„Torfböden haben einen hohen Eigenwert“
Der oben angesprochene Autor des Editorials und Schriftleiter der Zeitschrift antwortet auf den Leserbrief.
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Von Eckhard Jedicke
Brauchen wir den Torfabbau, um Moore zu renaturieren? Torfgewinnung wird doch nicht dadurch gut, dass er allein auf bereits entwässerten und landwirtschaftlich genutzten Böden stattfindet – etwas Anderes ist aufgrund der Naturschutzgesetze auch gar nicht möglich.
Die Bezeichnung Torflagerstätte kennzeichnet den geotechnischen Blick; als Bodenkundler sehe ich den Torf stärker als organischen Bodenhorizont. Torfböden haben als Jahrtausende alte Bodenbildungen einen hohen Eigenwert. Und jeder Kubikmeter Torf, der abgebaut wird, ist ein Verlust von etwas Unersetzbarem; im Editorial wird auf die grundsätzlich Schwierigkeit hingewiesen, unter den aktuellen Nährstoff- und Klimabedingungen eine (Hoch-)Moorregeneration wiederherzustellen. Und jeder Abbau verstärkt erst einmal die Freisetzung von klimaschädlichem CO2. Mag sein, dass diese im Vergleich zur vorherigen Melioration und Degradation durch landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr stark ins Gewicht fällt. Aber dennoch ist jeder Torfabbau ein weiterer Eingriff in ein unersetzliches – wenn auch in diesem Fall nur fragmentarisch erhaltenes – Ökosystem.
Dass der Staat es bislang nicht in ausreichendem Maße schafft, Moore ohne Torfabbau zu renaturieren, kann nicht Argument sein, das dann doch die Torfindustrie machen zu lassen – um den Preis weiterer Torfverluste! Die „Moor-Futures“ in Mecklenburg-Vorpommern zeigen, wie es anders gehen kann. Und der Gartenbau darf sich nicht um die Aufgabe drücken, geeignete Torf-Ersatzstoffe zu entwickeln. Jede Krise ist eine Chance: So kann ein Torf-Abbauverbot wohl erst den nötigen Handlungsdruck schaffen.
Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. Eckhard Jedicke, Jahnstraße 22, D-34454 Bad Arolsen, E-Mail nul@jedicke.de.
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