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Kurz Berichtet

Wiesenmeisterschaften – Win-win-Effekte für alle Beteiligten

Wiesenmeisterschaften haben sich in verschiedenen Regionen Deutschlands, u.a. in Naturparken, und anderen europäischen Ländern als sehr effektives Instrument der Öffentlichkeitsarbeit erwiesen, um das Bewusstsein und die Wertschätzung für die Be­wirtschaftung artenreicher Grünlandbestände und zugleich landwirtschaftlich guter Nutzung zu fördern. Ein Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis bei einem Grünlandkolloquium im Jahr 2015 zeigte die vielfältigen Aspekte solcher Meisterschaften auf. Für die Zukunft gibt es hier noch viel Potenzial für eine effektive Arbeit zur Stärkung der Schnittstelle Landwirtschaft und Ökologie. Dabei gibt es Win-win-Effekte für alle Beteiligten – Landwirtschaft, Ökologie sowie Regionen und Gesellschaft.

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Abb. 1: Artenreiche Blumenwiesen weisen eine hohe Anzahl blühender Blumenarten auf und sollen gleichzeitig einen hohen Futterwert haben, damit sie sich gut für die Fütterung eignen – im Bild eine artenreiche Salbei-Glatthaferwiese auf der Schwäbischen Alb.   © Rainer Oppermann
Abb. 1: Artenreiche Blumenwiesen weisen eine hohe Anzahl blühender Blumenarten auf und sollen gleichzeitig einen hohen Futterwert haben, damit sie sich gut für die Fütterung eignen – im Bild eine artenreiche Salbei-Glatthaferwiese auf der Schwäbischen Alb. © Rainer Oppermann
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Perspektiven für die Zukunft

1 Einführung

Seit einigen Jahren gibt es so genannte Wiesenmeisterschaften und Wiesenwettbewerbe in Deutschland und Europa – z.B. die Bergwiesenwettbewerbe in Sachsen (seit 2002) und die Wiesenmeisterschaften in Vorarlberg (ebenfalls seit 2002). Damit werden die Bewirtschafter ausgezeichnet, die ihre Wiesen und/oder Weiden so bewirtschaften, dass sie zugleich ökologisch wertvoll sind und eine gute futterbauliche Wertigkeit aufweisen. Hierbei finden meist Bonitierungen statt, um die jeweiligen Wertigkeiten der Flächen unter verschiedenen Aspekten festzustellen.

Um hierzu Erfahrungen zwischen Wissenschaft und Praxis auszutauschen, fand am 13. und 14. April 2015 ein Grünlandkolloquium in Oberelsbach in der Rhön statt. Dieses wurde vom Institut für Agrar­ökologie und Biodiversität (IFAB) und dem Verband Deutscher Naturparke e.V. (VDN) organisiert und durch die Edmund Reh­winkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank im Rahmen des Wissenschaft.Praxis.Dialogs finanziell unterstützt. Ergänzend wurde ein Schulungstag zu Wiesenmeisterschaften am 26. Mai 2015 auf der Schwäbischen Alb durchgeführt.

2 Wiesenmeisterschaften machen Schule

In Baden-Württemberg fanden Wiesenmeisterschaften in verschiedenen Regionen, u.a. auch in Naturparken, seit dem Jahr 2005 statt (vgl. z.B. Oppermann & Lutz 2007, Oppermann et al. 2012). Hier wurde die Bewertung auf einen abgestimmten Boniturschlüssel aufgebaut, der ökologische und futterbauliche Kriterien gleichermaßen bewertet. Nach ähnlicher Methode finden auch die Wiesenmeisterschaften in Bayern und in der Schweiz statt. In Frankreich wurde die Idee erstmals im Jahr 2007 aufgegriffen und wird seit 2010 auf nationaler Ebene umgesetzt. Seither haben über 1 400 Landwirte daran teilgenommen (umfangreiche Informationen unter http://prairiesfleuries.espaces-naturels.fr/prairiesfleuries.html ) und es wurde ein sehr umfassendes Bonitur­system entwickelt (De Sainte Marie & Oppermann 2013; siehe auch http://prairiesfleuries.espaces-naturels.fr/documents/site/prairies_fleuries_2015_fiches_experts. pdf ). Hintergrund ist die Einführung einer Agrarumweltmaßnahme zu den arten­reichen Wiesen in Frankreich im Jahr 2007 (Plantureux et al. 2011). Noch umfassender erfolgte die Bewertung in Südtirol, wo insgesamt 22 Kriterien in vier Kate­gorien für die Bewertung herangezogen werden.

Einen Einblick in die verschiedenen Ansätze sowie die damit verbundenen Aspekte der Wertschätzung und Wertschöpfung geben die Vorträge, die auf der Homepage des IFAB einsehbar sind ( http://www.ifab-mannheim.de/links_download.html ).

3 Win-win-Effekte für alle Beteiligten

Die Vorträge bei dem Grünlandkolloquium sowie die Praxis in verschiedenen Regionen zeigen, dass mit den Wiesenmeisterschaften zahlreiche Win-win-Effekte für alle Beteiligten verbunden sind:

Für die Landwirtschaft befördern die Wiesenmeisterschaften ein positives Image in der Öffentlichkeit, denn bunte Blumenwiesen und die Landwirte, die sich darum sorgen, werden positiv wahrgenommen (über die Pressearbeit, Berichte in Zeitungen, Radio, Fernsehen). Auch die einzelnen Landwirte, die an der Wiesenmeisterschaft teilnehmen und geehrt werden, sind stolz auf diese Wertschätzung durch die Öffentlichkeit (und können stolz sein!), zumal die Erhaltung der Artenvielfalt in den letzten Jahren nicht im Fokus der landwirtschaftlichen Forschung und Beratung stand.

