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BERICHT AUS BRÜSSEL

Jäger und Vogelschützer einig: „Endlich auch stolz auf Natura 2000 sein“

Für eine verbesserte Umsetzung des europäischen Naturschutznetzwerkes Natura 2000 haben sich in Brüssel der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) und der Bayerische Jagdverband (BJV) ausgesprochen. Nicht überall fand diese bei einer gemeinsamen Veranstaltung in der Bayerischen EU-Vertretung besiegelten Koalition Zustimmung.

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Auch wirtschaftlicher Wert

Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf stellte bei der Veranstaltung Vertretern des Europäischen Parlaments, der Euro­päischen Kommission, der Mitgliedstaaten, der Bundesländer und diverser Verbände die Haltung der bayerischen Staatsregierung zu Natura 2000 vor. Sie betonte, dass sich die Richtlinien aus ihrer Sicht bewährt hätten und nicht verändert werden sollten. Neben den positiven Ökosystem­leistungen hätten FFH- und Vogelschutz-Richtlinie für viele Regionen auch hohen wirtschaftlichen Wert erzeugt. Die Umsetzung der Richtlinien mit den bisherigen Förderinstrumenten sei allerdings verbesserungswürdig, denn die Struktur- und Landwirtschaftsförderprogramme der EU seien nicht ausreichend, um die europä­ischen Naturschutzziele zu erreichen. Die Ministerin brachte in die Diskussion ein, dass die benötigten Mittel beispielsweise auch aus einem eigenen Förderinstrument zur Umsetzung von Natura 2000 kommen könnten.

Die durch die gemeinsame Veranstaltung dokumentierte Kooperation der beiden Verbände LBV und BJV zeige, dass eine Zusammenarbeit im Sinne des Naturschutzes über die klassischen Lagergrenzen hinaus möglich ist, befand der Leiter der Abteilung Naturschutz bei der EU-Kommission, Nicola Notaro. Er stellte in seinem Statement fest, dass es in Zusammenhang mit dem Greening der Agrarförderung in der 1. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik noch Verbesserungsmöglichkeiten der Umsetzung im Sinne der europäischen Biodiversitätsziele gebe. Natura 2000 könne die Biodiversitätsziele der EU allerdings nicht alleine erreichen. Auch andere Instrumente müssten dazu ihren Beitrag leisten.

Bauernverband kritisiert

Diese noch ungewohnte Ko­operation stößt aber auch auf Kritik. So formulierten der Baye­rische Bauernverband und die Verbände der Wald- und Grundbesitzer in einem öffentlichen Statement, LBV und BJV würden eine auf Ordnungsrecht aufbauende Umsetzung von Natura 2000 einfordern. „Der Pakt mit dem LBV (...) vertritt nicht Interessen im Sinne der natürlichen Partnerschaft zwischen Jägerschaft und Land- und Forstwirtschaft“, war in der Ausgabe des Landwirtschaftlichen Wochenblatts vom 01. April 2016 zu lesen. Diese Äußerungen entbehrten jeder Grundlage, erklären LBV und BJV unisono. Beide Verbände haben in einem gemeinsamen Positionspapier festgehalten, dass sie ihre Unterstützung bei der Etablierung und ordnungsgemäßen Umsetzung des Natura-2000-Netzwerks anbieten, z.B. bei der Betreuung der Schutzgebiete (s. Link unten).

Da im Zuge des REFIT-Prozesses z.B. das sogenannte „Aktionsbündnis Forum Natur“, das durch den Deutschen Bauernverband und den Deutschen Jagdverband getragen wird, Änderungen der Richtlinien fordert, stellen BJV und LBV klar, dass beide bayerischen Verbände gemeinsam für den Erhalt der Richtlinien in ihrem derzeitigen Zuschnitt eintreten. Dies geschieht auch ganz im Sinne ihrer beiden europä­ischen Dachverbände BirdLife International und der Europäischen Jägervereinigung FACE, die beide auch an der Podiumsdiskussion im Rahmen der gemeinsamen Veranstaltung beteiligt waren. Ariel Brunner, BirdLife international, stellte fest, dass Natura 2000 ein guter Instrumentenmix sei, um vor Ort individuelle Lösungen für die Sicherung der Biodiversität zu finden. Er brachte den Rückgang der Biodiversität in Zusammenhang mit der Landwirtschaft: Der Rückgang der Zahl der Landwirte und der der Biodiversität haben ihm zufolge eine gemeinsame Ursache. Es gelte, den Landwirten zu helfen, das Richtige zu tun. Wenn 40% des EU-Haushalts für Agrarsubventionen ausgegeben werden, müsse hier klar gegengesteuert werden.

Mehr Geld und Personal

Stellvertretend für die zahlreich anwesenden EU-Parlamentsmitglieder stellte Markus Ferber (EVP/CSU) fest, dass viele ehemalige Kritiker und Skeptiker heute von Natura 2000 überzeugt seien und anerkennen, was dadurch für die natürliche Vielfalt und für das Naturkapital der einzelnen Regionen erreicht werden konnte. „Die Natura-2000-Gebiete in Bayern und Deutschland sind unsere größten Naturschätze und genau die Gebiete, wo jeder gerne zum Urlaub oder für einen Ausflug hinfährt. Wir müssen endlich auch stolz auf Natura 2000 sein. Die EU hat mit der Einrichtung des Schutzgebietsnetzes europaweit etwas Großes erreicht, doch wir dürfen es nicht nur verteidigen, sondern müssen es jetzt gemeinsam mit allen Beteiligten auch mit Leben füllen“, bestätigte der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer die Einschätzung von Markus Ferber. Dieses Statement wurde von BJV-Vizepräsident Wolfgang Schiefer unterstrichen. Gemeinsam fordern die Verbände, mehr Geld und Personal für eine zielführende Umsetzung z.B. der Natura-2000-Managementpläne und eines Schutzgebietsmonitorings zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam wollen die beiden Verbände ihren Beitrag dazu leisten und dem europäischen Schutzgebietsnetz in der Öffentlichkeit zu größerer Bekanntheit und Akzeptanz verhelfen.

Deshalb betonen die beiden bayerischen Verbände ihre gemeinsame Forderung. „Wir fordern EU-Umweltkommissar Karmenu Vella auf, sich angesichts der klaren europaweiten Zustimmung zu Natura 2000 nun wieder aktiv um die Sicherung der Biodiversität zu kümmern. In Bayern brauchen wir dringend Maßnahmen gegen den Rückgang der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft“, so Prof. Jürgen Vocke, Präsident des Landesjagdverbands. Hierzu könne die bayerische Staatsregierung durch die Bereitstellung ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen zur Umsetzung der FFH- und Vogelschutzrichtlinie einen wichtigen Beitrag leisten“.

Link zum LBV-LJV-Statement: http://www.lbv.de/natura2000

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