Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Editorial

Den Nutzen in der Landschaftsplanung quantifizieren: Ökosystemleistungen für das menschliche Wohlergehen

„Die Natur gibt – der Mensch zerstört.“ Mit diesem Titel überschreibt aktuell der Deutschlandfunk einen Beitrag zum globalen Atlas der Ökosystemleistungen: Die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme, die dem Menschen vielfältigen Nutzen bereitstellen, schwindet rapide. Wesentliche Ursache dafür ist ein mangelnder ökonomischer Anreiz: Die Leistungen der Natur gibt's quasi zum Nulltarif. Teuer wird es erst, wenn diese Leistungen plötzlich nicht mehr bereitstehen – aber dann ist es für aktives Gegensteuern schnell zu spät oder es wird zumindest sehr teuer. Daher braucht es dringend eine weit bessere Erklärung und Integration des Konzepts der Ökosystemleistungen in das praktische Handeln von Naturschutz und Landschaftsplanung.

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
Artikel teilen:

Landschaftsplanung besser vermitteln

Auf kommunaler und regionaler Ebene Ökosystemleistungen greifbar machen: Das ist das Ziel eines Hauptbeitrags in diesem Heft. Linda Szücs und Kollegen haben zwei Beispiele dafür erarbeitet, wie sich die „Klimaschutzleistung“ und die „Regulierung von Wassererosion“ mittels Indikatoren auf die Ebene eines Landschaftsplans (kommunal) und eines Landschaftsrahmenplans (regional) qualitativ, quantitativ und monetär erfassen und beschreiben lassen. Auf dieser Basis führten sie eine Befragung von 46 Expertinnen und Experten durch. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob sich Ziele und Maßnahmen der Landschaftsplanung besser vermitteln lassen, wenn sie über die Beiträge von Ökosystemleistungen für das menschliche Wohlergehen quantitativ und monetär dargestellt werden.

Die Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis

Einmal mehr wird in dem Beitrag eine wesentliche Lücke zwischen Theorie und Praxis deutlich: Wie kann das wissenschaftliche Konzept der Ökosystemleistungen handlungsleitend in die Landschaftsplanung transferiert werden? Die Befragten sind sich einig, dass dazu dringend Methoden zu etablieren und Leitfäden zu entwickeln sind. Sie sehen einen Mehrwert vor allem in quantitativen Verfahren: Es muss plausibel werden, wo welche Ökosystemleistungen erbracht werden und – schließlich leben wir in einer genutzten Kulturlandschaft – welche Akteure in welchem Maße an deren Bereitstellung oder auch Beeinträchtigung beteiligt sind. Dann können zielgerichteter und erfolgreicher als vielfach bisher Ziele und Maßnahmen definiert und im Rahmen der Partizipation kommuniziert werden und Unterstützung finden.

Naturschutz für uns

Und auch dies zeigt die Befragung: Die Landschaftsplanung berücksichtigt den Nutzen von Natur und Landschaft für den Menschen und sein Wohlergehen bisher ungenügend. Das hängt auch damit zusammen, dass die Akteure kaum über die Gründe reflektieren, warum sie die Natur schützen und entwickeln. Klar, ich kann mich immer darauf zurückziehen, dass ich geltendes Recht und Gesetz umzusetzen habe, basta. Aber Akzeptanz, gar Begeisterung und aktive Mitwirkungsbereitschaft erreiche ich so viel weniger, als wenn ich menschliche Grundbedürfnisse anführe: Naturerleben tut gut und entspannt, gesunde Nahrungsmittel aus der Region fördern das Wohlbefinden, sauberes Wasser ist lebensnotwendig und kühlt die im Klimawandel erhitzte Stadt. Naturschutz hat einen Wert zuallererst für uns selbst! So kann der Landschaftsplanung vielleicht auch wieder ein höherer Stellenwert zukommen.

Weitere Themen in diesem Heft: Wie die Grüne Infrastruktur bei der Raumempfindlichkeitsanalyse in der Straßenplanung berücksichtigt werden kann, zeigt ein Projektbeispiel aus Bayern. Militärischer Übungsbetrieb in der Luft hat relativ geringe Auswirkungen auf die Störung von Vögeln. Und mehrfach im Heft thematisiert wird wieder der Wolf – seiner Regulation mit der Flinte hat der EuGH enge Grenzen gesetzt. Hier berichten wir brandaktuell.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren