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Klimaschutz und Klimaanpassung naturbasiert – ganz neue Chancen für den Naturschutz

Die COP21 zur United Nations Framework Convention on Climate Change im Dezember in Paris, das Ringen um das Ziel, den Anstieg der globalen Mitteltemperatur auf unter 2°C, möglichst 1,5°C zu halten, ist erst wenige Wochen vorbei. Schon vergessen? Im Januar-Heft haben wir auf Seite 2 ganz kurz die wichtigsten für den Naturschutz relevanten Aspekte angesprochen. Vorliegende Ausgabe vertieft die Analyse der Wirkungen des Klimawandels: Er wird die biologische Vielfalt – genetisch, artbezogen, ökosystemar – gravierend verändern.

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Mittelgebirge im Fokus

Als besonders gefährdet müssen Arten und Habitate der Mittelgebirge gelten. Eine Literaturstudie stellt Schlaglichter der vielfach bereits aktuell ablaufenden klimawandelbedingten Dynamik zu einer bedrückenden Klageschrift zusammen. Viele kleine Mosaiksteine, denn die Kenntnisse sind noch rudimentär. Einmal mehr zeigt sich, dass ein systematisches Monitoring fehlt, welches zugleich auch die Multikausa­lität ablaufender Veränderungen entwirrt.

Der dritte und letzte Teil einer Beitragsserie zur Veränderung von Strukturen in und Funktionen von Wald- und Forstökosystemen nähert sich den Folgen des Klimawandels mit dem Ansatz der Modellierung künftiger Zustände. Dieses neue methodische Vorgehen erlaubt auch relativ kleinräumige regionale Differenzierungen – so lassen sich auf Ebene der europäisch zu schützenden FFH-Lebensraumtypen Aus­sagen treffen. Klimawandel wird hier eine Dynamik auslösen, die vom Richtliniengeber nicht vorgesehen war. Das wird noch zum Problem.

Neue Verbündete suchen

Selbst wenn es gelingen sollte, die Leitmarke von Paris nicht zu überschreiten, wird der begonnene Prozess eines starken „Umbaus“ von Biozönosen in kürzesten Zeitspannen zu noch weitgehend unbekannten Konsequenzen führen. Naturschutz und Landschaftsplanung ­stehen damit vor ihrer bislang wohl größten ­Herausforderung, zumal sich die Einflüsse des Klimawandels mit vielfältigen anderweitig begründeten Prozessen mischen: Strukturwandel in der Landwirtschaft, Flächenverluste und weiterwachsende Zerschneidung von Habitaten lauten nur drei exemplarische Stichworte. Gerade deshalb, wegen der vielfältigen Dynamik und ihrer Ursachen und Treiber, müssen sich Naturschutz und Landschaftsplanung neue Verbündete suchen statt „einsam gegen Alle“ zu kämpfen. Der soeben vorgelegte Band 2 der deutschen TTEB-Studie zu ländlichen Räumen (Seite 35) liefert Anregungen dafür.

Die aktuelle Preiskrise auf dem Milch- und Schweinemarkt markiert nur die Spitze des Eisbergs der wirtschaftlichen Probleme einer Landwirtschaft, die immer mehr produzieren will – grenzenloses Wachstum aber ist in der Natur unbekannt und funktioniert nicht. Bauernfamilien müssten davon ausgehen, dass sie innerhalb von zwei Jahren die Hälfte ihrer Einkommen verlören – diese düstere Prognose gab Bauernpräsident Joachim Rukwied im Januar zur Eröffnung der „Grünen Woche“ in Berlin. Müssen die Aussichten noch schlechter werden, um endlich zu der Einsicht zu gelangen, dass die gesamte Landwirtschaft umgebaut werden muss – bevor sie sich ihrer natur­bürtigen und nicht ersetz- und kurzfristig ­re­generierbaren Produktionsgrundlagen von ­Boden, Wasser, Biodiversität und Klima selbst beraubt hat?

Naturbasierte Lösungen als Chance

Protagonisten von Klimaschutz, Naturschutz und Landwirtschaft müssen sich an einen Tisch setzen und Lösungen gemeinsam ausarbeiten – naturbasierte Lösungen lautet ein noch relativ neuer Begriff in der Fachdiskussion (siehe aktuelle Meldung des BfN auf Seite 36). Deren Idee, bezogen auf die Klimawandel-Debatte: Öko­systemleistungen werden genutzt, um

den Klimaschutz zu fördern, indem Kohlenstoffspeicher erhalten und gefördert sowie Emissionen von Treibhausgasen reduziert werden,

eine Klimaanpassung zu betreiben, indem Folgen des Klimawandels wie extreme Witterungslagen und deren Konsequenzen wie Dürre und Hochwasser gemildert und Leistungen von Ökosystemen erhalten werden.

Betroffenheit durch den Klimawandel für die Akteure offenlegen, Alternativen aufzeigen und gemeinsam Umsetzungswege finden – nur mit diesem Dreiklang können die ambitionierten Ziele von Paris gelingen. Dazu braucht es mehr Forschung, weniger Scheuklappen, mehr Dialog und den klug-vorausschauenden Einsatz der vorhandenen Gelder. Die Agrarpolitik wäre ein sehr effektiver Ansatz, Europa könnte sich hier als erfolgreicher Krisenmanager erweisen.

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