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Editorial | Eckhard Jedicke

Resiliente Landschaften als Ziel: Für eine stärker systemisch ausgerichtete Planung

Resilienz – ein Begriff mit höherem Markt- als echtem Mehrwert? Oder kann die Widerstandsfähigkeit als Terminus für die Entwicklung von Kulturlandschaften mit sinnvollen Inhalten verknüpft werden? Was unterscheidet ihn von Nachhaltigkeit? In unserem ersten Hauptbeitrag geht Catrin Schmidt diesen Fragen nach, indem sie die Ergebnisse ihrer Studie in 24 verschiedenen Landschaften auf fünf Kontinenten vorstellt. Den ausgewählten Landschaften sind Auswirkungen des Klimawandels und sozioökonomische Veränderungsprozesse gemein – zwei ganz gravierende Stressoren für die Landschaftsentwicklung.
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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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Unter landschaftlicher Resilienz versteht die Autorin die Fähigkeit einer Landschaft zur Anpassung und Selbsterneuerung, das heißt, trotz fortlaufender Veränderung bleiben die grundlegenden Qualitäten der Landschaft erhalten, diese erneuern sich oder werden gestärkt.

Waldsterben 2.0 ruft nach resilienten Konzepten

Schaut man in diesem Dürresommer – dem dritten in Folge – in von Fichten dominierte Forsten, so wird offensichtlich, dass diese Landschaften (ganze Mittelgebirgszüge) ganz offensichtlichnicht resilient sind, zumindest nicht gegen den Klimawandel. Denn es ist stets klar zu benennen, auf welche Stressoren sich die Resilienz bezieht. Auch andere Waldbaumarten kämpfen mit der Dürre, während andernorts feuchteabhängige Ökosysteme vertrocknen oder Starkregen den Boden in Steillagen tonnenweise erodieren. Das Resilienz-Konzept bietet eine Chance, den Fokus der Landschaftsplanung zu weiten – weg von der einzelnen Hecke oder einem Einzelvorkommen einer geschützten Art hin zum Erhalt des individuellen Charakters einer Landschaft. Denn die steht massiv unter dem Druck eben nicht allein des Klimawandels oder mangelnder ökonomischer Tragfähigkeit der sie historisch prägenden Landnutzungen wie extensiven Weidesystemen, Streuobstbau, Steillagen-Weinbau, Nieder- und Mittelwaldnutzung oder Teichwirtschaft. Weitere Stressoren sind ungezählte Einzelfallentscheidungen aus Landnutzung, Bebauung, Verkehrsplanung usw.

Auch in Stadtlandschaften relevant

Landschaftliche Resilienz kann sich auch auf komplett vom Menschen gestaltete Kulturlandschaften beziehen, wie das Titelbild aus Singapur illustriert: Zwei Drittel der Stadtfläche werden im Sinne einer Schwammstadt für den Rückhalt von Niederschlagswasser genutzt. Denn der dicht besiedelte Stadtstaat besitzt keine eigenen Grundwasservorkommen. Um dennoch Wasserkrisen zu vermeiden, wurde eine resiliente Wasserversorgung aufgebaut. Nebenprodukt ist eine wesentliche Förderung der Erholungsfunktionen. Schon diese Teilaspekte einer komplexen Stadtlandschaft zeigen, was die zentralen Merkmale oder Kriterien resilienter Landschaften nach den Befunden von Catrin Schmidt sind:

  • ein hohes Maß der Erbringung von Ökosystemleistungen (oder im traditionellen Wording der Disziplin: ein guter Erfüllungsgrad landschaftlicher Funktionen),
  • die Erhaltung eines typischen Landschaftscharakters,
  • eine hohe Geschwindigkeit der Anpassung des landschaftlichen Systems bei Störungen (unter Beibehaltung des typischen Charakters).

Fazit: Resilienz als Konzept bietet dann einen echten Mehrwert für die Landschaftsplanung, wenn sie hilft, Ziele und Maßnahmen an derAnpassungsfähigkeit einer Landschaft mit den drei genannten Merkmalen auszurichten. Das könnte helfen, zu stärker systemisch-vernetzten Entscheidungen der Landschaftsentwicklung zu gelangen. Mehr denn je gilt es, gebietsspezifische Szenarien zu entwickeln, und das partizipativ gemeinsam mit der Bevölkerung.

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