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Verstorben

Berndt Heydemann – ein Pionier des modernen Naturschutzes

Ein erlesener Kreis von Angehörigen, Freunden, Weggefährten und Vertretern der Politik hat am 19. April 2017 auf dem Alten Friedhof in Mölln Prof. Dr. Dr. h.c. Berndt Heydemann (17.02.1930 bis 06.04.2017) zu Grabe zu tragen. Der Ministerpräsident und weitere Persönlichkeiten würdigten den Menschen, Wissenschaftler und Politiker Berndt Heydemann angemessen und treffend. Der vielstimmige Gesang der Vögel begleitete die Abschiedsfeier für den großen Naturkenner und Naturfreund an diesem sonnigen Frühlingstag.

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Nach dem Studium an der Universität Kiel mit einer Promotion bei Prof. Wolfgang Tischler startete Berndt Heydemann eine beachtliche akademische Karriere. Er widmete sich, früh die ökologischen und gesellschaftlichen Probleme der Zeit erkennend, zunächst agrarökologischen Forschungen im Schnittbereich von immer intensiver werdender Landwirtschaft und Biodiversität. Im ehrenamtlichen Naturschutz war er bald landes- und bundesweit als Vordenker und intelligenter Kämpfer be- und anerkannt, so als Bundesvorsitzender des NABU, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes Schleswig-Holstein und Mitglied hochrangiger Beiräte auf Bundesebene.

Spannend wurde es, als der damalige Ministerpräsident Björn Engholm 1998 Heydemann zum parteilosen Umweltminister mit weitem Tätigkeitsfeld (u.a. Landesplanung) machte. Es war nicht überraschend, dass sich Heydemann sowohl profilierte als auch für viele zur Hassfigur wurde. Man muss abendliche Diskussionen damals erlebt haben, als Kübel der Kritik auf Heydemann niedergingen, der dann aber überzeugend bis berauschend mit seinen Gegnern diskutierte, bis diesen die argumentative Puste ausging. Ich hatte das Glück, Berndt Heydemann als damaliger Landesbeauftragter für Naturschutz und Beirats-Vorsitzender der Naturschutzbeiräte des Landes in seiner gesamten Amtszeit zu erleben und zu unterstützen – auch wenn das manchmal sehr anstrengend war. Heydemann forderte viel von Mitarbeitern und Partnern.

Forschungspolitisch war er überaus dynamisch und hat bereits vor seinem Ministeramt als einer der Motoren des Ökologiezentrums der Universität Kiel Bahnbrechendes geleistet, war Förderer und Gedankengeber für das Forschungs- und Ökologiezentrum Westküste Büsum, engagierte sich auch berufsständisch für die Zukunftschancen junger ökologisch arbeitender Wissenschaftler. Immer war er einige Meter seiner Zeit voraus und wurde oft noch nicht verstanden.

Von den Ergebnissen seiner Arbeit profitiert der Naturschutz bis heute. Er entwickelte das Planungsinstrument Biotopverbund, bewirkte Bedeutendes für den Flächennaturschutz, stellte bereits in den 1980er-Jahren die Forderung nach 10 % Vorrangfläche für den Naturschutz und verankerte diese später auch im Gesetz. Sein Naturschutzgesetz von 1992 war dann ein Höhepunkt seiner Naturschutzerfolge. Und es wirkte bundesweit beispielgebend.

Überaus wichtig war für Heydemann, Begeisterung für die Natur zu erwecken, und hier glänzte er als Naturfotograf. Unter den vielen bemerkenswerten und optisch eindrucksvollen wissenschaftlichen Werken ragt immer noch der Biologische Atlas Schleswig-Holstein zusammen mit Jutta Müller-Karch (Neumünster 1980) bzw. der Neue Biologische Atlas – Ökologie für Schleswig-Holstein und Hamburg (Neumünster 1997) heraus.

Berndt Heydemann blieb auch nach dem Ausscheiden aus der Politik im hohen Alter rastlos aktiv und er wollte sein Lebenswerk mit einem Zukunftszentrum Mensch-Natur-Wissenschaft in Nieklitz/Westmecklenburg krönen. Man muss ihn erlebt haben, wie er Besucher dort einfühlsam wie überzeugend führte. Hier hat er das hohe Preisgeld des Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt 2005 wie sein gesamtes Vermögen eingebracht. Dem Unternehmen war bedauerlicherweise kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden. Die Politik in Schwerin wie in Kiel hat sich kaum bemüht, das Ganze für eine notwendige zukünftige Umweltbildung zu retten. Freizeitparke hat unser Land zur Genüge, ein Lern- und Bildungsort wie Nieklitz aber fehlt.

Berndt Heydemann war ein Genie, hatte aber auch Fehler und man hätte ihm für die letzten Lebensjahre bei dieser Lebensleistung ein wenig entspannte Lebensfreude und Muße gegönnt – sein Abschied wäre nicht so schmerzlich geworden. Aber er blieb rastlos und wollte die Gesellschaft voll Begeisterung weiterhin von der Schönheit der Natur und der Notwendigkeit ihres Schutzes überzeugen. Er bleibt denen, die ihn erlebt haben, unvergessen, er wird dank seiner wissenschaftlichen Ergebnisse und politischen Leistungen weiter für den Schutz der Natur wirken.

Prof. em. Dr. Wolfgang Riedel, Universität Rostock

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