Fünf vor zwölf für Wiesenvögel
Düsseldorf (NABU). Den Vögeln der Agrarlandschaft geht es schlecht. Selbst in Vogelschutzgebieten wie der Hellwegbörde und dem Unteren Niederrhein geht der dramatische Rückgang von Vögeln der Kulturlandschaft ungebremst weiter, teilte der NABU-Landesverband Nordrhein-Westfalen mit. Aktuell erkläre das Land NRW der EU, wie es den Schutz stark gefährdeter Arten wie Wiesenweihe und Wachtelkönig in der Hellwegbörde verbessern wolle. Gelinge das nicht, so drohe eine Verurteilung im laufenden Vertragsverletzungsverfahren. Für Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW, ist das aber nur die „Spitze des Eisberges“.
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Für die Tier- und Pflanzenarten unserer Kulturlandschaft sei es fünf vor zwölf. Überall im Land würden massive Verluste und Rückgänge gemeldet. Bund und Land seien dringend gefordert, mit massiven Anstrengungen ernsthaft gegenzusteuern. Selbst ehemalige „Allerweltsarten“ wie Kiebitz und Feldlerche seien regional schon vollständig verschwunden oder es drohe das komplette Aussterben in kürzester Zeit.
Eine Untersuchung der NABU-Naturschutzstation Münsterland belege den dramatischen Verlust beispielhaft am Rückgang der Kiebitzpopulationen in großräumigen Untersuchungsgebieten im Kreis Warendorf und der Stadt Münster. Wurden im Teil des Münsterlands 2011 noch 110 Kiebitzpaare kartiert, seien es 2013 lediglich noch 62 Paare gewesen. Im Kreis Warendorf seien 2012 insgesamt noch über 700 Brutpaare festgestellt worden. Doch: „Bei einem aktuellen Reproduktionserfolg von lediglich 0,16 Küken pro Brutpaar und Jahr und einer Populationssterblichkeit von 30 % pro Jahr dürfte die Population in diesem Jahr auf 530 Brutpaare im Kreisgebiet geschrumpft sein“, so Kristian Mantel, Vogelexperte der Station.
Ursache dieser Entwicklung sei ein dramatischer Intensivierungsschub in der Landwirtschaft, der auch vor Schutzgebietsgrenzen nicht Halt mache. Verantwortlich dafür sei eine verfehlte Subventionspolitik der EU, die falsche Weichenstellung von Bauernverbänden und Bundesregierung in Richtung Wachstum industrieller Produktion für den Weltmarkt sowie falsche Anreize des EEG zur Biomassenutzung. Der NABU NRW forderte Bund und Land deshalb auf, endlich die notwendigen Konsequenzen aus diesen nicht zu leugnenden Entwicklungen zu ziehen. Nur schnelles und konsequentes Handeln könne noch ein „Löschen der genetischen Festplatte“ unseres Landes verhindern, erklärte der NABU-Landesvorsitzende. Das Prinzip des Vorrangs freiwilliger Maßnahmen in der Landwirtschaft drohe angesichts von Ausweitung der Massentierhaltung und Biomasseanbau flächendeckend zu scheitern.
Im Kern gehe es auch um die Frage, ob sich NRW einen flächendeckenden Naturschutz leisten wolle oder es zuließe, dass dieser zukünftig von rein ökonomisch ausgerichteten Flächennutzern auf 10 % der Landesfläche zurückgedrängt werde. Das Land müsse künftig alle Möglichkeiten ausschöpfen, EU-Agrarmittel für den Schutz der Arten in der Feldflur bereitzustellen. Leider würde auch die vom Land subventionierte Landwirtschaftskammer in Richtung Wachstum, Produktionsintensivierung und Weltmarkt beraten.
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