Absolventen der Landschaftsarchitektur: Ergebnisse einer Befragung
Zum sechsten Mal hat die Hochschule Osnabrück zusammen mit anderen Hochschulen Absolventen der Landschaftsarchitektur und verwandter Studiengänge befragt. Haben sie Arbeit, in welchen Bereichen arbeiten sie, wie bewerten sie rückblickend ihr Studium? Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.
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Von Martin Thieme-Hack, Susanne Kunde, Ulrich Enneking und Hubertus von Dressler
Die jüngste in dreijährigem Turnus durchgeführte Umfrage basiert auf einem weitgehend unveränderten Fragebogen und beschränkt sich auf die letzten drei Abschlussjahrgänge (2008 bis 2011). Die zentrale Auswertung der Untersuchung lag, wie in den früheren Jahren, wieder in den Händen der Hochschule Osnabrück. Als Leistung erhalten die teilnehmenden Hochschulen Häufigkeitsauswertungen aller Fragen und Kreuztabellen wichtiger Themen wie
Häufigkeitsauswertungen aller Fragen und Kreuztabellen für jede Hochschule,
Horizontalvergleich mit Hochschulen des gleichen Typs,
SPSS- und Excel-Dateien mit den eigenen Umfrageergebnissen für weitere, vertiefende Auswertungen.
Die Absolventenbefragung hat für die beteiligten Hochschulen insbesondere Bedeutung für die interne Nutzung zur Qualitätssicherung, die Evaluierung, die Akkreditierung, die Weiterentwicklung der Curricula, die Studienberatung, die Alumni-Bindung und nicht zuletzt für die Bewerbung der Studiengänge. Bei den Akkreditierungen fragen die Gutachter, je nach Besetzung der Gruppe, gezielt nach den Ergebnissen dieser Absolventenbefragung. Die bisherige und die aktuelle Beteiligung der Hochschulen ist in Tab. 1 dargestellt.
Geringeres Interesse
Leider ist der Trend einer abnehmenden Hochschulbeteiligung erkennbar. Die Hochschule Rhein-Main, Standort Geisenheim, hat sich gerade an einer Absolventenbefragung beteiligt, die für alle Absolventen der gesamten Hochschule Rhein-Main durchgeführt wurde, und daher diesmal nicht teilgenommen. Alle anderen haben den Grund für die fehlende Teilnahme nicht mitgeteilt. Mögliche Gründe können in der finanziellen Belastung, Wiederholungen in größeren Abständen und zunehmend in konkurrierenden hochschuleigenen Systemen der Absolventenbefragung liegen.
Mangelnde Aussagekraft der Ergebnisse sehen die Bearbeiter der Studie nicht als Grund, denn die Rücklaufquoten der Fragebögen lagen bisher zwischen 30 und 50 %. Auch wurden die Ergebnisse von den Hochschulen immer positiv für die Entwicklung und Ausgestaltung der Studiengänge bewertet. Der Mehrwert dieser im Vergleich zu zwischenzeitlich eingeführten hochschulweiten Absolventenbefragungen sehr differenzierten Studie liegt in der Möglichkeit, sich als Landschaftsarchitektur-Hochschulstandort mit dem Durchschnitt der anderen Hochschulen mit diesen Schwerpunkten zu vergleichen.
Berufstätigkeit
Eine wichtige Frage ist, ob die Absolventen nach Abschluss ihres Studiums berufstätig sind. Die Ergebnisse der Fachhochschul-Absolventen auf diese Frage ist in Abb. 1 dargestellt. Auffällig ist die höhere Schwankung in den Vertiefungen Landschaftsplanung und Freiraumplanung. Der Landschaftsbau weist eher eine stabile Quote auf. Das ist auch darin begründet, dass es bisher nur zwei Standorte mit diesem Schwerpunkt gab, die in die Ergebnisse eingeflossen sind. Im Bereich der Landschaftsplanung hat sich die Situation nach der schlechten Arbeitsmarktsituation um 2005 wieder stabilisiert. Die geringeren Werte in der Berufstätigkeit von Absolventen der Freiraumplanung kann mit dem zunehmenden Trend zum Masterstudium in diesem Bereich zusammenhängen
Diese These wird durch die Abb. 2 gestützt, in der die Gründe für die Nicht-Berufstätigkeit aufgezeigt werden. Auffällig ist die relativ hohe Quote der Weiterbildung in der Freiraumplanung sowie die vergleichsweise geringe Quote der Höherqualifizierung im Bereich des Landschaftsbaus. Die hohe Quote im Bereich der Freiraumplanung lässt sich damit erklären, dass ein sechssemestriger Bachelor in vielen Bundesländern nicht kammerfähig ist, die Absolventen sich also ohne eine Weiterqualifizierung in einem konsekutiven Masterstudiengang nicht als Landschaftsarchitekten bezeichnen dürfen.
Hinsichtlich der Frage, ob die Beschäftigung ausbildungsgemäß erfolgt, ist kein echter Trend zu erkennen. Der geringe Wert im Jahr 2005 (50 % in der Landschafts-, 60 % in der Freiraumplanung, 63 % im Landschaftsbau antworteten mit „ja“) kann auf die o.g. konjunkturellen Gründe zurückgeführt werden – in der aktuellen Umfrage beträgt er in dieser Reihenfolge 67, 68 und 71 %. Auch wenn der Anteil der nur „bedingt ausbildungsgemäßen Beschäftigung“ für alle Studiengänge hoch erscheint (aktuell 30, 28 und 25 %), fehlt der Vergleich zu anderen Studienrichtungen.
