Zwei Tüftler für den Artenschutz
Das Unternehmen Landschaftspflege Mayer aus Hart bei Chieming hat sich auf die Pflege von Grünflächen spezialisiert. Dabei kommt modernste, individuell angepasste Technik zum Einsatz. Die Brüder Josef und Stefan Mayer haben uns erklärt, worin die Vorteile der Pflege mit motorisiertem Gerät liegen.
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Redaktion: Die Landschaftspflege macht bei Ihnen etwa 50 % der Aufträge aus. Woher kommt diese Spezialisierung?
Josef Mayer: Das hat sich aus einem landwirtschaftlichen Lohnunternehmen heraus entwickelt. Unsere Eltern hatten einen Mastviehbetrieb bis Ende der 80er-Jahre. Und dann mit der Wende hat sich das in irgendeiner Form weiterentwickeln müssen, als sich auf landwirtschaftlicher Ebene der osteuropäische Markt geöffnet hat. Da waren wir nicht mehr wettbewerbsfähig. Stattdessen sind wir in die Landschaftspflege eingestiegen und konnten damals gleich einen größeren Auftraggeber gewinnen. Wir haben dann am Inn die Dämme und Feuchtflächen gepflegt. Daraus hat sich das Ganze über drei Jahrzehnte bis jetzt entwickelt.
Stefan Mayer: Also, die Einzelfirma wurde 1989 von unseren Eltern Josef und Theresia Mayer gegründet, und 1992 dann in eine GmbH umgewandelt. Inzwischen sind Josef und ich die Geschäftsführer.Aber das landwirtschaftliche Lohnunternehmen, die Wurzeln, aus denen wir stammen, das wurde 1962 von unserem Großvater gegründet.
Josef Mayer: Und wir sind dann mit dem Betrieb aufgewachsen. Wir wurden auf den Maschinen groß, in der Werkstatt.
Werkstatt ist ein gutes Stichwort. Sie haben mir erzählt, dass viele Ihrer Maschinen und Anbaugeräte individuell angepasst wurden. Machen Sie solche Umbauten selbst?
Stefan Mayer: Wir haben dafür eine eigene Werkstatt. Wir haben einen Mechaniker und ich arbeite da zum Teil auch mit. Wir haben da auch viel rumprobiert, das hat schon seine Zeit gedauert.
Josef Mayer: Es hat lange gebraucht, bis wir eine vernünftige Lösung für uns gefunden haben, 15 Jahre etwa, aber wir sind damit sehr zufrieden. Das, was wir jetzt haben, bietet kein Hersteller am Markt an und wir können den Auftraggebern genau die Technik anbieten, die sie brauchen. Deshalb hatten wir schon Aufträge bis hoch an die Ostsee, nach Stralsund.
Gab es da auch mal Fehlschläge?
Stefan Mayer: [lacht] Der erste Versuch war ein richtiger Fehlschlag. Das Gerät hat, so wie wir es gekauft haben, gar nicht funktioniert.
Josef Mayer: Wir haben damals einen Standard-Pistenbulli genommen und da die Standard-Ketten draufgelassen. Haben damit begonnen, die ersten Mähflächen damit zu mähen. Das sah aus wie ein Schlachtfeld, weil das Kettensystem dafür nicht funktioniert hat. Da waren wir noch in der Lernphase. Heute sind wir und unsere Leute sensibilisiert.
Stefan Mayer: Die ersten breiten Ketten haben wir dann selbst gebaut, die gab es so noch nicht. Heute gibt es die auch vom Hersteller.
Josef Mayer: Es hat halt drei oder vier Versuche gebraucht, bis dann alles funktioniert hat. Wenn wir heute etwas umbauen, dann wissen wir genauer, was wir brauchen und wie wir das erreichen.
Sie haben es gerade angesprochen: Sie arbeiten teilweise mit recht schwerem Gerät, beispielsweise Pistenraupen zur Mahd. Wo liegen die Vorteile?
Josef Mayer: Also, gerade den Pistenbully sehen wir eigentlich als leichteres Gerät an. Die Vorteile liegen ganz einfach im Bodendruck. Ein durchschnittlicher Mensch verursacht einen Bodendruck von 175 g/cm² und mit dem Pistenbulli, unbeladen, liegen wir bei 120 g/cm². Und dementsprechend weit kann man in feuchte Flächen rein, in denen man gar nicht mehr laufen kann.
Stefan Mayer: Wo wir damit hinfahren, da kommt man zu Fuß nicht weg. Einachser fahren da nicht mehr. Und die Flächenleistung ist auch eine ganz andere, das ist nicht vergleichbar.
