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Steigerwald

Bayern eskaliert den Konflikt

Ebrach (BN/LBV). Vor knapp einem Jahr hat Naturschutz und Landschaftsplanung in einem Fachbeitrag die Nationalpark-Würdigkeit des Steigerwalds in Oberfranken beschrieben. Zur Rettung eines Kerngebiets vor geplantem Holzeinschlag hatte der damalige Landrat das Gebiet „Der Hohe Buchene Wald im Ebracher Forst“ als 800ha großen Geschützten Landschaftsbestandteil ausgewiesen. Ohne dauerhaften Bestand: Das Umweltministerium hat nun ein Verfahren erzwungen, um den Schutzstatus aufzuheben. Naturschutzverbände erwarten, dass im Herbst noch der Holzeinschlag beginnt.

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Bund Naturschutz in Bayern und Landesbund für Vogelschutz haben vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Klage gegen die Aufhebung eingereicht. Eine Normenkontrollklage solle die Rechtmäßigkeit der Ausweisung des Schutzgebietes durch das Landratsamt Bamberg bestätigen, teilten die Verbände mit. Sie wollten notfalls bis vor das Bundesverwaltungsgericht ziehen.

„Durch das Schutzgebiet durften sich die Wälder endlich auf kleiner Fläche frei entfalten und die Bäume hatten eine Chance, alt zu werden, auch abseits der zugebilligten kleinen Trittsteine. Jetzt stehen die Holzerntemaschinen wieder in den Start­löchern,“ so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern.

Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz, kritisierte: „Die Bayerische Staatsregierung ist offensichtlich vorrangig an Gewinnen aus dem Holzverkauf interessiert, dabei hat die Staatsregierung eine besondere Verantwortung für den Schutz der Buchenwälder. Wenn jetzt bereits kurz nach Aufhebung des Schutzgebiets Holzeinschlag in dem Gebiet droht, zeigt sich, dass alle Beteuerungen der Staatsregierung zu einem anderen Schutzkonzept für die alten Buchenbestände im Steigerwald nur Lippenbekenntnisse sind.“

2007 landeten die Buchenwälder im Nordsteigerwald auf dem 5. Platz der möglichen Anwärter für das deutsche Weltnaturerbe der UNESCO – allein ein geeignetes Schutzgebiet fehlte für eine Bewerbung. In den darauf folgenden acht Jahren Nationalpark-Diskussion verhinderte die Bayerische Staatsregierung eine sachliche Aufklärung der Bevölkerung über Pro und Kontra dieser einmaligen Chance, beklagten die Verbände. Auch die wirtschaftlichen Vorteile, die für die fränkische Steigerwaldregion durch ein internationales Waldschutzgebiet in Aussicht stünden, würden einfach totgeschwiegen. Das Veto des Naturschutzbeirats der Regierung von Oberfranken sei vom Ministerium ebenso ignoriert worden wie 2011 der Antrag der Gemeinde Ebrach auf Ausweisung eines größeren Naturschutzgebiets.

„Selbst im Jahr des Waldnaturschutzes gerät in Bayern der Naturwald mit seinen selten gewordenen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten unter die Räder, wieder geht es nur um Wirtschafts-Wald“, bedauerten Hubert Weiger und Norbert Schäffer. „Das ganze Vorgehen ist einmalig in der deutschen Naturschutzgeschichte und eines Rechtsstaats unwürdig.“

Wald- und Naturschutzexperten des BUND aus ganz Deutschland verurteilten das Vorgehen der Staatsregierung bei einem Treffen in Ebrach scharf. Kai Frobel, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Naturschutz: „Wir bewerten die Aufhebung dieses Schutzgebiets als rechtsstaatlich äußerst fragwürdig. Dass die bayerische Staatsregierung im Waldnaturschutzjahr 2015 dieses 800ha große, holznutzungsfreie Schutzgebiet aufheben lässt, ist ein Skandal“. „Die großflächigen Laubwälder im Nordsteigerwald weisen eine hohe ökologische Qualität auf, wie sie in Bayern und Deutschland sonst kaum zu finden ist“, fasste Tim Schwarzenberger, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wald, die Meinung der BUND-Experten aus acht Bundesländern zusammen. „Ein effektiver Schutz durch einen Nationalpark ist aus bundesdeutscher und bayerischer Sicht überfällig“.

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