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Editorial | Eckhard Jedicke

Die Krux mit der schwindenden Biodiversität: Warum geht es trotz aller Bemühungen nicht bergauf?

Schutz und Entwicklung der Biodiversität sind so etwas wie der Kern des Naturschutzes – auch wenn das den wesentlich umfassender definierten fachlichen und gesetzlichen Zielen widerspricht. Und auch die Biodiversität wird kaum umfassend betrachtet: meist nur anhand weniger Arten (zum Beispiel ist die Bodenbiodiversität absolut vernachlässigt), die genetische Diversität ist nur fragmentarisch im Blick, völlig unzureichend berücksichtigt wird die Vielfalt der Ökosysteme auf landschaftlicher Ebene. Alle drei Hauptbeiträge in diesem Heft widmen sich der Biodiversität: Heuschrecken auf Magerrasen, Weiterentwicklung des Streuobstanbaus und Wildbienen in Weinbergen. Die Arbeiten liefern Puzzlesteine für Antworten, die die Praxis benötigt.
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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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Vereinte Nationen mit negativer Bilanz

An Ideen und Projekten zur Förderung der biologischen Vielfalt mangelt es wohl kaum. Notwendige Maßnahmen und Techniken sind weitgehend bekannt. Und doch zeichnet jeder neue Bericht, jede neue Statistik zur Entwicklung der Biodiversität auf Länder-, Bundes-, EU- wie globaler Ebene nach wie vor ein düsteres Bild. So auch die Mitte September vorgelegte fünfte Ausgabe desGlobal Biodiversity Outlook , in dem die Vereinten Nationen genauso wie ein Jahr zuvor der Weltbiodiversitätsrat zu Protokoll geben, dass der allseits angestrebte Stopp des Biodiversitätsverlusts nach wie vor in weiter Ferne liegt. Woran hapert es? Sind es die Ziele selbst, ihre Umsetzung in den verschiedenen Politikfeldern, die Finanzierung? Alle drei Bereiche verdienen Beachtung.

Wird Biodiversität in Pandemiezeiten vergessen?

Die Ziele: Fachlich-sektorale Zieldefinitionen bestehen zuhauf, aber sie werden stets haushoch verfehlt, ohne dass es Folgen hat. Bis 2010 sollte in der EU und global der Verlust der Biodiversität gestoppt und umgekehrt werden. 2010 Fehlanzeige, 2020 Fehlanzeige, 2030 ...? Ohne Bereitschaft, grundlegend an den Ursachen zu arbeiten, wird das so bleiben. Nicht die Ziele sind defizitär, sondern der echte Wille zur querschnittsorientierten Umsetzung fehlt.

Die Politik: Umweltpolitik allein kann die Lösung nicht schaffen – es braucht eine verpflichtende Nachhaltigkeit inallen Politikbereichen, wie es gerade europäische Umweltverbände einforderten. Kommissionspräsidentin von der Leyen hat mit demEuropean Green Deal Hoffnung geweckt, mehr aber noch nicht. Biodiversität lässt sich nur erhalten, wenn sie in Wirtschafts-, Bau-, Verkehrs- und Landnutzungspolitik verankert wird – mit grundlegenden Politikwenden.

Die Finanzierung: Eng mit der Politik verknüpft ist die Gestaltung von Subventionen und Förderstrategien. Das beste Beispiel steht mit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in diesen Tagen in Brüssel auf der Tagesordnung: Gelingt es nicht – und es sieht leider überhaupt nicht so aus –, hier das bereits 2010 im Rahmen der Konvention über biologische Vielfalt festgelegte Ziel konsequent umzusetzen, keine die Biodiversität schädigenden Subventionen zuzulassen, bleibt die Agrobiodiversität ein großes Sorgenkind. Es genügt auch nicht, wie gerade von NABU vorgestellt, zehn Prozent naturnahe Flächen als Voraussetzung für die betriebliche Agrarförderung und weitere 15 Prozent als freiwillige Eco-Scheme-Maßnahme festzulegen. Darüber hinaus braucht es eine umweltfreundlichere Agrarförderung im Sinne der Nachhaltigkeitauf der gesamten Fläche .

Die aktuelle Verschärfung der Corona-Lage birgt die Gefahr, dass der ohne Frage wichtige Umgang mit der Pandemie die pressierenden Entscheidungen für Biodiversität und Nachhaltigkeit in den Hintergrund drängt. Das aber darf nicht passieren. Im MagazinScience war gerade zu lesen, dass schon ein kleiner Teil der weltweit geschnürten Corona-Hilfspakete genügen würde, um das Zwei-Grad-Klimaziel zu erreichen. Bei der Biodiversität wird es kaum anders sein.

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