Josef Mayer: Zusätzlich haben wir auch funkferngesteuerte Raupen, mit denen wir mit extrem niedrigem Bodendruck fahren. So können wir dann auch auf sehr kleinen Flächen mit dem Doppelmessermähwerk arbeiten. Mit diesen kleinen Raupen haben wir eigentlich auch begonnen.
Wo liegen die Vorteile des Doppelmesserbalkens Ihrer Ansicht nach?
Stefan Mayer: Die Messer schneiden das Grün einfach glatt ab. Andere Mähwerke schlagen die Halme ab, das ergibt ein ganz anderes Schnittbild.
Josef Mayer: Der Auftrag ist ja nicht, schnell zu sein wie ein Großflächenmäher in der Landwirtschaft. Der Artenschutz steht bei diesen Arbeiten im Vordergrund. Und es liegt in der Natur der Sache, dass ein Mähbalken ohne rotierende Werkzeuge deutlich schonender im Hinblick auf die Lebewesen arbeitet als ein Mähwerk mit rotierenden Werkzeugen.
Das Balkenmähwerk gilt ja als empfindlich und reparaturanfällig. Wie gehen Sie damit um?
Josef Mayer: Das kommt ganz darauf an, wie man damit umgeht.
Stefan Mayer: Die Fahrer muss man schon dahin gehend sensibilisieren, damit sie wissen, mit was sie da arbeiten. Ein neuer Fahrer muss, behaupte ich mal, in der ersten Woche sehr sehr oft die Messer wechseln. Aber das müssen die Fahrer selber machen, selber instand setzen, und da lernen die schon schnell.
Josef Mayer: Was immer ein bisschen schwierig ist, sind neue Flächen. Da hat vielleicht mal eine Weide gestanden, ein Wurzelstock, den man nicht sieht. Das ist für ein Doppelmessermähwerk tödlich. In Flächen, die ich kenne, weiß ich halt schon, wo solche Hindernisse sind. Teilweise werden die Stellen auch im Plan markiert.
Stefan Mayer: Das Doppelmesser hat halt auch einfach das Problem, dass es eine gewisse Geschwindigkeit braucht, damit es sauber schneidet. Je dünner der Bestand, desto höher muss die Geschwindigkeit sein.
Josef Mayer: Und wenn ich dann Steine hab, die da rumfliegen, ist das für das Doppelmesser dann eher eine tödliche Geschichte. Wir haben da auch einen kleineren Umbau für magere Flächen gemacht. Wir haben da eine Trommel gebaut, die das Mähgut zum Messer transportiert. Das läuft ein bisschen schneller, wenn man fährt. So ergibt das ein vernünftiges, sauberes Schnittbild.
Lässt sich das in der Schnittqualität mit der Pflege von Hand vergleichen?
Stefan Mayer: Wie schon erläutert, braucht ein Doppelmessermähwerk eine gewisse Geschwindigkeit, damit es funktioniert. Da diese Geschwindigkeit bei der Pflege von Hand nicht erreicht werden kann, ergibt sich folglich beim System Pistenbully auch ein schöneres Schnittbild.
Josef Mayer: Das Mähbild ist gleichmäßig und die Beeinträchtigung der Bodenzone ist sehr gering. Die Ketten sind 80 cm breit, da kommt keine Belastung drauf.
Wäre eine Beweidung von solchen Flächen nicht auch eine Alternative?
Josef Mayer: Ich bezweifle es. Ich weiß nicht, ob man Schilfflächen wirklich sinnvoll beweiden kann. Gewisse Flächen hier werden auch von Schäfern gepflegt, aber das sind mehr Streuwiesen. Im Schilf kenn ich die Beweidung so nicht.
Auf Ihrer Homepage heben Sie den Ökomäher als Spezialgerät für Böschungen hervor. Wo liegen da die Besonderheiten?
Stefan Mayer: Der verfügt über eine Schnecke, mit der das Mahdgut befördert wird. Dadurch entsteht am Boden keine Sogwirkung. Das schont das Bodenleben.
Josef Mayer: Man muss der Fairness halber sagen: Man hat immer eine Mulcherwelle, ist also immer mit einem rotierenden Werkzeug über dem Boden. Das ist so nicht wegzudenken. Aber im Gegensatz zu Standard-Mähköpfen, die mit ihrem Trichter das Mähgut vom Boden wegsaugen, da saugen die eben auch die Lebewesen von der Bodenstruktur mit weg. Wenn wir dagegen mit der gleichen Schnitthöhe arbeiten, bleibt alles, was darunter ist, unberührt.
Stefan Mayer: Wir haben da auch größere Flächen mal untersuchen lassen. Das Ergebnis war relativ positiv, das Monitoring hat klar gezeigt, dass die Tiere geschont werden. Das ist für einen selbst ja auch ein sehr erfreuliches Ergebnis.
Vielen Dank für den Einblick in Ihre Arbeit!
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