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Editorial

Naturschutz in fragmentierten Landschaften – nur gemeinsam mit den Landnutzern machbar

Der Einsatz für den Naturschutz zeigt Wirkung, muss aber gerade im Bereich der Agrarlandschaft noch deutlich verstärkt werden. Mit diesem Fazit hat Bundesumweltministerin Barbara Hendricks den zweiten Rechenschaftsbericht zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) vorgestellt.

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nul@jedicke.de Twitter: @EckhardJedicke www.nul-online.de
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Die vor zehn Jahren von der Bundesregierung verabschiedete Strategie ist die Richtschnur zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt in Deutschland. Der Rechenschaftsbericht zur NBS stellt die Entwicklungen der biologischen Vielfalt von 2013 bis 2017 dar.
Ein kurzer Zeithorizont der Wahlperiode – längerfristig rückblickend betrachtet dümpelt die biologische Vielfalt auf einem extrem niedrigen Niveau mit weiterhin eher negativer Tendenz dahin. Punktuelle positive Entwicklungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine wirkliche Trendwende hin zu einer Aufwärtsentwicklung nicht gibt.

Fragmentierte Landschaften

Wesentliche Ursachen sind lange bekannt und werden von Thomas Fartmann in der vorliegenden Ausgabe anhand aktueller Beispiele aus der Forschung erneut belegt: Massiv intensivierte Landnutzungen einerseits, gebietsweise Brachfallen andererseits und neuerdings der Klimawandel gelten als die Hauptfaktoren. Landschaften sind fragmentiert, was Arten mit ihrem Verbreitungsbild nachzeichnen – sie kommen nicht flächig, sondern verinselt vor. Artenvielfalt in fragmentierten Landschaften wird durch Habitatqualität, Flächengröße und Konnektivität der Habitate bestimmt. Das hat der Gesetzgeber erkannt, indem er durch das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 und die künftig auch terminierte Anforderung an die Bundesländer, Biotopverbund auf mindestens 10 % der Fläche bis 2027 zu realisieren, festgeschrieben hat. Doch ganz offensichtlich funktionieren diese Instrumente nicht ausreichend. Und auch die Gesamtlandschaft darf nicht aus dem Blick fallen.

Am Beispiel des Goldenen Scheckenfalters als Verlierer der großflächigen landwirtschaftlichen Intensivierung konkretisieren Thomas Bamann und Birgit Dittrich die nötigen Schutzmaßnahmen. Einmal mehr zeigen sie, dass die gängige Praxis der Naturschutzpflege (späte Schnittzeitpunkte, große Schnitthöhe, Belassen größerer Brachebereiche) in vielen Fällen kontraproduktiv ist. Der Tagfalter benötigt wie viele andere Insektenarten eine magere und niedrigwüchsige Vegetationsstruktur. Mehr Vielfalt an Nutzungsintensität und Nutzungsarten muss die Antwort lauten.

Miteinander reden!

Naturschutz in Mitteleuropa schützt und entwickelt Kulturlandschaften, abgesehen von vergleichsweise geringen Anteilen künftiger Wildnis. Landnutzung ist damit systemimmanent und unverzichtbar, die Landnutzer sind Partner und nicht Gegner. Das bedeutet, weniger übereinander und mehr miteinander zu reden. Auf lokaler Ebene funktioniert das vielfach gut. Je grundsätzlicher aber die Diskussion, desto schwieriger gerät sie. Das hat die Bundesumweltministerin gerade zum Thema Landwirtschaft intensiv erfahren: Vergleichsweise mutig hat Hendricks zuletzt immer wieder die Defizite angesprochen und eine grundlegende Trendwende in der EU-Agrarpolitik gefordert. Mit ihrem für die Landwirtschaft verantwortlichen Kabinettskollegen Christian Schmidt, der eine Politik der Besitzstandswahrer vertritt, geriet sie in einen offenen Disput.

Weichenstellung jetzt

Da kann es als Erfolg mindestens für die Aktenlage gelten, wenn das Bundeskabinett insgesamt im eingangs zitierten zweiten Rechenschaftsbericht zur Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt die Landwirtschaft klar in die Mitverantwortung nimmt. Die Natur in Deutschland wird nach wie vor über ihre Leistungsfähigkeit hinaus genutzt, heißt es dort unter Hinweis auf den weiter negativen Trend des zentrale Indikators „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“. Für eine flächendeckende Trendwende beim Erhalt der biologischen Vielfalt brauchen wir vor allem ein Umsteuern in der Landwirtschaft. Hendricks dazu ganz klar: „Die Agrarpolitik muss endlich ihre Verantwortung für den Naturschutz wahrnehmen.“ Das sollte nicht als Bashing der Landwirtschaft verstanden werden, sondern als gesamtgesellschaftliche Verantwortung.

In Berlin und Brüssel werden derzeit die Weichen für die nächsten Jahre gestellt: mit der Wahl im September für den Bundestag und die neue Regierung. Und in Brüssel mit den Verhandlungen für die neue Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU – siehe dazu der „Bericht aus Brüssel“. Zwischen Resignation und Hoffnung …

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