Mehr Natur im Siedlungsraum
Die diesjährige Tagung zum Grünflächenmanagement der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil stand ganz im Zeichen der „Biodiversität im urbanen Raum“. Die mit 230 Teilnehmenden vollbesetzte Aula verdeutlichte die Brisanz des Themas. Referenten aus Praxis, Forschung und Verwaltung zeigten dazu Möglichkeiten und Beispiele auf.
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Sarah Pearson Perret, Sektionschefin Arten und Lebensräume beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), veranschaulichte zum Auftakt den Artenschwund in der Schweiz: 40 % der Arten sind bedroht; die Durchlässigkeit der Landschaft ist in vielen Regionen nicht mehr gegeben. Im Hinblick auf diese Entwicklung formuliert der Aktionsplan Biodiversität des Bundes konkrete Maßnahmen im Bereich Lebensraumvernetzung, Artenerhaltung und Naturerlebnis für die Bevölkerung.
Zur Förderung der Biodiversität braucht es vor allem Fachpersonen. Das war eine zentrale Erkenntnis der Bachelorarbeit von Karin Frei, Wissenschaftliche Assistentin an der ZHAW. Sie hatte für ihre Arbeit 16 verschiedene Akteure aus den Bereichen Beratung, Planung, Umsetzung und Bewirtschaftung interviewt und zu der Vision einer Verdopplung der naturnahen Flächen im Siedlungsraum befragt.
Die Bedeutung von Fachpersonen betonte auch der Biologe Reinhard Witt, Inhaber eines Fachbetriebs für naturnahes Grün. Eine nachhaltige Grünflächenbewirtschaftung kann nur funktionieren, wenn Unterhaltsverantwortliche über das notwendige Knowhow verfügen. Auf das Engagement der Mitarbeitenden zählte auch die Stadtgärtnerei Winterthur, als sie das Projekt Natur-Inventar Friedhof Rosenberg lancierte. Der Stadtökologe Stefan Ineichen und Gärtnermeister Kurt Burgunder von der Stadtgärtnerei Winterthur stellten dieses Projekt vor. So wurden der Friedhof als Lebensraum und die dort heimischen Tier- und Pflanzenarten erfasst und verschiedene Maßnahmen zu ihrer Förderung umgesetzt.
Sabine Tschäppeler von der Fachstelle Natur und Ökologie bei Stadtgrün Bern präsentierte ein Umsetzungsbeispiel aus der Stadt Bern: Das Projekt Fröschmatt wurde im Rahmen einer Gesamtsanierung einer städtischen Liegenschaft durchgeführt. Dabei standen der Einbezug der künftigen Bewohner und die Biodiversitätsförderung im Wohnumfeld im Vordergrund. Die Erfahrungen aus Bern zeigen, dass die Bevölkerung motiviert und engagiert ist, am Prozess mitzuwirken und einen konkreten Beitrag zu leisten.
Mit welchen Instrumenten und Anreizen die Biodiversität in Zürich gefördert wird, erklärte Bettina Tschander, Projektleiterin Naturförderung bei Grün Stadt Zürich. Ihr Referat zeigte das Spannungsfeld zwischen freiwilligen Möglichkeiten und gesetzlichen Regelungen in der Biodiversitätsförderung im urbanen Raum.
Als Voraussetzung für mehr Natur im Siedlungsraum benötigen wir ein neues Verständnis von Ästhetik, welche beispielsweise auch den herbstlichen und winterlichen Prozess von „Zerfall und Tod“ der Vegetation als etwas Schönes begreift. Das war die Kernbotschaft des Vortrags von Landschaftsarchitekt Felix Naef.
Über die Schönheit von konventionellen Gärten und die Ästhetik von Naturgärten referierte der Gärtnereiinhaber Markus Neubauer. Der Garten soll Raum zum Leben bieten. Gemäß Neubauer können aus Gärten zwar nicht unbedingt Paradiese entstehen, aber es soll zumindest verhindert werden, dass sie zu Einöden verkommen.
Den Abschluss des Tages machten Reto Hagenbuch und Martina Weiss von der ZHAW. Sie präsentierten das Projekt Grünstadt Schweiz ( http://www.gruenstadt.ch ). Dort wird ein Label entwickelt, welches in Zukunft Städte und Gemeinden auszeichnen wird, die ihre Grünräume nachhaltig planen und bewirtschaften sowie diese Leistungen gegenüber Bevölkerung und Politik kommunizieren wollen.
Die nächste Tagung Grünflächenmanagement findet am 05. November 2015 statt.
Kontaktadresse: Florian Brack, Leiter Forschungsgruppe Freiraummanagement, Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management, Grüental, Postfach, CH-8820 Wädenswil, E-Mail florian.brack@zhaw.ch.
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