Hessische Vereinigung für Naturschutz und Landschaftspflege 25 Jahre alt
„25 Jahre professionelle Vertretung des Berufsstandes und zeitgemäße Fortbildung“ steht auf dem Glückwunschplakat, welches bei der Jubiläumsfeier der Hessischen Vereinigung für Naturschutz und Landschaftspflege (HVNL) am 07. Oktober im Ökohaus der Stadt Frankfurt durch die Teilnehmer(innen) spontan gestaltet wurde. Inhaltlich werden die Ziele der HVNL bleiben: Mit naturschutzfachlichen Stellungnahmen auf die Inhalte von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien Einfluss nehmen; Netzwerk des Berufsfeldes sein sowie als Informationsquelle und Weiterbildungsforum fungieren. Auch zukünftig wird es Werkstätten geben, bei denen informativ durch sehr gute Referenten und im kollegialen Austausch Themen des Arbeitsalltages von Mitgliedern für Mitglieder behandelt werden. Der Arbeitskreis untere Naturschutzbehörden ist ein fester Bestandteil im Gefüge der hessischen Verwaltung geworden. Auch eine jährliche Fachtagung gehört zum Programm der HVNL.
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25 Jahre hat das Gründungsmitglied Klaus Werk (Professor an der Hochschule Geisenheim und Studiengangsleiter Landschaftsarchitektur) dem Berufsverband vorgestanden und den Naturschutz in Hessen gestaltet und vorangebracht. 25 Jahre erfolgreiche Arbeit wurden mit einem abwechslungsreichen Programm gefeiert. Sowohl Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser als auch Landtagsvizepräsidentin Ursula Hamann und der Vorsitzende des Bundesverbandes Beruflicher Naturschutz (BBN), Werner Persil, lobten die vorausschauende, zielstrebige und dabei immer integrierende Arbeit von Klaus Werk. Über alle Jahre hinweg habe er die Themen des Naturschutzes kommuniziert: erläutert, rechtlich verankert, verteidigt, aktualisiert. Der unermüdliche Einsatz lässt sich nach Aussage von Jörg Nitsch, stellvertretender Bundesvorsitzender des BUND und Vorsitzender des Landesnaturschutzbeirates in Hessen, der als Vertreter der acht Naturschutzverbände sprach, nicht nur an der Vielzahl der E-Mails und den nächtlichen Versendezeiten, sondern auch an der großen Zahl der immer der Vernetzung dienenden Termine über Partei- und Verbandsgrenzen hinweg ablesen. Zunächst von den Naturschutzverbänden kritisch beäugt, sei die HVNL heute in der Verbändelandschaft nicht mehr wegzudenken.
Neben Klaus Werk würdigte der Verband viele weitere Mitstreiter(innen), die an der Bedeutung der HVNL maßgeblich mitgearbeitet haben. Zwei Gründungsmitglieder ziehen sich altersbedingt nun aus der Vorstandsarbeit zurück: Christoph Kress (Planungsgruppe Natur und Umwelt, Frankfurt) und Rolf Hussing (Umweltamt Stadt Wiesbaden) übergeben den Staffelstab an eine neue, in Teilen verjüngte und weiterhin motivierte Truppe.
In einem Vortrag und mit Mulimediaschau beschrieb der Biologe und Naturfotograf Florian Möllers Anpassungsstrategien von Wildtieren in Berlin. Er ist auch ein Botschafter der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Unter dem Titel „Schneewittchen, ein Waschmittel und die Ratten der Lüfte – Artenschutzgeschichte aus Europa“ zeigte er beeindruckende Fotos von einer Wildschweinbache (Schneewittchen), die von der Bevölkerung vielbeachtet mitten in Berliner Wohnvierteln ihre Jungen großzieht. In Berlin ist das Leben für manches Wildtier mittlerweile offensichtlich erträglicher als in der nutzungsintensivierten Land(wirt)schaft. Möllers ist auch beteiligt an Wild Wonders of Europe, dem größten Naturfotografieprojekt Europas, zu dem er eine bildgewaltige Multimediaschau über die Naturschönheiten Europas präsentierte.
Prof. Dr. Kai Niebert, der neben seinem Lehrstuhl für Didaktik der Naturwissenschaften und der Nachhaltigkeit an der Universität Zürich Präsident des Deutschen Naturschutzringes in Berlin ist, referierte unter dem Thema „Die Grenzen des Denkens überwinden – ist ein nachhaltiges Anthropozän vorstellbar?“. Ihm gelang es, die eigene Kritikfähigkeit binnen kürzester Zeit zu steigern: Wie müssen die Grafiken von CO2-Ausstoß und CO2-Bindung verlaufen, um das Klimaziel „Nicht wärmer als 2°C“ zu erreichen? Werden 261 verschiedene Deodorantsorten im Sortiment einer Bahnhofsdrogerie gebraucht und ist die Erhöhung der Geruchssicherheit von 72 auf 96 Stunden tatsächlich erstrebenswert? Woher kommen unsere Lebensziele und sind es die Richtigen? Märchen legen die Grundsteine für den Wunsch nach grenzenloser Mobilität (die Siebenmeilenstiefel aus dem Kleinen Däumling), nach müheloser Warenproduktion (die Heinzelmännchen) oder nach unbegrenzter Nahrungsmittelverfügbarkeit (Tischlein deck dich). Aber so funktioniert nach Prof. Niebert die Welt leider nicht, denn diese Wünsche erfüllen wir uns zu Lasten der Atmosphäre oder durch eine intensiv wirtschaftende Agrarindustrie mit negativen Folgewirkungen.
Niebert schilderte aber auch Gründe zur Hoffnung, wenn Politik, Industrie und Konsumenten gemeinsam die richtigen Schritte einleiten, so wie beim FCKW-Verbot Anfang der 1990er-Jahre zur Bekämpfung des Ozonloches. Wieder ist ein gemeinsames Handeln gegen den Klimawandel oder zur nachhaltigen Produktion von Lebensmitteln erforderlich. Niebert sieht in seinem Nachhaltigkeitsmodell die Ökonomie als Nukleus, die einer sozialgerechten Gesellschaft dienen muss, alles innerhalb der ökologischen Grenzen unseres Planeten. „Wir müssen dies wollen und entsprechend handeln“, lautet sein Plädoyer.
Das Gesicht der HVNL ist nun ein Neues: „Ich bin Elke Grimm und nicht Klaus Werk“ waren die ersten Worte der neuen Vorstandsvorsitzenden, die im Kreis Groß-Gerau die untere Naturschutzbehörde leitet. Gemeinsam mit dem neuen Vorstand will sie Bewährtes fortsetzen und Neues wagen. Sie wird im Vorstand stellvertretend unterstützt von Anke Bosch und Thomas Zebunke. Als Schatzmeisterin arbeitet Monika Kustusch, als Schriftführer Magnus Rabbe und als Beisitzer gewählt sind Simone Jakob, Stefan Kappes, Patricia Kremer, Nina Thomas und Dietrich Vahle.
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