Humus und Bodenleben schwinden
Leipzig (NeFo). Jährlich verliert Deutschland durch Erosion zwanzigmal mehr fruchtbaren Boden, als sich nachbilden kann. Ein wesentlicher Faktor dabei ist die Intensivierung der Landwirtschaft. Darauf hat das Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NeFo) hingewiesen, eine Kommunikationsplattform für Wissenschaftler und Anwender von Wissen zur biologischen Vielfalt.
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Fehlender Humus werde mit Kunstdünger nur scheinbar ausgeglichen. Für die Verfügbarkeit von Nährstoff für die Pflanzen sorge nämlich die Vielfalt und Zahl an Bodenorganismen. Intensivlandwirtschaft dezimiere diese jedoch zunehmend, und damit auch die Leistungen der Böden. Forscher appellierten deshalb an die Agrarpolitik, die Bedeutung der Leistungen von Ökosystemen anzuerkennen und durch die EU-Agrarreform stärker zu fördern.
Während gesunde und leistungsfähige Böden Humusgehalte zwischen 3,5 und 6 % hätten, wiesen die meisten landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen in Deutschland lediglich 1 bis 2 % Humus oder weniger auf. In diesem Bereich gingen die Ertragsmengen deutlich zurück.
„Die Nutzung eines Bodens als totes Substrat für Pflanzenbau ist nicht nachhaltig“, sagte Dr. Hubert Höfer, Bodenökologe am Naturkundemuseum Karlsruhe. Notwendig seien Erholungsphasen mit einer Pflanzendecke und ohne Pflanzenschutzmittel und Dünger, die den Aufbau organischer Substanz im Boden zulässt. Denn die Diversität der Bodenorganismen wirke wie eine Versicherung gegenüber Stressfaktoren. „Gerade wenn im Zuge des Klimawandels bestimmte (Nutz-)Pflanzenarten mit den Klimazonen wandern und auf ganz andere Böden treffen, brauchen wir die Reaktionsfähigkeit der Bodengemeinschaft umso dringender.“
Tatsächlich gefährde die Landwirtschaft durch die Degradierung der Böden und ihrer Ökosystemleistungen erheblich unsere künftige Versorgungssicherheit, erklärten die NeFo-Forscher. „Analysen des Bodens als Substrat für die Agrarproduktion zeigen, dass wir schon heute unseren Bedarf an Agrarprodukten nicht mehr mit unseren europäischen Ackerböden alleine decken können“, erklärte Dr. Tobias Plieninger von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
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