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Editorial | Eckhard Jedicke

Der Feldhamster als Botschafter: Rechtspflichten bedürfen einer kooperativen Umsetzung

#BlackLivesMatter – schwarze Leben zählen: Der Hashtag der internationalen Bewegung gegen Gewalt gegen Schwarze, Indigene und People of Colour gilt auch für den Feldhamster mit seiner schwarzen Farbvariante (siehe Titelfoto) im Thüringer Becken. Gerade hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) den früher als Ernteschädling bekämpften Feldhamster als global vom Aussterben bedroht in die Rote Liste aufgenommen. In der EU ist er als Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie streng geschützt. Dennoch gibt es laufend Konflikte mit der Landwirtschaft und Bauvorhaben: Gerade erst urteilte der Europäische Gerichtshof gegen Österreich und stellte fest, dass Fortpflanzungs- und Ruhestätten auch dann nicht zerstört werden dürfen, wenn die Tiere sie aktuell gar nicht nutzen, aber womöglich dorthin zurückkehren könnten (Rechtssache C-477/19). Schon 2011 hat der EuGH einer Klage der EU-Kommission gegen Frankreich stattgegeben, dass die EU-Staaten „jede Beschädigung oder Vernichtung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten verhindern“ müsse (C-383/09).
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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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Landnutzer müssen auskömmlich leben können

Der Feldhamster ist als bedrohte Tierart ein Beispiel für Biodiversität, zu deren Erhaltung sich die Gesellschaft durch Konventionen, Richtlinien, Gesetze und Strategien auf allen Ebenen vielfach bekannt und auch verpflichtet hat. Doch die Umsetzung im Tagesgeschäft ist schwierig, zu hart prallen wirtschaftliche Interessen und schützerische Erfordernisse aufeinander. Viele Landwirte sind offen dafür, in Projekten aktiv mitzuarbeiten. Andere haben grundsätzliche Bedenken:Wenn wir da mitmachen, wird das dann doch bald zum Standard erhoben und wir bekommen keinen Cent für den Mehraufwand. Solche Einwände sind ernst zu nehmen: Nur wenn Landwirtinnen und Landwirte, Wein-, Obst- und Gemüsebaubetriebe, Forst- und Fischereibetriebe von ihrer Arbeit gut auskömmlich leben können, lässt sich mit ihnen über die Art und Weise ihrer Ressourcennutzung diskutieren.

Gute Beratung Schlüssel zum Erfolg

Warum sollten die Primärproduzenten nicht nur mit Nahrungsmitteln, sondern ebenso auch mit Biodiversität, vitalen, CO2speichernden Böden und gesunden Gewässern Geld verdienen, wenn sie diese „produzieren“? Öffentliches Geld für öffentliche Güter, so lautet die Devise, die endlich konsequent Eingang in die Agrarförderpolitik finden muss. Doch die Zusammenarbeit klappt nur durch Kommunikation und in Kooperation. Dazu liefert der erste Hauptbeitrag am Beispiel des Feldhamsters in Thüringen Anregungen. Schlüssel für den Erfolg sind eine gute persönliche Beratung der Betriebe, eine finanzielle Vergütung für Leistungen und Verluste, verknüpft mit einer Anreizkomponente, und eine unbürokratische und sanktionsarme Maßnahmenabwicklung.

Parallel zur Umsetzung solcher Projekte und Agrarumweltmaßnahmen bedarf es weiterer Forschung: Der zweite Beitrag zeigt auf, wie Strukturvielfalt in Agrarlandschaften die Vorkommen von Amphibien beeinflusst. Daraus lassen sich Kenngrößen für die Förderung ableiten. Immer wichtiger wird der urbane Raum – als Lebensraum von immer mehr Menschen, als Ort, an dem der Klimawandel am schärfsten wirkt: Im dritten Hauptbeitrag wird der kühlende Effekt von Bäumen deutlich, der gerade über Asphalt von höchster Bedeutung ist. Auch in den Städten bedarf es einer integrativen Zusammenarbeit: Grüne Infrastruktur ist das Zukunftsthema, zu dem Stadt-, Freiraum-, Erholungs- und Landschaftsplanung gleichermaßen beitragen müssen. Auch das zeigt Corona: wie groß die Sehnsucht nach wohn- und arbeitsortnahen Flächen zur Erholung ist.

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