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Kurz berichtet

Hochschulausbildung in Studiengängen im Bereich Naturschutz

In einem Positionspapier formulieren die Gesellschaft für Ökologie (GfÖ) und der Bundesverband Beruflicher Naturschutz (BBN) Eckpunkte für eine gute Ausbildung für Tätigkeiten im Naturschutz.

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Das Berufsfeld Naturschutz und Landschaftspflege steht vor vielfältigen neuen Herausforderungen. In verschiedenen Bereichen werden fachlich deutlich höhere Anforderungen als in vergangenen Zeiten gestellt. Neue Tätigkeitsfelder entstehen, die mit neuen Stellen und Aufgaben verknüpft sind, beispielsweise im Arten- und Biotopschutz, zur Klimaanpassung, für die Steuerung in der Flächennutzung, bei Änderungen der Landnutzungssysteme oder der Umsetzung von Zielsetzungen zu Natura 2000 und neuen Finanzierungsinstrumenten. Insofern wachsen die Chancen für junge Menschen auf eine sehr innovative und erfüllende Tätigkeit in diesem interessanten und vielseitigen Berufsfeld.

Aufgaben und Stellen sind durchweg an eine akademische Ausbildung gebunden. Universitäten und Fachhochschulen können in einer Reihe von Studiengängen (z.B. Biologie, Landschaftsarchitektur, Geografie, Umweltwissenschaften, Nachhaltigkeitswissenschaften, Ressourcenmanagement) diesen neuen Herausforderungen gerecht werden, um berufsqualifizierend ausbilden zu können. Spezifische Ausbildungen für das Berufsfeld im Naturschutz bieten vor allem viele Studiengänge der deutschen Universitäten in den Fachbereichen Biologie, Landschaftsarchitektur, Geografie und Umweltwissenschaften oder ihnen verwandter Disziplinen sowie die Fachhochschulen mit Studiengängen der Landschaftsarchitektur und entsprechender Vertiefung. In der Regel ist ein Masterabschluss für die einzelnen Tätigkeitsfelder der adäquate Qualifikationsgrad. Jede Universität und Hochschule muss ihr spezifisches Profil in der Ausbildung setzen, um ihren besonderen Möglichkeiten und Bedingungen gerecht zu werden. So sind Ausbildungen in den Fachbereichen der Biologie deutlich naturwissenschaftlich ausgelegt und Studiengänge in der Landschaftsarchitektur bzw. Landschaftsplanung stärker instrumentell und planungsbezogen konditioniert.

Um den Anforderungen des Berufsfeldes Naturschutz zu entsprechen, müssen in den Ausbildungen bestimmte Lehrinhalte zum Tragen kommen. Eine Kombination aus z.B. einem naturwissenschaftlichen Bachelorabschluss und einem instrumentell-planerischen Masterabschluss an unterschiedlichen Hochschulen bringt für viele Tätigkeitsfelder im Naturschutz gute Voraussetzungen. Darüber hinaus sind Kompetenzen im Bereich sozialer Fähigkeiten und Kommunikation erforderlich.

Mit dem vorliegenden Papier wollen die Gesellschaft für Ökologie (GfÖ) und der Bundesverband Beruflicher Naturschutz (BBN) Eckpunkte benennen, die für die Ausbildung maßgeblich sind. Das Papier versteht sich als eine Checkliste für die Ausbildungsinhalte und die zu vermittelnden Befähigungen und Kompetenzen. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und geht nicht auf Besonderheiten einzelner Studiengänge ein. Jede Universität und Fachhochschule muss und soll ihren eigenen Weg suchen und ihr eigenes Profil entwickeln und finden. Die Checkliste kann von Studieninteressierten genutzt werden, um Studieninhalte an den Hochschulen zu prüfen. Die Reihung in den Übersichten stellt keine Rangfolge dar.

Es werden nachfolgend zehn Berufsfelder unterschieden, in welchen folgende wesentliche fachlichen Anforderungen im Studium erlernt werden müssen.:

(1)  Planungsbüro , Schwerpunkt Landschaftsplanung und Naturschutzinstrumente: Landschaftsplanung, Eingriffsregelung, Schutzgebietsmanagement, Projektmanagement und Controlling, Evaluation, Landnutzungssysteme der Land- und Forstwirtschaft, Fachplanungen, Bauleitplanung und Grundlagen des Städtebaus, Umweltprüfungen, Verträglichkeitsprüfungen, Artenschutzbeiträge, Umweltbaubegleitung, ökologisch-biologische Gutachten und Stellungnahmen, GIS und IT, ökologische Grundlagen

