Insektensterben: Auch häufige Arten werden selten
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Insekten werden immer weniger – in einigen Regionen wurde ein dramatischer Rückgang von bis zu 75 % in den letzten Jahrzehnten nachgewiesen. „Bisher sind wir davon ausgegangen, dass besonders die Spezialisten unter den Insekten vom Artensterben bedroht sind“, erklärte Prof. Dr. Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg: „In unserer aktuellen Studie zeigen wir, dass auch sogenannten ‚Allerweltsarten’ in Zukunft massiv gefährdet sind.“
Das Wissenschaftlerteam legt dar, dass Arten mit geringen Ansprüchen an ihr Habitat auf den Austausch zwischen verschiedenen Populationen angewiesen sind. „Unsere Untersuchungen machen deutlich, dass weit verbreitete Arten einen merklich vielfältigeren innerartlichen Genpool haben als Arten, die sich auf einen speziellen Lebensraum angepasst haben“, erläuterte Dr. Jan Christian Habel von der TU München: „Haben die Tiere – aufgrund von Verinselung ihrer Lebensräume – nicht mehr die Möglichkeit, diese genetische Vielfalt durch Austausch aufrecht zu erhalten, wird ihnen künftig die Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen fehlen.“
Die Insektenforscher aus München und Müncheberg sprechen hier von einer „zeitlichen Verschiebung potenzieller Ursachen des Artenrückgangs“: Anfänglich seien besonders die auf ein bestimmtes Ökosystem spezialisierten Insekten, wie beispielsweise der Rote Apollo ( Parnassius apollo ), durch den Verlust von qualitativ wertvollen Lebensraum bedroht. Mit zunehmender Zeit und weiterer Verschlechterung der Lebensräume sowie des Zusammenbruchs von Habitatnetzwerken nehme die Gefährdung für weit verbreitete, „anspruchslose“ Arten zu, wie den Perlgrasfalter ( Coenonympha arcania ).
„Für den praktischen Naturschutz heißt dieses Ergebnis, dass es nicht mehr ausreichen wird, kleine, isolierte Schutgebiete zu erhalten“ – diese seien zwar ein Gewinn für spezialisierte Arten mit einfacher genetischer Struktur. Die Masse an Arten, die auf einen Austausch zwischen lokalen Populationen angewiesen ist, würden wir so mittel- oder langfristig aber verlieren, prognostizierte Schmitt und folgerte: „Dies führt zu einem weiteren Rückgang von zahlreichen Insektenarten – mit dramatischen Auswirkungen auf ganze Nahrungsnetze und Ökosysteme.“
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