Moralische Pflicht, sich einzumischen: Wissenschaft und Praxis aktivieren gegen „Pillepalle“-Politik
Die ZeitschriftNature Ecology Evolution ist nicht irgendeine regionale oder nationale Umwelt-Zeitschrift. Sondern mit einem Impact-Faktor von knapp 11,0 ein ohne Frage in der Wissenschaft akzeptiertes Fachmedium und Ableger des renommierten, wöchentlich erscheinenden WissenschaftsjournalsNature . Und in diesem riefen der Ökologe Charlie J. Gardner und die Zoologin Claire F. R. Wordley Anfang September die Kolleginnen und Kollegen in der Wissenschaft dazu auf, sich aktiv einzumischen: „Die Wissenschaftler, die die Welt auf die Klima- und ökologischen Krisen aufmerksam gemacht haben, haben die moralische Pflicht, sich den Volksbewegungen anzuschließen, die politisches Handeln fordern.“ Es sei Zeit für einen neuen Ansatz: Gewaltfreier ziviler Ungehorsam – die aktive Weigerung, bestimmte Gesetze, Anweisungen oder Befehle einer Regierung zu befolgen – sei nachweislich wirksam bei der Einleitung eines politischen Wandels. Und der sei in Bezug auf den Klimawandel und das Artensterben dringend nötig.
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Wissen verpflichtet
Wissenschaftler wie beruflich in der Praxis von Naturschutz und Landschaftsplanung tätige Menschen haben Kenntnisse, die das Gros der Menschen nicht besitzt. Wir wissen mindestens in bestimmten Themenfeldern sehr gut, wie dramatisch das Artensterben, die Situation von Schutzgütern, die sich abzeichnenden Wirkungen des Klimawandels sind. Der eingangs zitierte Meinungsartikel bietet einen guten Anlass zur persönlichen Nabelschau: Bringen wir unser Wissen auch abseits von internationalen Journalen und im täglichen Geschäft der Planungs- und Naturschutz-Praxis ausreichend in den öffentlichen Diskurs und die Politik ein? Das „Pillepalle“ im Umgang mit den ökologischen Krisen muss aufhören – anknüpfend an ein Zitat von Kanzlerin Angela Merkel zur Klimapolitik gilt das für das Artensterben nicht minder.
Zum Beispiel Agrarpolitik
So keimt denn auch ein wenig neue Hoffnung, dass sich in Brüssel an der Schlüsselposition der Agrarpolitik etwas tut. Nach den im August an dieser Stelle formulierten Erwartungen an die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußert Raphael Weyland in der aktuellen Brüssel-Kolumne erneut vorsichtigen Optimismus bezüglich einer „grüneren“ EU, bezogen auf die Portfolios der designierten Kommissare.
Wir liefern im vorliegenden Heft wieder Mosaiksteine auch hierfür: Nicolas Schoof und Rainer Luick öffnen die Augen für die Bedeutung von Weidetieren und speziell ihres Dungs für das Insektensterben. Sie zeigen einen entscheidenden Grund mehr, warum wir einen fundamentalen Umbau des Systems Landwirtschaft benötigen. Denn durch das Fehlen von Weidetieren in Landschaften und die breite prophylaktische Anwendung von Antiparasitika wird spezialisierten Insekten die Lebensgrundlage entzogen.
Ein anderes Thema: Alleen und Baumreihen prägen das Bild vieler Kulturlandschaften. Da wundert es, dass es bis dato keine bundesweite Übersicht über ihren Bestand und Zustand gibt, mit offensichtlich stark abnehmendem Trend. Und der Müritz-Nationalpark zeigt, dass das Konzept des Wildnisschutzes angestrebte Ziele auch erreichen kann.
Ein jeder nach seinen Fähigkeiten ...
Wie gesagt, Wissen verpflichtet. Dieses Wissen hat die beeindruckende Zahl von 27.000 Wissenschaftlern in Deutschland motiviert,Fridays for Future zu unterstützen. Aufrufe zu unterschreiben, zu publizieren und zu reden allein genügt aber offensichtlich nicht. Aktives Einmischen, in welcher Form auch immer, ist wichtiger denn je. Ein jeder möge sich fragen, wo und wie er das am besten bewerkstelligen kann!
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