jahrgang unterstreicht zum einen durch einenDigital Objekt Identifer – den DOI – den wissenschaftlichen Charakter als doppelt-blind begutachtetesJournal . Damit ist jeder bei uns publizierte Artikel einzigartig und dauerhaft in der digitalen Welt auffindbar. Das Layout der wissenschaftlichen Beiträge passt sich dem magazinartigen Mantel an und wird durch die gewählte Schriftart gefälliger, dazu passend wird jedes Heft für sich neu beginnend paginiert. Und Franziska Schmitz wird in einer neuen Kolumne regelmäßig die Stolpersteine im Berufsalltag aufs Korn nehmen. Wir bleiben dran an den aktuellen Themen!

 

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