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Fledermäuse und Windkraft

Berlin (fvb). Fledermäuse verunglücken in großer Zahl an deutschen Windkraftanlagen. Etwa 70% dieser Tiere sind wandernde Fledermäuse auf ihrem Weg zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen. Aufgrund seiner zentralen geographischen Lage in Europa hat Deutschland deshalb eine große Verantwortung für den Schutz migrierender Fledermäuse. Das teilte der Forschungsverbund Berlin mit.

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Die Ziele der Energiewende zum Ausbau der Windkraft stünden im Konflikt mit dem Naturschutzrecht und internationalen Abkommen, darunter der UN-Konvention zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten. Zwar gebe es Maßnahmen, mit denen die Zahl der getöteten Fledermäuse pro Anlage deutlich reduziert werden könnte, aber diese würden in der Praxis nicht konsequent umgesetzt. Die Schutzempfehlungen, die sich aus der UN-Konvention ableiten lassen, seien rechtlich nicht bindend, weshalb sie in Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen bisher nicht mit einflössen.

„Wir schätzen, dass nur ein Bruchteil der bis zum Jahr 2014 in Deutschland errichteten 24000 Windkraftanlagen Auflagen erfüllen, die dem Naturschutz dienen. Viele – insbesondere ältere – werden unter keinen oder nur mangelhaften Auflagen betrieben“, berichtet Christian Voigt, Biologe und Fledermausforscher am Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Er hat gemeinsam mit weiteren Autoren eine jüngst im wissenschaftlichen Fachblatt European Journal of Wildlife Research veröffentlichte Studie verfasst, die einen Überblick über die Probleme bietet, welche Windkraftanlagen für den Schutz von Fledermäusen mit sich bringen.

Jedes Windrad, bei dessen Betrieb auf Naturschutzbelange keine Rücksicht genommen wird, habe jährlich den Tod von 10 bis 12 Fledermäusen zur Folge. Diese Zahlen variierten je nach geographischer Lage und Anlagentypus, heißt es in der Pressemitteilung. Wenn alle in Deutschland existierenden Anlagen ohne Auflagen betrieben würden, würden diese jährlich bis zu 250000 Fledermäusen das Leben kosten, folgern die IZW-Wissenschaftler.

Windräder neuerer Generationen seien mit größeren Rotorblättern bestückt und auch bei niedrigeren Windgeschwindigkeiten profitabel. Da eine effektive Schutzmaßnahme für Fledermäuse darin bestehe, Windräder bei wenig Wind abzuschalten, koste diese künftig dem Betreiber mehr. Die Wissenschaftler erwarten zudem, dass Fledermäuse wegen der größeren Rotorblätter stärkeren Kräften ausgesetzt sind, die häufiger zu Baro­traumata führen dürften: Durch die starken Luftdruckunterschiede an den Rotorblättern würden innere Organe zerreißen, inklusive der Hörorgane, auf welche Fledermäuse bei der Jagd angewiesen sind. „Fledermäuse mit mildem Barotrauma sterben jedoch vermutlich nicht sofort, sondern können noch einige Minuten oder sogar Stunden weiterfliegen, so dass sich die Zahl der unentdeckten Todesfälle erhöhen dürfte“, befürchtet Voigt.

Den verstärkten Bau von Windkraftanlagen in Wäldern sehen die Wissenschaftler „mit großer Besorgnis“, „da dort die Aktivität von Fledermäusen besonders hoch ist und tote Tiere kaum geborgen werden können“, sagte Voigt. Die Autoren empfehlen, WKA während der Wanderungszeit von Fledermäusen auch bei stärkeren Winden konsequent vom Netz zu nehmen. Bei einer Abwägung wirtschaftlicher Kosten mit dem Artenschutz müsse der Nutzen für den Naturschutz künftig höher bewertet werden – nicht zuletzt wegen der besonderen Verantwortung Deutschlands.

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