Seitens des Naturschutzes sind positive Effekte dadurch gegeben, dass die Ziele der ökologisch nachhaltigen Bewirtschaftung des Grünlands und der Förderung der Biodiversität hier praxisnah und erlebbar aufgezeigt werden; ferner sind Ökologen und Landwirte im Schulterschluss aktiv und das öffentliche Bewusstsein für die ökologischen Werte wird so gesteigert und in die Breite getragen.

Für die Gesellschaft und die Region bringen Wiesenmeisterschaften einen Imagegewinn, insbesondere wenn Akteure verschiedenster Herkunft (z.B. von Landwirtschaft, Landkreisen, Tourismusgewerbe und Naturschutz) zusammenkommen und darüber berichtet wird. Anlässe dazu sind die Auftaktveranstaltungen, die Jurybegehungen, die Preisverleihungen und natürlich die Printmedien, die in die Öffentlichkeit gebracht werden. Erfolgreiches Beispiel dafür sind z.B. die mehrfach durchgeführten Wiesenmeisterschaften im Naturpark Südschwarzwald.

4 Perspektiven für die Zukunft

Auf wenn die Wiesenmeisterschaften Win-win-Effekte für alle Beteiligten bieten, so sind sie kein Selbstläufer und die Imageeffekte zahlen sich nicht direkt in Euro und Cent aus. Wiesenmeisterschaften müssen organisiert werden, es bedarf einer fachkundigen Bewertung, und auch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bedürfen der Aktivität eines „Kümmerers“; last not least sind Preise auszuloben. Je nach Art und Umfang ist für die Durchführung einer Wiesenmeisterschaft mit Kosten zwischen 2 000 und 20 000 € zu rechnen, was jedoch angesichts der zu erzielenden Effekte und der jährlichen Kosten der von der Agrarförderung unterstützten Bewirtschaftung des Grünlands gering ist.

Während die Wiesenmeisterschaften im Nachbarland Frankreich seit 2010 auf nationaler Ebene (aktuell jährlich in über 40 Regionen) durchgeführt werden und inzwischen fester Bestandteil der nationalen landwirtschaftlichen Wettbewerbe sind, ist es in Deutschland noch immer Sache einzelner Regionen und einzelner Jahre, bei der zunächst jeweils Unterstützer und Mittelgeber gefunden werden müssen, z.B. auch in Großschutzgebieten wie Naturparken und Biosphärenreservaten.

Viel effektiver wäre es, sowohl bezüglich der öffentlichen Wirksamkeit und der Nachhaltigkeit als auch bezüglich der Kosten für die Durchführung, wenn die Wiesenmeisterschaften in Deutschland auch von der nationalen Ebene aus unterstützt würden. Eine solche Unterstützung könnte insbesondere die Bereitstellung von Materialien und die fachliche Unterstützung der regionalen Organisatoren für die Wiesenmeisterschaften beinhalten sowie einen Austausch zwischen den Regionen und eine öffentliche Preisverleihung auf Bundesebene. Informationsmaterialien können preisgünstiger erstellt werden und eine Wanderausstellung und andere Medien wie Filme oder Newsletter können so über die Region hinaus das Thema interessant ­machen und ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Anders als bei den Wiesenmeisterschaften in Frankreich sollte man allerdings auf die regionalen Besonderheiten in Deutschland Rücksicht nehmen, indem die Regionen selbst die Durchführung und Preisverleihung gestalten können und die nationale Ebene eine zusätzliche Veranstaltung darstellt, die die Vernetzung und das übergreifende Bewusstsein fördert.

Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert, wenn sich Landwirtschafts- und Umweltseite/ministerien gleichermaßen an der Finanzierung einer gemeinsamen Plattform für solche Wiesenmeisterschaften beteiligen würden.

Literatur

De Sainte Marie, C., Oppermann, R. (2013): Mesures agri-environnementales – L’avenir est-il dans l’obligation de résultats? Espaces naturels 44, 49-50.

Oppermann, R., Bosshard, A., Mestelan, P., de Sainte Marie, C. (2012): Awareness raising among farmers and in the wider public. In: Oppermann, R., Beaufoy, G., Jones, G., eds., High Nature Value Farming in Europe – 35 European countries, Experiences and Perspectives, Verlag Regionalkultur, Basel, 466-472.

–, Lutz, P. (2007): Wer hat die schönsten Wiesen im Schwarzwald? Schwarzwald 1/2007, 26-27.

Plantureux, S., de Sainte Marie, C., Agreil, C., Amiaud, B., Dobremez, L., Fargier, J., Fleury, P., Fritz, H., Langlois, J.-L., Magda, D., Mestelan, P., Meuret, M., Mougey, T., Nettier, B., Sérès, C., Vansteelant, J.-Y. (2011): Analyse de la mise en œuvre des mesures agri-environnementales à obligation de résultat sur les surfaces herbagères. Fourrages 208, 271-281.

Kontakt

Dr. Rainer Oppermann, Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB), Mannheim

oppermann@ifab-mannheim.de http://www.ifab-mannheim.de

Jörg Liesen, Verband Deutscher Naturparke e. V., Bönn

liesen@naturparke.de http://www.naturparke.de

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