(2)  Ingenieurbüro , Schwerpunkt Infrastrukturplanung und Umweltmanagement: Fachplanungen, technologische Fragen, Projektmanagement, Umweltbaubegleitung, Umweltprüfung, Verträglichkeitsprüfungen, Projektrealisation, Bauleitung, Kommunikation und Moderation, ökologisch-biologische Grundlagen, GIS und IT

(3) Gutachterbüro , Schwerpunkt Arten- und Biotopschutz: ökologisch-biologische Grundlagen, spezifische Artenkenntnisse, Artenschutz und artenschutzrechtliche Beiträge, Managementplanung und Natura 2000, Fachbeiträge zu Fachplanungen und Verträglichkeitsprüfungen, Kommunikation und Moderation, GIS und IT, Vergabe, Akquise, Kalkulation

(4)  Naturschutzbehörde: Verwaltung und Vollzug, Management, Planungsinstrumente, insbesondere Eingriffsregelung und Schutzgebiete, Finanzierungsinstrumente, Fachrecht im Arten- und Biotopschutz, Artenschutzmaßnahmen und -prüfungen, ökologisch-biologische Stellungnahmen, Kommunikation und Moderation, IT und GIS, ökologisch-biologische Grundlagen

(5) Landschaftspflegeorganisation: Finanzierungsinstrumente, Land- und Forstwirtschaft, Landschaftspflegemanagement, Arten- und Biotopschutz, Planungsinstrumente mit Eingriffsregelung und Kompensation sowie Schutzgebietsaufgaben, Regionalentwicklung, ökologisch-biologische Grundlagen, Kommunikation und Moderation, GIS und IT

(6)  Fachbehörde, Bereich Infrastruktur, Landnutzung und Umwelt: Verwaltung und Vollzug, Management, Planungsinstrumente nach Wasserrecht, Forstrecht, Flurneuordnung und Infrastrukturrecht usw., Fachrecht, spezifische Fachkunde nach Aufgabengebiet, Querschnittsorientierung zum Naturschutz, ökologisch-biologische Grundlagen

(7)  Kommune, Aufgabenbereich Umwelt: Verwaltungsrecht und Vollzug, Managementaufgaben der Kommune, kommunale Planungsinstrumente, Bauleitplanung und Städtebau, Landschaftsplanung, Landschaftspflegemanagement, Grünordnung und urbane Gehölze, ökologisch-biologische Grundlagen, Kommunikation und Moderation, Umweltbildung, GIS und IT

(8) Landesfachbehörde Naturschutz und Bundesamt für Naturschutz: Verwaltung und Management, spezielle Fachkunde im Naturschutz oder benachbarte Disziplinen, gutachterliche Bewertung, Grundlagen der Planungsinstrumente, ökologisch-biologische Grundlagen, Datenerfassung und Statistik, Monitoring und Evaluation, GIS und IT

(9)  Umweltverbände: politische Willensbildung und Lobbying, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Moderation, Partizipation, ökologische und biologische Grundlagen, naturschutzfachliche Grundlagen, rechtliche Grundlagen, Umweltbildung

(10)  internationale Institutionen: Kommunikation und Moderation, Sprache, Fachkompetenzen im Naturschutz, spezielle Fachkompetenzen, internationales Naturschutzrecht, Projektmanagement, GIS und IT, ökologisch-biologische Grundlagen

Tab. 1 benennt maßgebliche methodische und fachliche Grundlagen für Bachelor- und Master-Studiengänge mit dem Berufsziel Naturschutz.

Es wird von folgenden allgemeinen Anforderungen im Studiengang ausgegangen:

  • qualifizierter Bachelorabschluss im Schwerpunkt Naturschutz allgemein oder mit besonderem Profil;
  • qualifizierter Masterabschluss im Schwerpunkt Naturschutz erweiternd und vertiefend zum Bachelorabschluss mit besonderer Profilierung;
  • Projektstudium;
  • Analysefähigkeit mit Praktika, Übungen und Exkursionen;
  • qualifiziertes wissenschaftliches Personal im Naturschutzbereich der Hochschule;
  • Option zur Promotion im Naturschutzbereich;
  • sachliche und logistische Ausstattung im Studiengang.

Das vorstehende Papier wurde im Auftrag des gemeinsamen Arbeitskreises Naturschutz und Wissenschaft der Gesellschaft für Ökologie (GfÖ, federführend: AK Naturschutz und Renaturierungsökologie) und dem Berufsverband Beruflicher Naturschutz (BBN) erarbeitet von:

(a) federführend: Prof. Dr. Klaus Werk (BBN), Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein (GfÖ)

(b) Beiträge: Dr. Stefan Hotes (GfÖ), Dr. Christof Martin (BBN), Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser (GfÖ)

Kontakt

Prof. Dr. Klaus Werk , BBN & Hochschule Geisenheim University, Institut für Landschaftsplanung und Naturschutz

klaus.werk@hs-gm.de

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