Regionen positiv entwickeln
Regionalentwicklung – zugegeben: ein wichtiges Thema, egal ob Entwicklung von Städten oder gleich ganzer Metropolregionen oder Steuerung nachhaltiger Energien wie Windkraftanlagen oder die Entwicklung in Großschutzgebieten. Immer befinden wir uns im Themenfeld der Regionalentwicklung. Das Ziel könnte also sein, viele Menschen in ihrer Betroffenheit – positiv wie möglicherweise negativ – abzuholen und ihnen Zusammenhänge und Steuerungsmöglichkeiten durchschaubarer zu machen.
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Die Professoren der Geographie, Tobias Chilla an der Universität Erlangen, und der Stadt- und Raumentwicklung, Olaf Kühne an der Universität Tübingen, sowie der wissenschaftliche Mitarbeiter am Geographischen Institut in Erlangen, Markus Neufeld, wagten sich an eine systematische Darstellung der Regionalentwicklung in Deutschland. In vier Kapiteln beleuchten sie das Instrumentarium und die Handlungsfelder der Regionalentwicklung, die von einer Einführung und einer Zusammenführung gerahmt werden.
Allerdings ist die Einführung mit gut 40 Seiten schon mehr als das: Hier geht es um die Möglichkeiten regionaler Abgrenzung genauso wie um die konzeptionellen und normativen Zugänge zur Region, um Forschungspraxis und um einen Blick in die Geschichte. Auch die in Kästen eingestreuten Beispiele und die oft simplifizierenden Abbildungen täuschen nicht darüber hinweg, dass es sich hierbei in erster Linie um einen akademischen Diskurs handelt. So zeigt Abb. 10 eine spiralförmige Linie mit einem daneben liegenden Pfeil und trägt die Bildunterschrift „Abwärtsspirale der keynesianischen bzw. polarisationstheoretischen Sicht“. Zum einen kann diese Abbildung viele andere spiralförmig verlaufende Prozesse ebenso verdeutlichen, zum anderen macht sie den dazugehörigen – durch sehr viele Fremdwörter schwer lesbaren – Text nicht wirklich verständlicher.
Damit ist ein Hauptproblem dieses Buches angesprochen: Für Studenten, die eine akademische Karriere anstreben, mag dieses Wissen prüfungsrelevant sein. Der Praktiker wird sich vermutlich nicht hindurchquälen. Schade eigentlich!
Denn die Stärke dieses Buches ist mit Sicherheit die fundierte und systematische Aufarbeitung der Literatur in diesem Themenfeld. Somit sind allein die gut 30 Seiten Literaturhinweise eine Fundgrube für alle, die in diesem Bereich akademisch unterwegs sind. Gerade im zweiten Teil des Buches, wo neben den rechtlichen auch die finanziellen und persuasiven Instrumente beleuchtet werden, entpuppt sich die Breite des Themenfeldes. Dieses vertieft sich dann in den Handlungsfeldern Wirtschaft, Gesellschaft und Natur, Landschaft, Umwelt.
Das Sachregister fällt im Vergleich zum Literaturverzeichnis sehr dürftig aus. Zwar findet man beispielsweise den Begriff „Nationalpark“, den „Naturpark“ sucht man allerdings vergeblich, obwohl diese Schutzgebietstypen in einer Tabelle miteinander verglichen werden und es eine Karte aller Naturparke in Deutschland gibt, die immerhin ein Viertel des Bundesgebiets ausmachen und in denen Regionalentwicklung eine wesentliche Aufgabe ist.
Dringend geboten wäre eine Fortsetzung, die Praktikern in einfacher Sprache und Übersichtlichkeit die Einflussmöglichkeiten auf Regionalentwicklung in unterschiedlichen Handlungsfeldern verdeutlicht. An beispielhaften Prozessen könnten die Instrumentarien und ihre Konsequenzen sowie das Für und Wider dargestellt werden. Solche Prozessbeschreibungen könnten eine echte Hilfe für diejenigen sein, die sich im Dschungel der Instrumente zurechtfinden müssen. Sich dennoch mit den Grundlagen in diesem Buch zu befassen, ist wünschenswert. Ob es zur Qualitätssteigerung in der Regionalentwicklung beiträgt, darf bezweifelt werden. Leonie Jedicke
Regionalentwicklung. Von Tobias Chilla, Olaf Kühne und Markus Neufeld. 298 Seiten mit 20 farbigen Abbildungen, 10 Tabellen und 60 Karten. UTB 4566, Eugen Ulmer, Stuttgart 2016. Kartoniert. 29,99 €. ISBN 978-3-8252-4566-5.
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