Intensivierung im Grünland führt zu eintöniger Landschaft
Gießen (idw). Wiesen gehören seit vielen Jahrhunderten zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Kulturlandschaft. In den vergangenen Jahren hat sich das allerdings dramatisch geändert. Zwar sind manche Wiesen immer noch sehr artenreich, aber sie werden sich untereinander immer ähnlicher. Mit der damit verbundenen Verarmung der regionalen Vielfalt von Grünländern beschäftigt sich eine jetzt in der Fachzeitschrift „Nature“ publizierten Studie, an der auch der Gießener Tierökologe Prof. Dr. Volkmar Wolters mit seinem Team beteiligt ist.
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In der Biodiversitätsforschung sei es bislang üblich, dass sich die Wissenschaftler auf den Artenreichtum einzelner Lebensräume konzentrierten und diesen dann für ihre weiteren Analysen verwendeten, schreibt die Universität Gießen in einer Pressemitteilung. Dabei sei übersehen worden, dass es gerade die kleinen Unterschiede zwischen den Gemeinschaften scheinbar gleicher Lebensräume seien, die die Artenvielfalt einer Region ausmachten. So sei auch der Biodiversitätsverlust durch die großflächige Vereinheitlichung der Wiesen-Ökosysteme erst jetzt wissenschaftlich nachgewiesen worden. „Es ist fast wie bei dem Witz, bei dem einer den anderen fragt, ob er ihm ein Buch schenken solle, und der dankend ablehnt, weil er schon eins hat“, so Prof. Wolters, Inhaber der Professur für Tierökologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). „Während uns aber die Absurdität dieser Aussage bei Büchern sofort ins Auge springt, ist es bei komplexen Lebensräumen sehr viel schwerer, den Wert der Verschiedenheit zu erkennen.“
Für die jetzt veröffentliche Studie habe ein Team von rund 300 Wissenschaftlern Informationen über mehr als 4000 Arten – von Einzellern im Boden bis zu Vögeln – zusammengetragen. Das Ergebnis: Wo Menschen Grünlandflächen intensiver bewirtschaften, nehme nicht nur die Artenvielfalt ab, sondern die Landschaft werde eintöniger.
Hauptursache sei die Intensivierung der Mahd. Schließlich blieben überall die gleichen Arten übrig. „Schon bei einer moderaten Bewirtschaftung reduzieren sich die Artengemeinschaften überregional auf die gleichen, wenig anspruchsvollen Generalisten“, erläutert der Erstautor Martin M. Gossner von der Technischen Universität München. Und Wolters ergänzt: „Darum müssen wir unbedingt gering bewirtschaftete Grünländer schaffen, erhalten und schützen. Von dem Erfolg und der Weiterverbreitung solcher regionalen Initiativen wird der Artenreichtum unserer Wiesen abhängen.“
Durch ein neuartiges statistisches Verfahren konnten in der Studie insbesondere nicht-lineare Auswirkungen der Bewirtschaftung auf die Artengemeinschaften von Grünlandflächen entlang eines Nutzungsgradienten (Grasschnitt, Düngung und Beweidung verschiedener Ausprägung) analysiert werden, so die Uni Gießen. Die Daten wurden seit 2008 auf 150 Grünlandflächen in drei über ganz Deutschland verteilten Regionen erhoben. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördere die Forschung in diesen sogenannten Biodiversitätsexploratorien.
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