Für den Landschaftsbau kann vermutet werden, dass nach dem Studium doch einige Absolventen wieder auf die Baustelle gehen – aber nicht, weil sie keine ausbildungsgemäße Stellen finden, sondern weil sie nicht bereit sind, den Wohnort zu wechseln. Die im Durchschnitt etwas geringeren Werte im Bereich der Landschaftsplanung müssen auch vor dem Hintergrund des in Abb. 3 dargestellten sehr vielfältigen Arbeitsmarkts für Absolventen der Landschaftsplanung gesehen werden.
Wirtschaftszweige
In Abb. 3 ist die Verteilung der Absolventen der Studienschwerpunkte auf die Wirtschaftszweige auf Grundlage der Datenbasis 2011 dargestellt. Hier gibt es keine bemerkenswerten Veränderungen zu den Vorjahren. Deutlich wird aber, dass jeder Studienschwerpunkt zwar einen Hauptwirtschaftszweig hat, aber die Absolventen der Schwerpunkte mehr oder weniger in allen Wirtschaftszweigen Beschäftigungsmöglichkeiten finden. Das spricht für eindeutige Schwerpunktsetzungen innerhalb der Curricula, wenn dabei aber gleichzeitig nicht zentrale gemeinsame Grundlagen des Berufsfelds vernachlässigt werden.
Schwerpunkte in der Lehre
In den Hochschulen, Berufsverbänden und gemeinsamen Arbeitskreisen wird derzeit intensiv die Frage nach Zeitpunkt und Umfang einer Spezialisierung im Bachelor- und Mastersystem diskutiert. Auch dazu wurden die Absolventen befragt. Als Grundlage ist z.B. die Frage besonders interessant, welche Fächer oder Module die Absolventen in ihren ersten drei Jahren auf Grund ihrer Berufserfahrung für wichtig halten und ob der Umfang, in dem das Thema behandelt wurde, zu viel, ausreichend oder zu wenig war. Hier lassen sich sowohl sehr deutliche Unterschiede zwischen den gewählten Studienschwerpunkten erkennen als auch Hinweise auf für die verschiedenen Schwerpunkte gemeinsam wichtigen Fachinhalte.
Die Fächer/Module, die im Schwerpunkt Landschaftsplanung (n=123) als wichtig (besser als 2,0 auf einer Skala von 1 = sehr wichtig bis 5 = nicht wichtig) angesehen werden, sind EDV, GIS und Fernerkundung; Ökologie; Landschaftsplanung; Eingriffsregelung und Umweltverträglichkeitsprüfung; Naturschutz; Planung; Pflanzensoziologie, Vegetationskunde und Botanik; Umwelt- und Planungsrecht und Bauleitplanung; Zoologie und Faunistik sowie Kommunikation und Präsentation. Auffällig ist, dass die Absolventen mit dem Schwerpunkt Landschaftsplanung Lehrangeboten zu Geschichte der Gartenkunst und Gartendenkmalpflege einen größeren Schwerpunkt beimessen, als das bisher der Fall zu sein schien.
Im Schwerpunkt Freiraumplanung (n=213) sind dieses CAD, Darstellungstechnik und Bauzeichnen; Freiraum- und Objektplanung; Grundlagen der Gestaltung; Entwurfsplanung; Ausführungsplanung; Baukonstruktion; Gehölz- und Staudenkunde; Bepflanzungsplanung; Planungsrecht und Bauleitplanung; Bauvertragsrecht; VOB. Im Umfang zu wenig, so die Absolventen der Freiraumplanung, waren auch hier Geschichte der Gartenkunst, aber auch Botanik und Bodenkunde.
Wichtige Module im Bereich des Landschaftsbaus (n=142) sind nach Alsolventen-Einschätzung Baubetrieb; Auftragsabwicklung; Datenverarbeitung; Bauvertragsrecht; VOB; Management; Personalführung; Tiefbau; Wegebau; Gehölz- und Staudenkunde; Wasserbau; Entwässerung; Vermessungstechnik; Projektmanagement; Bodenmechanik; Erdbau; Vegetationstechnik; Betriebswirtschaftslehre; Kommunikation und Präsentation; Ausführungsplanung; Bepflanzungsplanung; Baukonstruktion. Auch die Ingenieure im Landschaftsbau wünschen sich mehr Geschichte der Gartenkunst, Ökologie sowie Zoologie.
Insgesamt sind diese Angaben nicht ohne weiteres auf die Gestaltung der Curricula zu übertragen und müssen genauer analysiert und bewertet werden.
Alle Absolventen haben angegeben, dass Projektarbeit für das Studium sehr wichtig ist und im Umfang durchaus mehr sein könnte. Dieser Frage nach dem Verständnis von Projektarbeit an den einzelnen Standorten hat sich nun auch die Hochschulkonferenz Landschaft (HKL) angenommen.
Kontaktadresse: Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Geschäftsbereichsleiter Dipl.-Ing. (FH) Marc-Guido Megies, Postfach 1940, 49009 Osnabrück, E-Mail m.megies@hs-osnabrueck.de.
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