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„Mehrwert Landschaft“: ­Kongress in Basel

Ihren dritten gemeinsamen Landschaftskongress haben der Bund Schweizer Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen BSLA und die IBA Basel 2020 im Oktober ausgerichtet. Unter dem Motto „Mehrwert Landschaft“ gingen über 160 Teilnehmer der grundlegenden Frage nach, welcher Wert und welche Bedeutung heute der Qualität des öffentlichen Raums und der Kulturlandschaft beigemessen wird.

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Standortfaktoren wie Nah­erholungsmöglichkeiten und Landschaftsqualitäten haben steigenden Einfluss auf die Standortwahl von privaten Haushalten und Unternehmen. Sie gehören damit zu den zentralen Stellgrößen im globalen Wettbewerb um wirtschaftliche Prosperität und Attraktivität. Während Unternehmen bereit sind, immer mehr Geld in die aufwändige Gestaltung ihrer Außenanlagen zu investieren, begegnet die Bevölkerung dem urbanen Freiraum mit einer steigenden Erwartungshaltung an dessen Qualität. Aus fachlicher Perspektive ist diese Entwicklung nicht unproblematisch: Wer profitiert vom Investment in den öffentlichen Raum, wer gibt die Spielregeln vor und wer schöpft den Mehrwert ab?

Der international besetzte Landschaftskongress widmete sich diesen für die zukunfts­fähige städtische Entwicklung zentralen Fragen. Das Einstiegsreferat des Wissenschaftspublizisten Dr. Stefan Klein ging der grundsätzlichen Frage nach dem menschlichen Wertesystem und der Frage nach einer Ökonomie des Glücks nach. In den folgenden vier Blöcken zu Siedlung/Stadtentwicklung, Kulturlandschaft/Naherholung, Wirtschaft und Wasserwirtschaft erläuterten die Referenten ihre jeweils unterschiedlichen Perspektiven auf den Wert und die Inwertsetzung von Landschaft.

Besonders eindrucksvoll war der Vortrag von Dr.-Ing. Nicole Uhrig, Buro Corporate Landscape (D), welche die „grünen“ Firmenstrategien internationaler Großkonzerne erläuterte. Berno Strootman, Strootman Landschapsarchi­tecten (NL), zeigte auf, dass in den Niederlanden selbst großmaßstäbliche Landschaftsplanung längst integral und unter Einbezug der verschiedenen Fachdisziplinen realisiert wird. Darauf, dass auch in der Schweiz großmaßstäbliche Planungen entstehen, ging Veste Nele Zareh, LIN Architecture Urbanisme (D), in ihrem Vortrag über die Entwicklung des trinationalen Projekts 3Land in Basel, Weil am Rhein und Huningue ein: Hier wird der öffentliche Raum als Rahmen für die langfristige Entwicklung des neuen Stadtteils zum zentralen städtischen Wert. Das Projekt 3Land ist eines von drei im Rahmen des Kongresses vorgestellten IBA-Projekten.

Den Abschluss des Kongresses bildete der „Runde Tisch der Präsidenten“, der 2014 das erste Mal durchgeführt wurde: Die Präsidenten der Fachverbände der Landschaftsarchitekten aus der Schweiz (Pascal Gysin), Deutschland (Till Rehwaldt) und Frankreich (Jean-Marc Bouillon, vertreten durch Ariane Deliez) diskutierten in einer von Anette Freytag (ETH Zürich) moderierten Runde die Frage des Mehrwerts des öffentlichen Raums für Individuum und Gesellschaft.

In einem engagierten Schlussplädoyer hob Pascal Gysin (BSLA) hervor, dass die politische wie fachliche Diskussion hierzu überfällig sei. Der Mehrwert von Landschaft müsse als Gesamtkonzept gedacht werden, städtische Verdichtung dürfe nicht zulasten der Freiraumqualität gehen. Schließlich seien gerade die urbanen Freiräume selber eine zentrale Qualität der dichten Stadt. Deswegen dürften Gestalt und Nutzung als voneinander abhängige Werte nicht einzeln betrachtet werden: Qualitäten entstünden durch starke, integrale Planungen der verschiedenen Fachdisziplinen. Es sei daher ein zentrales Anliegen und eines der Ziele des Kongresses, die Landschaftsarchitektur als Fachdisziplin auch bei Behörden und der Bevölkerung wieder stärker ins Bewusstsein zu holen. In Bezug auf den Freiraum leben heute viele Städte von der historischen Substanz. Wenn heute der Mitteleinsatz im öffentlichen Raum hauptsächlich in Unterhalt und ­Pflege, nicht aber in die Entwicklung qualitativ hochwertiger Freiräume investiert ­werde, läge das auch daran, dass die Landschaftsarchitektur gerade jetzt, da sie als Anwalt der Landschaft nötiger denn je sei, an gesellschaftlichem Stellenwert eingebüßt habe. Dem gelte es im Hinblick auf die großen anstehenden Herausforderungen engagiert ent­gegenzuwirken. Wie Monica Linder-Guarnaccia, Geschäftsführerin der IBA Basel, betonte, bedeutet das für die IBA Basel, auch unterschiedliche Sichtweisen zu betrachten und innovative Wege zu beschreiten.

Mit dem Thema „Mehrwert Landschaft“ befasste sich der Kongress 2014 mit einem der zentralen Ziele der bis 2020 angelegten Kongressreihe: das Thema Landschaft gesellschaftlich und kulturell in Wert zu setzen und in seiner Bedeutung für die Entwicklung von Stadtregionen zu stärken. Daran soll im nächsten Jahr weitergearbeitet werden. Thema und Datum des Landschaftskongresses 2015 stehen bereits fest: Es wird um städtische Freiraumqualität und Verdichtung gehen, der Kongress findet am 23. Oktober 2015 in Basel statt.

Kontakt: IBA Basel 2020, Internationale Bauausstellung, Zweigniederlassung des trina­tionalen Eurodistricts Basel (TEB), Voltastasse 30, CH-4056 Basel, E-Mail info@iba-basel.net.

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