Klima- und Naturschutz – verbündet euch!
Ein „löchriger Rettungsschirm für das Klima“ ist das Ergebnis des Weltklimagipfels im südafrikanischen Durban: Der 1997 beschlossene Klimaschutzvertrag von Kyoto wird fortgeführt mit einer zweiten Phase und einem neuen Abkommen ab 2020. Doch welche rechtliche Form das Abkommen haben wird und welche Verbindlichkeit es damit entfalten kann, blieb offen. So erscheint fraglich, ob sich die großen Verschmutzer künftig überhaupt den Klimaschutzzielen verpflichten.
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Für BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger setzen die „Bremserstaaten“, allen voran die USA, mit ihrer Verzögerungstaktik das Leben von Millionen von Menschen und der biologischen Vielfalt auf’s Spiel. Erst kurz vor Durban kam die Meldung auf den Tisch: Noch nie wurden für den globalen Kohlendioxid-Ausstoß so hohe Werte gemessen wie heute. Das deutsche und europäische Ziel, den Anstieg der Mitteltemperatur auf 2°C zu begrenzen, kann so nur Makulatur sein – erst recht, weil in Durban wieder eine Chance zum Gegensteuern nicht ausreichend genutzt wurde.
Klimaschutz und Naturschutz sind in zweierlei Hinsicht natürliche Verbündete, nicht allein als Leidensgenossen in Bezug auf mangelnden gesellschaftlich-politischen Rückhalt:
Erstens braucht Naturschutz einen wirksamen Klimaschutz, sollen nicht all seine mäßigen Erfolge vom Klimawandel überrollt werden. Das legen die erschreckenden Prognosen zur Veränderung der Biodiversität aufgrund des Klimawandels nahe. Um 200 Höhenmeter wird sich je Grad Temperaturerhöhung im Schnitt das Areal von Pflanzen- und Tierarten verschieben.
Zweitens erfordert Klimaschutz im Bereich der Landnutzung eine geänderte Praxis, die oft zugleich die Biodiversität entwickeln hilft. Zum Weltbodentag am 05. Dezember wurde das Niedermoor zum „Boden des Jahres 2012“ gekürt. Er belegt wie kaum ein anderer die Vernetzung von Boden-, Klima- und Biodiversitätsschutz: Niedermoor fungiert als Kohlenstoffsenke. Wiedervernässung und Moorentwicklung gewinnen verlorene Lebensräume und Biozönosen zurück.
Und dennoch droht der Naturschutz mancherorts auf dem Altar des Klimaschutzes geopfert zu werden, kämpft Natur- gegen Klimaschutz. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat einen neuen Schub in der Intensivierung der Landnutzung ausgelöst: Pachtpreise steigen, Grünland wird umgepflügt, Maisanbau ist auf dem Vormarsch. Weder der Vertragsnaturschutz noch Schäfer können damit konkurrieren. Beim Ausbau der Windkraft droht mancherorts die (naturschutzrechtlich gebotene) Abwägung aus dem Blick zu geraten – weil vielfach die überregionale Steuerung fehlt. Das Repowering, der Ersatz alter Windenergieanlagen durch neue, leistungsstärkere, kann Fehler der Vergangenheit mildern, wie ein Hauptbeitrag in diesem Heft verdeutlicht.
Zwei weitere Hauptthemen dieses Heftes haben ebenso nicht nur randlich Bedeutung für den Klimaschutz: die extensive Beweidung und die Förderung von Totholz. Die Nutzung jeglichen Restholzes aus dem Wald, aus energetischer Sicht vielfach gewünscht, ist dabei ein zweischneidiges Schwert: Prozessschutz kann unter bestimmten Voraussetzungen stärker zur Bindung von CO2 beitragen als Holznutzung. Eine Frage, die dringend weiterer Analysen bedarf: Wie viel Holznutzung in unseren Wäldern ist wirklich nachhaltig? Immer spielt auch die Ökonomie mit: Für die Honorierung ökologischer Leistungen der Forstwirtschaft entwirft der erste Hauptbeitrag ein Modell.
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