Rote Listen bestätigen Rückgang der Vielfalt der Insekten
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Nicht nur die Biomasse der Insekten schwindet, auch deren Vielfalt nimmt erkennbar ab und das seit Jahrzehnten. „Der oft zitierte stumme Frühling ist längst dabei, Realität zu werden“, sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Ihr Amt setzt sich nach dem Medienhype um die Studie zum dramatischen Rückgang der Biomasse der Insekten in Deutschland mit Daten des Entomologischen Vereins Krefeld im Oktober 2017 intensiv mit dem Insektensterben auseinander.
Um Aussagen über Ausprägung und Auswirkungen des Insektenschwundes treffen zu können, seien neben Informationen zur Stärke des Rückgangs auf Ebene der Biomasse jedoch auch Informationen zu Veränderungen auf der Ebene der Einzelarten nötig, teilte das BfN mit. Genau diese liefern die bundesweiten Roten Listen, die das Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht. In den Roten Listen der gefährdeten Arten Deutschlands werden seit den 1970er-Jahren auch tausende Insektenarten bewertet. „Vor einem Rückgang der Artenvielfalt wird darin seit langem gewarnt“, erklärte die BfN-Präsidentin. Auch die Botschaft der aktuellen Roten Listen der wirbellosen Tiere, Teil 1 und Teil 2, sei eindeutig: „Der Rückgang vieler Arten überwiegt weiterhin die Zunahme einiger weniger Arten deutlich. Hier haben wir es mit einer klar belegten und bundesweit zu beobachtenden Entwicklung zu tun“, fasste sie die Kernaussage dieser Roten Listen zusammen.
Bisher seien 25 Insektengruppen hinsichtlich der Bestandsentwicklung in den letzten 50 bis 150 Jahren bewertet worden Bei im Schnitt 44 % aller Arten sei es zu einem deutlichen Rückgang gekommen. Die heimischen Zikaden wiesen mit 52 % überdurchschnittlich viele Arten mit langfristig rückläufigem Trend auf. „Die Vielfalt der Zikaden ist also erheblich bedroht. Intensive Grünlandnutzung in den letzten Jahrzehnten gehört zu den bedeutendsten Gefährdungsfaktoren für diese Tiergruppe", sagte Jessel. Ebenso seien die Bestände der oft als Bioindikatoren verwendeten Laufkäfer bei 45 % der Arten zurückgegangen. Es seien demnach nicht nur Insekten betroffen, die sich vornehmlich fliegend fortbewegen, sondern auch solche, die überwiegend am Boden leben. Eine Zunahme konnte dagegen nur bei insgesamt 2 % der bearbeiteten Insektenarten festgestellt werden.
Die in diesem Jahr vom Bundesamt für Naturschutz initiierte Analyse der Gefährdungsursachen für die Arten der Roten Listen wird zukünftig weitere Informationen über die Gründe für die Rückgänge aufzeigen. Weiterführende Informationen zum Rückgang der Insekten finden sich in einer neuen Rubrik auf der BfN-Website unter www.bfn.de/themen/insektenrueckgang.html.
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